Amper Klinikum:Unmut beim Personal

Die Beschäftigten des Helios Amper-Klinikums sind entsetzt über den Umgang mit ihrem ehemaligen Klinikchef Bernward Schröter. 30 Angestellte aus Verwaltung und Pflege haben in den vergangenen drei Monaten gekündigt.

Von Viktoria Großmann

Der Weggang des Vorstands des Amper-Klinikums Bernward Schröter hat offenbar weitere personelle Veränderungen zur Folge. Etwa 30 Angestellte aus den Bereichen Verwaltung und Pflege haben in den letzten drei Monaten das Haus verlassen, von sechs Mitarbeitern in der Personalabteilung haben vier gekündigt. So berichtet es Claus-Dieter Möbs, Vorsitzender des Amper-Klinikum-Betriebsrats. Angestellte des Hauses sind entsetzt über den Umgang mit ihrem Klinikchef, der nicht offiziell verabschiedet wurde, und sehen die Zukunft des Hauses düster.

Einige Angestellte hätten bereits befürchtet, dass Schröter seinen Posten aufgibt, oder aber sie seien mit den Vorgaben der Helios GmbH nicht zurecht gekommen, sagt Möbs. Der Konzern hatte vor einem Jahr 94,9 Prozent der Anteile der Amper-Kliniken AG übernommen und setzt nun seine eigenen betrieblichen Vorstellungen um. Laut geäußerte Überlegungen, etwa die Personalabteilung in der Zukunft vielleicht mit der des Klinikums München-West in Pasing zusammenzulegen, hätten weiterhin einige veranlasst, sich anderswo nach einer Stelle umzusehen, so sagt Möbs. Hinter dem Schlagwort "Regionalisierung", so glaubt er, stecke nichts weiter als eine Personaleinsparung.

"Die Personalabteilung ist vorerst lahm gelegt", sagt Möbs. Auch in der Finanzbuchhaltung und in der kaufmännischen Leitung hätten Mitarbeiter gekündigt. Durch die Anforderungen von Helios hätten sie sich in ihren Arbeitsweisen gehandicapt gefühlt. Möbs ist wie einige Angestellte skeptisch, was die Zukunft unter Helios bringen wird. Zu dem Misstrauen haben vor allem die langwierigen Tarifverhandlungen im Herbst beigetragen. Nach Ansicht von Birgit Ziemann ist der letztlich positive Abschluss vor allem Bernward Schröter zu verdanken. Ziemann ist seit 14 Jahren am Amper-Klinikum und bildet Pflegekräfte aus. "Er hat positive Energie verbreitet", sagt Ziemann. Der Klinikchef habe sich auch auf Teamsitzungen blicken lassen, um sich anzuhören, was zum Beispiel die Krankenschwestern beschäftigt.

"Er war ein Freund der Beschäftigten", sagt Pfleger Jan Wolf, "aber kein Freund von Helios." Er ärgert sich, dass Schröters Weggang den Angestellten nur in einer dürren E-Mail mitgeteilt wurde und für den beliebten Vorstand keine Abschiedsfeier statt gefunden hat. Auch Wolf glaubt, dass der neue Konzern vor allem an Einsparungen interessiert ist. So würden mehr Pflegehelfer statt fertig ausgebildete Fachkräfte eingestellt, auf einigen Stationen würden nur mehr vier statt vorher fünf Kräfte pro Schicht eingesetzt. Zudem ließe der Helios-Konzern den Mitarbeitern weniger Freiraum für eigene Entscheidungen.

Die starken Vorgaben bekommt auch Sandra Adwernat in der Hygiene-Abteilung zu spüren. Die klaren Leitlinien, die Helios im Bereich Hygiene vorgibt, findet sie sinnvoll. Jedoch bedauert auch sie, bei bestimmten Entscheidungen nicht mehr mitreden zu können. Denn Helios bestimme alles, bis hin zu der Frage, welches Desinfektionsmittel zum Händewaschen verwendet werde. Die Angestellten vieler Bereiche fühlen sich bevormundet. Das trägt nicht zu einer guten Stimmung bei.

"Fast nur Vorteile" sieht hingegen Horst-Günter Rau in der Zugehörigkeit zum Helios-Konzern, der bundesweit 110 Kliniken betreibt. Der 61-jährige Chirurg ist seit Jahresbeginn ärztlicher Direktor, nachdem Michael Weber in den Ruhestand gegangen ist. Rau schätzt die übergreifende Zusammenarbeit der Kliniken. Regelmäßig träfen sich Fachgruppen, also etwa die Viszeralchirurgen aller Helios-Kliniken, zu gemeinsamen Tagungen. Ein Austausch, den Rau gut heißt. Diesen Fachgruppen werde es überlassen, sich auf die geeigneten medizinischen Materialien zu einigen: seien es Geräte oder Kniegelenksprothesen. Die Kaufleute würden ihre Entscheidungen nach der Meinung der Ärzte treffen, nicht umgekehrt. Zudem befördere Helios die Spezialzentren der Klinik. Den Runden Tisch, den Bernward Schröter kurz vor einem Weggang eingeführt hat und an dem Mitarbeiter aller Abteilungen sitzen sollen, möchte Rau fortführen. Schröters Weggang findet er "sehr schade", jedoch sei Interimschef und Vorstand Martin Jonas "sehr kompetent".

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