Süddeutsche Zeitung

Amperkliniken Dachau:Pflegekräfte protestieren

Beschäftigte der Amperkliniken fordern mehr Personal

Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstagnachmittag zu einer Protestaktion vor dem Amperklinikum in Dachau aufgerufen: Beschäftigte aus fünf Stationen des Klinikums stellte sich explizit nicht als freiwillige Reservekräfte zur Verfügung, um eventuelle personelle Engpässe an diesem Tag auszugleichen. Insgesamt 15 Beschäftigte des Amperklinikums beteiligten sich an der Protestaktion, Gewerkschaftssekretär Christian Reischl zeigte sich zufrieden: "Wir werden diese Methode häufiger einsetzen, wenn es nötig ist." Anlass für den Protest ist eine Beschäftigtenbefragung in 50 bayerischen Krankenhäusern: Nach dieser wäre das Arbeitspensum der Angestellten bereits zum 23. Oktober voll, wenn sich die Arbeitgeber an eine bedarfsorientierte Besetzung der Pflegestellen halten würden. Reischl kritisiert: "Es gibt zu wenige Reservekräfte, die kurzfristige Ausfälle ausgleichen können." Dass die Pflegekräfte bislang häufig für ausgefallene Kollegen einspringen müssen und dabei Überstunden ansammeln, trage zu schlechten Arbeitsbedingungen bei.

Gleichzeitig ist es ein Protest gegen das Gesundheitsministerium, mehr als hundert Kliniken sollen an diesem Tag deutschlandweit ähnliche Aktionen geplant haben. In Bayern unterzeichneten mittlerweile mehr als 100000 Bürger eine Initiative, die die Einrichtung verbindlicher Personalvorgaben für Pflegekräfte fordert. Robert Hinke, Landesfachbereichsleiter für Gesundheit und Soziales bei Verdi, appelliert an die "potenziellen Koalitionäre Bayerns", diese Forderungen aus der Gesellschaft ernst zu nehmen. Hierzu gehörten flexible Arbeitsmodelle und sichere Arbeitszeiten für Beschäftigte, sowie ein verbesserter Personalschlüssel in der Pflege. Damit könnten Anreize für den Beruf geschaffen und dem Mangel an Fachkräften entgegen gewirkt werden.

Der Vorwurf: Die Arbeitgeber würden auf Kosten des Pflegepersonals und der Patienten sparen. Ein Pfleger vor dem Klinikum Dachau formuliert es auf seinem Protestplakat so: "Wir sind sauer und lassen uns nicht länger auspressen." Laut Pia Ott, Pressesprecherin des Amperklinikums in Dachau, habe die Protestaktion keine Auswirkungen in den Helios-Amper-Kliniken Dachau und Indersdorf gehabt. Der reguläre Dienstplan sei wie geplant eingehalten worden. Den Aufruf der Gewerkschaft Verdi an die Pflegekräfte, nicht außerhalb des Dienstplans einzuspringen, kritisierte sie als wenig konstruktiv. Die Aktion von Verdi diene offenkundig eher der Gewinnung neuer Mitglieder als der ernsthaften Auseinandersetzung in der Diskussion.

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Quelle:
SZ vom 24.10.2018 / AEJ
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