Konzert:Wie damals - nur mit mehr Witz

Konzert: Florian Laske und Tom Prestele sind Freunde seit Kindertagen, arbeiten als Teilzeitlehrer, um sich ihr Hobby, die Musik finanzieren zu können.

Florian Laske und Tom Prestele sind Freunde seit Kindertagen, arbeiten als Teilzeitlehrer, um sich ihr Hobby, die Musik finanzieren zu können.

(Foto: Toni Heigl)

Das Duo "Tom&Flo" aus Aichach lässt die Zeit der Sixties beim Kulturförderkreis in Altmünster wieder aufleben. Aber sie singen keine Coverversionen, sondern interpretieren die Hits von den Beatles oder von Eric Clapton wunderbar neu

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Die Sixties. Die Erinnerung hat sie längst zu einem goldenen Zeitalter verklärt. Vor allem bei denen, die damals gerade vor sich hin pubertierten und möglicherweise von Sex, Drugs and Rock'n'Roll im gutbürgerlichen Elternhaus nicht einmal zu träumen wagten. Und plötzlich ist sie wieder da. Die Zeit erbitterter Diskussionen um Beatles oder Stones, der ersten zaghaften Widerreden gegen den Muff von tausend Jahren, die Zeit des ewigen Streits um die Rocklänge respektive -kürze, und die Zeit dieses spindeldürren Models Twiggy, das plötzlich alle Mädchen wie kleine Pummel aussehen ließ. Auslöser dieses Sprungs in die Vergangenheit sind Tom & Flo. Sie spielten am Samstagabend ihre Versionen der inzwischen zu Klassikern gewordenen Songs der "Swinging Sixties" im Evangelischen Gemeindezentrum Altomünster. Organisiert hatte das Konzert Ulli Schneider vom Kulturförderkreis Altomünster.

Tom und Flo brauchen nicht mehr als einen Bass, ein paar Gitarren, diverse Mundharmonikas und zwei gute Stimmen. Keine Verstärker, keine Percussion - letztere ersetzt Tom Prestele locker durch rhythmisches Klopfen auf den Gitarrenkörper. Auch ein im Original schon mal gefordertes Glockenspiel lässt sich wunderbar durch liebevolles Streicheln des Basses ersetzen, wie Florian Laske eindrucksvoll zeigt. So spielen sie sich vom ersten Takt an in die Herzen der Zuhörer und lassen Mrs. Robinson über die "Bridge over troubled water" spazieren. Die anfangs so braven Beatles sind mit vielen Songs - von "From me to you" bis "Nowhere man" in dem rund zweistündigen Konzert vertreten. Songs von The Doors, Buddy Holly, den Everly Brothers, und viel Simon and Garfunkel elektrisieren die Zuhörer. Es sei denn, sie machen gerade flüsternd lustiges Sängerraten. Beim fabelhaft gesungenen und gespielten "Back home" von Eric Clapton werden selbst Männeraugen tränenfeucht. Und das unverwüstliche "Somewhere over the Rainbow", ursprünglich aus den Dreißigern, aber in unzähligen Versionen im Umlauf, lässt Frauenherzen höher schlagen.

Dabei liefern Tom und Flo keine beliebigen Coverversionen der Hits der Sechziger, sondern stimmige Eigenarrangements. Die sind so ausgetüftelt, dass sie sie mal im eher britischen, mal im US-amerikanischen Slang singen. Klingt anstrengend, kommt aber leichtfüßig und selbstverständlich beim Publikum an. Wie überhaupt die beiden völlig unaufgeregt, ohne jedes Getue, aber mit einer gehörigen Portion Witz daherkommen.

Eingestreut in die Rock- und Pop-Klassiker spielen Tom und Flo eigene Songs. Die sind die eigentlichen Höhepunkte des Abends. Warum? Weil sie aufs Schönste zeigen, welche Kreativität in dem Duo steckt, weil sie harmonisch, aber nicht gefühlsduselig sind und nicht zuletzt, weil sie dem Lebensgefühl des 21. Jahrhunderts mit all seinen Verwerfungen entsprechen, auch wenn der Titel "We are one" beispielsweise anderes vermuten lässt.

Fragt sich also, warum Tom und Flo sich ausgerechnet die Sixties als musikalische Heimat ausgesucht haben. Die Antwort ist ebenso einfach wie einleuchtend: "Das ist unser Ding, das ist die Musik die wir mögen", sagt Florian Laske im Gespräch mit der SZ Dachau. Zudem sei es "total schwierig, in Zweierbesetzung Musik der Achtziger zu spielen". Mit dieser Musik sind die beiden übrigens seit vielen Jahren unterwegs, zunächst als bekennende Straßenmusiker und nun "neben dem Beruf". Beide sind inzwischen "Teilzeitlehrer, sonst ginge das gar nicht", wie Tom Prestele sagt. Und sie sind Freunde seit Kindertagen, haben in Aichach, wo sie aufgewachsen sind, schon in einer Jugendband zusammen gespielt und sich vor zwei Jahren den Traum vom großen Auftritt im ausverkauften Zirkus Krone erfüllt.

Die Pause ist zu Ende. Tom und Flo greifen zu Gitarre und Bass und amüsieren sich selbst am meisten darüber, dass sie den Text von "Come together" der Beatles immer noch ablesen. "Der ergibt überhaupt keinen Sinn", sagt Englisch-Lehrer Flo. Muss er auch nicht, denn Tom und Flo beweisen: Die Sixties leben durch den unwiderstehlichen Sog ihrer Musik - ob man nun sechs, sechsunddreißig oder sechzig ist.

Weitere Veranstaltungen des Kulturförderkreises Altomünster: Dienstag, 18. Oktober, 20 Uhr, Kapplerbräu: Ungeheuerliche Welten von Bussi Buhs. Dienstag, 3. November, 17 Uhr, Kapplerbräu-Saal: Kinderprogramm mit der Theatergruppe Altomünster. Dienstag, 22. November, 20 Uhr, Kapplerbräu: Von Peter Hase und anderen Viechern. Sonntag, 18. Dezember, 19 Uhr, Evangelisches Gemeindezentrum: Alto Barroco-Konzert: Weihnacht im Salon.

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