Amperklinik Dachau:Letzte Hoffnung Schmerztherapie

Schmerzen haben viele Ursachen, körperliche Probleme spielen oft nur eine kleine Rolle. In Dachau hilft einer der besten Therapeuten Deutschlands den Patienten.

Sabine Kain

In einem bundesweiten Ranking ist Bernhard Arnold, Chefarzt der Dachauer Tagesklinik für Schmerztherapie, kürzlich als einer von Deutschlands führenden Therapeuten ausgezeichnet worden. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter chronischen Schmerzen. Ausgelöst und verschärft werden diese sehr oft von seelischen Problemen. Und gerade psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Vor elf Jahren baute Bernhard Arnold im Klinikum Dachau die Schmerztherapie auf. Mittlerweile behandelt er jedes Jahr an die 100 Patienten aus dem Landkreis, die ihre Schmerzen nicht mehr ertragen.

Amperklinik Dachau: Im Dachauer Krankenhaus gibt es eine Tagesklinik für Schmerzpatienten.

Im Dachauer Krankenhaus gibt es eine Tagesklinik für Schmerzpatienten.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Schmerz ist ein zunehmendes Problem", sagt Arnold. "Womöglich hat es etwas mit steigenden Leistungsansprüchen zu tun. Oder mit einer Versagensproblematik." Das Prinzip der Medizin als Reparaturbetrieb funktioniere bei chronischen Schmerzen, die über eine rein körperliche Ursache hinausgehen, nicht mehr. Denn eine psychische Komponente komme ins Spiel. Arnold führt ein modellhaftes Beispiel an: Ein Patient mit chronischen Rückenschmerzen war vier, fünf Mal im Kernspin ohne gravierenden Befund. "Man versuchte es mit Medikamenten, Massagen, Physiotherapie, Injektionen, Nervenverödungen - ohne Erfolg." Der Patient sei überzeugt, dass seine Wirbelsäule kaputt sei. "Er hat aber noch zehn Jahre bis zur Rente."

Dieser Patient wäre in seiner Schmerzklinik "sehr gut aufgehoben", sagt Arnold. Denn er brauche zwingend professionelle Hilfe - und zwar von mehr als nur einem Spezialisten. Acht Mediziner, Psychologen und Physiotherapeuten erarbeiteten in der Tagesklinik in Teamarbeit für jeden Patienten individuelle Behandlungsinhalte. In Gruppen mit maximal acht Personen durchliefen die Betroffenen eine fünfwöchige Therapie, in der sie durch körperliche und mentale Übungen lernten, sich selbst ein besseres Leben zu gönnen. "Das körperliche Problem ist oft vernachlässigbar gering", so Arnold. "Die psychische Komponente pfropft sich auf diese Schwachstelle drauf und dann verstärkt das eine das andere."

Wenn Patienten das erste Mal zu ihm kämen, passiere stets das Gleiche: "Die Patienten möchten immer ihre momentane Situation schildern und ich möchte wissen, wie sie dahin gekommen sind." Fehlgeschlagene Operationen, ein neuer Chef, Konflikte in der Familie, ein verweigerter beruflicher Aufstieg: Alle möglichen Leidensursachen habe er schon zutage gefördert, sagt Arnold: "Allein durch Gespräche." Dass sich der Arzt Zeit nehme, befreie die Betroffenen von der Angst, nicht ernst genommen zu werden. "Wir sind eine kleine Einrichtung", gibt Arnold zu bedenken. "Mit wenigen Patienten, aber mit vielen Ohren."

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