Amtsgericht Dachau:Brandstifter muss ins Gefängnis

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Er legte Feuer, um seine Einbruchspuren in einer Dönerbude verwischen - und zerstörte dem Besitzer so die Existenz: Ein 23-Jähriger wird zu einer Haftstrafe verurteilt, seine Komplizen bekommen Freizeitarrest.

Gregor Schiegl

Am 21. Januar 2008 stand Awat Arif vor den Trümmern seiner Existenz. "Es war alles schwarz", erzählt er; das kleine Döner-Lokal, das er drei Jahre zuvor im Gewerbegebiet Karlsfeld gekauft hatte - es war nur noch Schutt und Asche. In der Nacht zuvor waren vier Jugendliche eingebrochen. Um die Spuren zu verwischen, hatte einer von ihnen Feuer gelegt, geschätzter Schaden 50.000 Euro. Eine Brandschutzversicherung hatte er nicht. Der Kurde, der 1996 mit seiner Familie vor dem Hussein-Regime im Irak nach Deutschland geflohen war, musste noch einmal ganz von vorne angefangen.

Ein Jahr und vier Monate für Brandstiftung: Das Amtsgericht Dachau schickt den Rädelsführer, der vor zwei Jahren einen Döner-Wagen angezündet hatte, hinter Gitter. Seine Mittäter kommen mit Freizeitarresten davon. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehr als zwei Jahre später ist nun endlich der Prozess gegen die drei Täter am Amtsgericht Dachau zu Ende gegangen. Das Verfahren gegen den vierten wurde abgetrennt. Der inzwischen 23 Jahre alte mutmaßliche Rädelsführer muss für ein Jahr und vier Monate hinter Gitter; denn sein Vorstrafenregister umfasst bereits neun Einträge, von gefährlicher Körperverletzung über Diebstahl, Wohnungseinbruch und Sachbeschädigung bis zu Fahren ohne Fahrerlaubnis - und er steht unter offener Bewährung.

Seine Komplizen, 20 und 18, kommen mit Freizeitarresten und einem Arbeitswochenende davon. Bei Awat Arif entschuldigt haben sie sich nicht. Schadenersatz haben sie auch keinen gezahlt. Awat Arif hat sich mit Krediten selbst alles neu aufgebaut. "Ich war sehr traurig", sagt er. Aber jetzt begrüßt er seine zahlreichen Kunden aus dem Gewerbegebiet wieder mit einem fröhlichen Servus. "Hauptsache ich bin gesund und meine Familie." An den Pressholzwänden seines neuen Lokals hängen zwischen Hirschgeweih und Pin-up-Kalender immer noch die alten Zeitungsberichte vom Brand damals.

Eingebrochen worden sei bei ihm schon öfter, sagt Awat Arif. Das Schloss war dann kaputt und mal 30 Euro weg. "Aber warum alles kaputtmachen?" Das habe er nicht verstanden, "das ist krank." Die drei Täter können es auch nicht erklären. "Die ganze Geschichte war ein Riesenschmarrn", sagt der Rädelsführer heute. Damals, im Januar 2008, war er 20, sein mitangeklagter Komplize erst 15, der dritte feierte an jenem Tag 18. Geburtstag.

Deswegen hatten sie sich am Eichinger Weiher getroffen. Es gab Bier, Sekt und Schnaps. Spätabends entschlossen sie sich noch zu einem Ausflug ins Gewerbegebiet. Sie wollten dem Geburtstagskind "etwas zeigen". Auf der Fahrt rückte der Älteste mit seinem Plan heraus: die Döner-Bude aufhebeln und ausrauben.

Während der mit 15 Jahren Jüngste Schmiere stand, luden die anderen die Beute ins Auto: einen Kasten Bier, einen Kasten Cola und Hände voll Kaugummis. Der 18-Jährige half mit. "Es war wie eine Art Gruppenzwang." Dann zündete der Älteste einen abgestellten Biergartenschirm an. Außerdem öffnete er eine der fünf Propangasflaschen, die zum Beheizen des Lokals verwendet werden.

Der 18-jährige Kompagnon reagierte "geschockt" und drehte das Gas sofort ab. Der Plastikschirm sei da aber schon nicht mehr zu löschen gewesen, er brannte "lichterloh". Die Jugendlichen gerieten in Panik und hauten ab.Immerhin konnte der 18-Jährige eine Explosion verhindern. Die fünf Flaschen im Lager beinhalteten etwa 120 Kilogramm Propangas.

© SZ vom 21.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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