Ampertaler des Monats:Der Eisvogel lebt im Verborgenen

Ampertaler

Auf der Lauer: Von Ästen aus stürzt sich der Eisvogel ins Wasser und ergreift seine Beute mit dem Schnabel.

(Foto: Kurt Scholz)

Die Gebietsbetreuung des Ampertals stellt jeden Monat einen Ureinwohner dieser Region vor. Im Februar ist die Wahl auf den Eisvogel gefallen, dessen Lieblings-Jahreszeit beileibe nicht der Winter ist - auch wenn es sein Name vermuten lässt. Ganz im Gegenteil, bei zu viel Eis auf den Gewässern wird es sogar lebensgefährlich für diesen farbenprächtigen, aber heimlichen Ampertaler. Seine Bezeichnung rührt vermutlich eher vom althochdeutschen Wort "eisan" her, was glänzen oder schillern bedeutet.

Trotz seiner gefälligen Erscheinung ist es sehr schwer, den Eisvogel zu Gesicht zu bekommen. "In seinem Lebensraum, naturnahen Still- und Fließgewässern, bewegt er sich meist im rasanten Flug knapp über der Wasseroberfläche und entzieht sich so der Beobachtung", weiß Gebietsbetreuer Sebastian Böhm. "Er sitzt zwar auch regelmäßig exponiert in Ufergehölzen, ergreift jedoch bei Annäherung, meist schon lange bevor man ihn entdeckt, die Flucht." Lediglich der durchdringende Ruf verrät oftmals die Anwesenheit des Eisvogels, der sich größtenteils von Fischen ernährt. Die fängt er, indem er sich von Ästen oder aus dem Flug ins Wasser stürzt und seine Beute mit dem Schnabel ergreift. "Das ist auch der Grund, warum kalte Winter mit vereisten Gewässern so eine große Gefahr für ihn darstellen", sagt Böhm. "Denn bei Eis kommt er nicht mehr an seine Nahrung heran, und in harten, langen Frostperioden können bis zu 90 Prozent der Eisvögel verhungern." Auch das Brutverhalten ist spannend. Denn der Eisvogel baut kein klassisches Nest, sondern legt in Uferabbrüchen eine lange Röhre an, an deren Ende er seine Eier in eine eigens gegrabene Kammer legt. "Deshalb nannte man ihn früher auch Ufer- oder Wasserspecht", so Böhm. "Und um die zum Teil großen winterlichen Verluste auszugleichen, wird bis zu viermal im Jahr gebrütet."

Der Eisvogel wird auf der Roten Liste als gefährdet geführt. "Seine Biologie stellt ihn in unserer stark veränderten Landschaft vor große Probleme", weiß der Gebietsbetreuer. "An kanalisierten, verbauten Gewässern fehlt es an Brutplätzen, Gehölzen zum Ansitz auf Beute und auch an Flachwasserbereichen, an denen es sich besonders gut jagen lässt." Ebenso sei vermehrtes Hochwasser, begünstigt durch zunehmende Starkniederschläge und fehlendes Rückhaltevermögen in der Aue, durch Ertrinken und Nahrungsmangel eine direkte Gefahr für die Brut. "So steht auch dieser Vogel als Symbol für die Notwendigkeit von Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen an unseren Gewässern."

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