Amtsgericht Dachau:Mit 15 auf die schiefe Bahn

Drei Jugendliche brachen in eine Imbissbude, einen Kiosk, ein Jugendzentrum und einen Sportverein ein. Jetzt sind sie verurteilt worden.

Petra Schafflik

Wie die drei Jugendlichen da still und konzentriert auf der Anklagebank sitzen, möchte man ihnen die Straftaten gar nicht zutrauen, die ihnen die Staatsanwaltschaft zur Last legt: Wegen mehrfachen Diebstahls, versuchten Diebstahls und Sachbeschädigung mussten sich zwei 19-Jährige und ein erst 15 Jahre alter Junge aus dem Landkreis am Montag vor dem Jugendgericht verantworten.

Amtsgericht Dachau: Drei jugendliche Intesivtäter sind vom Amtsgericht Dachau zu Dauerarrest und Arbeitswochenende verurteilt worden.

Drei jugendliche Intesivtäter sind vom Amtsgericht Dachau zu Dauerarrest und Arbeitswochenende verurteilt worden.

(Foto: dapd)

Amtsrichter Daniel Dorner verurteilte die beiden Haupttäter zu vier beziehungsweise drei Wochen Dauerarrest. Einer der beiden 19- Jährigen, der bei der Diebestour als Fahrer fungiert hat, muss ein Arbeitswochenende ableisten. Geklaut haben die jugendlichen Diebe, die alle Tatvorwürfe einräumen, gleich mehrmals im vorigen Jahr: Anfang November waren alle im Auto des 19-jährigen Lehrlings unterwegs.

Zum Jugendzentrum ließen sich der 15-jährige Schüler und sein 19-jähriger Kumpan kutschieren. Dort schlug der Ältere der beiden mit einem Brecheisen die Glasscheibe in der Eingangstür ein, Fernseher, Spielkonsole samt Spielen und Zubehör wurden zum Schuppen des 15-Jährigen transportiert.

Zu Fuß kehrten die zwei Diebe schließlich zum Tatort zurück, zerstörten die Alarmanlage und zwei Computer, auf denen die Überwachungsvideos gespeichert werden, wie der 15-Jährige von Besuchen im Jugendzentrum wusste.

Am Stehlen haben die beiden da offenbar Gefallen gefunden: Nur wenige Tage später zogen sie erneut auf Diebestour durch den Ort. Aus einer Imbissbude und einem Kiosk entwendeten sie Bargeld, einen Kompaktfernseher, Süßigkeiten und Zigaretten.

Beim Sportverein störte ein Passant sie am Einsteigen, ein zweiter Imbisswagen war zu gut gesichert. Aus Wut wegen der geringen Beute kehrten die Jugendlichen zurück zum ersten Imbiss und leerten dort einen Feuerlöscher aus: Sachschaden 5000 Euro.

Die Diebstähle innerhalb weniger Tage sind keine Ausrutscher. Alle Angeklagten müssen sich wegen weiterer Straftaten verantworten: Der Lehrling, der beim ersten Diebstahl Chauffeur spielte, hat im Herbst 2010 noch zweimal in Supermärkten geklaut, beide 19-Jährigen haben im Frühjahr 2009 Graffitis gesprüht und sind wegen Sachbeschädigung angeklagt.

Auch der Jüngere ist kein unbeschriebenes Blatt. Zur Verhandlung kommt er aus dem Gerichtssaal nebenan, wo Amtsrichterin Petra Nolte ihn gerade wegen Computerbetrugs verurteilt hat.

Der 15-jährige Schüler lebt inzwischen in einem geschlossenen Jugendheim, er habe "viel Scheiße gebaut", sagt er reumütig. Sein 19-jähriger Freund nennt seine damals schwierige Lebenssituation als Auslöser für die Taten: Von zu Hause rausgeflogen, habe er aus Frust die Arbeit gekündigt, drei Monate lang bei einem Kumpel und auf der Straße gewohnt. Das Diebesgut haben die beiden zurückgegeben. Doch der Sachschaden ist enorm, summiert sich nach Berechnungen der Staatsanwaltschaft auf insgesamt 22500 Euro.

Den beiden Dieben bescheinigt Richter Dorner "erhebliche kriminelle Energie". Mit einem Werkzeug seien sie durch den Ort gelaufen, "um jede Einbruchsgelegenheit wahrzunehmen." Der Ältere muss dafür vier Wochen in Dauerarrest.

Den 15-Jährigen, der bereits im geschlossen Heim unter arrestähnlichen Bedingungen lebt, verurteilt das Amtsgericht Dachau zu drei Wochen Dauerarrest. Der dritte im Bunde, der 19-jährige Lehrling, der seine beiden Kumpels zum Einbruch gefahren und in Läden geklaut hat, kommt mit einem Arbeitswochenende davon.

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