Altomünster:Das große Miteinander

Weihnachtsfest

Das Weihnachtsfest wird bei Familie Richter auch heuer wieder in großer Runde gefeiert.

(Foto: N.P.JØRGENSEN)

Bei den Richters aus Altomünster ist Weihnachten noch ein richtiges Familienfest: Sie haben fünf Kinder. Jedes Jahr an Heilig Abend kommen sie zusammen, um zu feiern. Und jeder hat seine eigene Aufgabe.

Von Anna Schwarz, Altomünster

Jeden Abend sitzen die Richters in der Vorweihnachtszeit um ihren Adventskranz. Da brennen die Lichter, da duften die Räucherkerzen, es wird eine Geschichte aus dem Adventskalender vorgelesen und ein Weihnachtslied gesungen. Circa eine Viertelstunde dauert das tägliche Ritual der siebenköpfigen Familie aus Altomünster. "Bei meinen kleinen Töchtern sehe ich dann schon das Leuchten in ihren Augen, diesen Weihnachtszauber", sagt Christine Richter, 43. "Diese Unbeschwertheit fehlt uns Erwachsenen immer mehr, weil wir denken, Weihnachten muss perfekt organisiert sein." Als Mutter von fünf Kindern versucht sie gelassen zu bleiben - auch wenn vor dem großen Fest einiges organisiert werden muss. "Ich bin deshalb nicht gestresst", betont sie. "Bei uns ist das ganze Jahr schon viel los - mit fünf Kindern." Trotzdem gebe es an und vor Weihnachten einige Zusatzaufgaben, das fängt beim Plätzchenbacken an: Rund 15 Sorten hat sie mit ihren Kindern gebacken: "Wir haben heuer ausgemacht, dass sich jeder drei Sorten wünschen darf." Richtig genascht werden darf aber erst ab Heiligabend: "Die Plätzchen sind dann schnell aufgegessen, die reichen höchstens bis Dreikönig", sagt sie und lacht.

Zweiter großer Organisationspunkt für das Christkind: die Geschenke für die Kinder zwischen sieben und 20 Jahren besorgen. Aber wer unterm Jahr schon genau hinhört, der tut sich beim Geschenkekauf leicht. Außerdem leisten Johannes, 20, Korbinian, 18, Thomas, 14, Franziska, 12, und die siebenjährige Theresa große Hilfe: "Die Mädchen haben schon in den Herbstferien begonnen, ihre Wunschzettel zu schreiben." Beide sind echte Leseratten und wünschen sich Bücher; die Kleinste möchte außerdem einen neuen Roller und Schleichpferde. Der Drittälteste, Thomas, wünscht sich als Fußballfan etwas vom TSV 1860 München und CDs von den "Drei Fragezeichen", die sind bei der ganzen Familie beliebt. Beim dualen Studenten Johannes ist es einfach, verrät Christine Richter: "Der ist seinem Papa sehr ähnlich, er kocht und backt gerne und ihn interessieren geistliche Bücher."

Ob die Fenster an Heilig Abend geputzt waren, daran wird sich später keiner mehr erinnern

Vater Jürgen Richter, 48, ist katholischer Diakon in Scheyern und er ist überzeugt: "Das Fest selbst ist sehr schön. Den ganzen Stress drumherum machen wir uns selbst!" Deshalb gibt es bei den Richters einen festen Ablauf für den 24. Dezember: "Am Abend vor Heiligabend schmücken wir sieben den Baum: Die einen kümmern sich um die Lichterkette, andere hängen die Kugeln und Strohsterne auf, jeder hat seine Aufgabe - das ist dann ein schönes Miteinander." Am Vormittag macht die Familie einen Spaziergang durch den Ort, unter anderem zum Friedhof, um für die Oma ein Lichtlein anzuzünden. Am Nachmittag wird zusammen ferngesehen, dann läuft Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönneberga. Zwar wohnen die fünf Kinder der Richters noch zuhause, aber: "Dass alle an Weihnachten zusammenkommen und viel Zeit miteinander verbringen, ist schon etwas Besonderes", sagt Jürgen Richter. Denn im Alltag habe jeder seine Termine.

Am 24. Dezember herrsche sogar eine besondere Ruhe im Haus, erzählt die fünffache Mutter, denn Kinder und Eltern wissen: "Wenn man das Christkind stört, kommt es nicht mehr. Deshalb bewegen sich alle sehr leise an der zugesperrten Wohnzimmertür vorbei." Vor der Bescherung geht es noch in die Christmette, das traditionelle Krippenspiel findet heuer nahe der Altomünsterer Kirche im Freien statt. Dort treten Theresa, Franziska und Thomas als Hirtenkinder auf, währenddessen bereitet Bruder Korbinian zuhause das Weihnachtsessen vor, es gibt Toast Hawaii und anschließend Geschenke. Bei ihren eigenen Wünschen bleibt Christine Richter bescheiden: "Ich freue mich einfach, wenn alle an Weihnachten zusammenkommen. Generell schenke ich lieber als beschenkt zu werden." Auch für den Papa Jürgen Richter steht fest: "Die materialistischen Wünsche werden mit dem Alter weniger. Wichtig für mich ist eher, dass man als Familie immer zusammenhält." Das Wesentliche an Weihnachten ist für Christine Richter ohnehin, "dass man die Festtage mit der Familie genießt". Deshalb machen die Richters an den Weihnachtstagen jedes Jahr einen Ausflug in den Circus. Pandemiebedingt müssen sie heuer aber eine Alternative finden.

Zuletzt hat Christine Richter noch einige Tipps, um Weihnachten möglichst stressfrei zu erleben: "Man sollte nicht zu große Ansprüche an das Fest haben und sich nicht zu viele Gedanken über die perfekten Geschenke machen. Die Tischdecke muss nicht perfekt gebügelt sein und das Essen nicht perfekt schmecken. Außerdem werden sich die Kinder später nicht erinnern, ob die Fenster an Heilig Abend geputzt waren", sagt sie heiter und fügt hinzu: "Ich habe sie jetzt auch nicht mehr geputzt. Bei uns steht die Zeit mit den Kindern im Vordergrund" - und ihr Strahlen in den Augen, das der Weihnachtszauber mit sich bringt.

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