Süddeutsche Zeitung

Amtsgericht Dachau:Kriegsarsenal im Keller

Im Keller eines Karlsfelders lagerten illegal Maschinenpistolen, halbautomatische Waffen, Revolver und Karabiner. Jetzt wurde er vom Amtsgericht Dachau zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Robert Stocker

Er hatte ein ganzes Waffenarsenal in seinem Keller versteckt - und die Behörden hatten über Jahre hinweg keine Ahnung davon. In einem Waffenschrank stellten Polizeibeamte eine vollautomatische, geladene Maschinenpistole, halbautomatische Pistolen, Revolver und Karabiner sicher, dazu Unmengen von scharfer Munition. Eine Erlaubnis für den Besitz der Waffen hat der Karlsfelder Kaufmann bis heute nicht.

Die Sache kam erst ans Licht, als ihn seine Frau nach einem handfesten Streit anzeigte. Sie fürchtete offenbar um ihr Leben. Amtsrichter Lukas Neubeck verurteilte den 55-Jährigen jetzt wegen unerlaubten Waffenbesitzes, vorsätzlicher Körperverletzung und Fahren ohne Fahrerlaubnis zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

"Ich habe Angst bekommen, dass er mich nach dem Streit erschießt", sagte die 49-jährige Ehefrau des Angeklagten vor Gericht. Deshalb informierte sie die Polizei über die Waffen im Keller und stellte Strafanzeige wegen Körperverletzung.

Die Ehe der beiden ist offenbar schon seit langem zerrüttet. Der Streit im Mai vergangenen Jahres entzündete sich an einem Chip, auf dem Fotos der Frau gespeichert waren. Ihr Mann wollte ihn nicht herausgeben, im Gegenzug versteckte sie seinen Laptop, den er für die Abwicklung eines Geschäfts benötigte.

Darüber war der 55-Jährige so erzürnt, dass er seine Frau am Hals packte und kurz würgte. Daraufhin wollte die 49-Jährige mit ihrem Auto wegfahren; weil der Angeklagte seinen Laptop darin vermutete, entriss er ihr den Schlüssel. Dabei wurde die Frau an der Hand verletzt.

Vor Gericht stritt der Kaufmann zunächst ab, dass alle sichergestellten Waffen ihm gehören. Einige habe er beim Abbruch eines Hauses in Fürstenfeldbruck gefunden, andere habe er von Bekannten bekommen. Doch viele, darunter die vollautomatische Maschinenpistole, seien ohne sein Wissen in den Schrank gelangt.

"Da haben wohl Leute aus dem Bekanntenkreis meiner Frau einige Waffen bei mir entsorgt", verteidigte sich der Angeklagte. Mit einem Bekannten benutzte er die Pistolen auf einem Schießstand, außerdem habe er den Jagdschein machen wollen. Nach dem Streit hatte seine Frau zwei Pistolen mit Munition in einem Sideboard in der Wohnung gefunden, zuvor wusste sie nur von einem Luftgewehr und einer Luftpistole, die sie selbst schon im Garten benutzt hatte.

Der Waffenschrank im Keller, von dessen Existenz sie wusste, sei immer abgesperrt gewesen. Einen Schlüssel dafür habe sie nicht besessen. "Ich war überrascht, wie viele Waffen sich darin befanden", sagte die Frau vor Gericht.

Nach dem Hinweis von Staatsanwalt Thomas Böx, dass eine Bewährungsstrafe nur bei einem umfangreichen Geständnis in Frage komme, beriet sich die Verteidigerin mit dem Angeklagten. Das Gericht hatte sich zuvor darauf verständigt, bei einem Geständnis eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auszusprechen. Daraufhin räumte der Angeklagte den Sachverhalt ein.

In seinem Plädoyer sagte der Staatsanwalt, der Angeklagte habe eine "Kompanie-Ausstattung an Waffen und Munition" besessen, ohne dafür eine Erlaubnis zu haben. Zugunsten des Angeklagten sei sein Geständnis zu werten, zu seinen Lasten gehe eine Reihe von Vorstrafen wegen Verkehrsdelikten. Weil er sich schon einmal an eine Bewährung gehalten habe, könne man eine positive Prognose stellen. Die Verteidigerin schloss sich dem Antrag des Staatsanwalts an.

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Quelle:
SZ vom 17.02.2011
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