Amnestie für Besitzer:343 Waffen im Landratsamt abgegeben

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Zahlreiche Bürger nutzen die Chance, sich ganz offiziell und straffrei von Pistolen, Gewehren und Messern zu trennen

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Es ist ein ganzes Arsenal, das sich im Dachauer Landratsamt angesammelt hat. Zahlreiche Landkreisbürger haben im vergangenen Jahr eine bundesweite Aktion genutzt, die sogenannte Waffenamnestie, um Schusswaffen straffrei bei Behörden abzugeben. Bis zum 1. Juli landeten 343 Waffen im Landratsamt. Rund jede zehnte davon war nicht zugelassen. Das hat die Behörde auf Nachfrage mitgeteilt. Alle Waffen sollen nun vernichtet werden. Hinzu kommt, dass die Zahl der Anträge zum kleinen Waffenschein deutlich zurückgegangen ist. Doch von einem Trend zur Entwaffnung des Landkreises kann keine Rede sein. Die Zahl an registrierten Revolvern, Pistolen, Flinten und Büchsen bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Dem Landratsamt sind fast 16 000 Waffen bekannt. Zum Vergleich: Im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck, wo mehr Menschen leben, sind rund 15 000 Stück behördlich registriert.

Von Juli 2017 an konnte man etwa bei der Polizei oder Waffenbehörden zwölf Monate lang Waffen und Munition abgeben, ohne eine Strafe wegen Verstoßes gegen das Waffenrecht fürchten zu müssen. Die Amnestieregelung wurde 2009 nach einer Änderung des Waffenrechts eingeführt. Es war eine Reaktion auf den Amoklauf von Winnenden, bei dem ein 17-Jähriger 15 Menschen und sich selbst erschossen hatte. Bundesweit wurden damals rund 200 000 Waffen eingeschmolzen, in Bayern mehr als 34 000.

Nun haben bayernweit deutlich weniger Menschen die Möglichkeit der Amnestie genutzt. 13 485 Schusswaffen sind im Freiststaat abgegeben worden. Etwas mehr als 5000 der Pistolen und Gewehre waren in illegalem Besitz. Hinzu kamen mehr als 320 800 Stück Munition und rund 1370 Hieb- und Stichwaffen sowie Elektroschocker. Für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ein "voller Erfolg" und ein "starker Gewinn für die Sicherheit".

Im Dachauer Landratsamt landeten viele Gas- und Schreckschusswaffen, aber auch 45 Waffen, die illegal gewesen seien, sagt eine Sprecherin. Alle anderen hätten die Besitzer nicht mehr gebraucht. Sie seien etwa vererbt worden und jahrelang zuhause herumgelegen. Auch in der Dachauer Polizeiinspektion wurden Waffen unterschiedlicher Art abgeliefert. Meistens seien diese aber nicht in Gebrauch gewesen, sagt Polizeisprecher Björn Scheid. Vielmehr seien die Besitzer beim Aufräumen des Kellers oder des Speichers auf alte Erbstücke gestoßen. Trotzdem findet es Scheid gut, dass auch diese Waffen nun endgültig aus dem Verkehr gezogen sind. "Je weniger Waffen desto weniger kann passieren", sagt der Sprecher der Dachauer Inspektion.

Die scharfen Waffen hat die Dachauer Polizei der Kripo übergeben, alle anderen kamen ins Landratsamt. Die Zahl der in Dachau abgegeben Waffen ist hoch im Vergleich mit anderen Landkreisen. In Bruck etwa wurden insgesamt 81 Waffen aus dem Verkehr gezogen, davon waren zwei Dutzend illegal. Im Landkreis München waren es 276. Auch die Zahl an Anträgen zum kleinen Waffenschein, der etwa für Gas- und Schreckschusspistolen notwendig ist, ist in Dachau deutlich zurückgegangen. Während im Jahr 2016 insgesamt 537 Landkreisbürger einen kleinen Waffenschein beantragten, sank diese Zahl im vergangenen Jahr auf 147. Heuer liegt sie aktuell bei 57. Insgesamt dürfen im Landkreis 1320 Menschen kleinere Waffen besitzen. Das Hoch im Jahr 2016 erklärt sich Scheid mit der "ganzen Diskussion um das Thema Sicherheit im Zusammenhang mit Migration". Der Bedarf sei nun wohl nicht mehr vorhanden.

Trotz dieses Rückgangs und der zurückgegebenen Waffen - die Zahl an registrierten Waffen bleibt hoch. Nach Angaben des Landratsamtes sind im Landkreis fast 16 000 Waffen behördlich bekannt. Davon sind 6063 sogenannte Kurzwaffen, dazu zählen etwa Revolver und Pistolen. Der Großteil, nämlich genau 9922 Stück, sind Langwaffen, also Flinten, Büchsen oder verschiedene Gewehre. Die meisten Waffen gehören Jägern und Sportschützen", sagt eine Sprecherin des Landratsamtes. Alle Besitzer können eine Erlaubnis vorweisen und müssen ihre Waffen in speziellen Schränken aufbewahren. Laut Landratsamt überprüfen Kontrolleure regelmäßig jeden Besitzer einer registrierten Waffe. Die Sprecherin sagt, es handle sich dabei um Stichproben, bei denen die Kontrolleure unangekündigt an der Tür klingeln. Thomas Radlmaier

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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