Altomünster:Teures Schmuckstück

Altomünster: Alteingesessene sind hier noch unterrichtet worden, heute wird das Gebäude vor allem als Jugendtreff und für die Betreuung von Kleinkindern genutzt.

Alteingesessene sind hier noch unterrichtet worden, heute wird das Gebäude vor allem als Jugendtreff und für die Betreuung von Kleinkindern genutzt.

(Foto: Horst Kramer)

Der Putz am Haus an der Schultreppe 4 in Altomünster bröckelt schon lange. Die Fenster sind zerbrochen und in den Wänden klaffen Risse. Deshalb will die Gemeinde es sanieren und erweitern. Rund 1,5 Millionen Euro sind dafür nötig

Von Horst Kramer, Altomünster

Ein "richtiges Schmuckstück für Altomünster" soll das denkmalgeschützte Gebäude an der Schultreppe 4 werden, so sagt es Christian Richter von der Gemeindeverwaltung. Schon in rund zweieinhalb Jahren soll es so weit sein. Zuvor muss die Gemeinde allerdings ordentlich investieren: 1,5 Millionen Euro könnte die Sanierung nach erster Schätzung kosten. Der Münchner Architekt Wilfried Claus präsentierte nun dem Gemeinderat die ersten Entwürfe für Sanierung und Umbau der Schultreppe vier.

"Das Kostbarste in der Gemeinde ist eine wohl erzogene Jugend." So steht es über dem Hauseingang des Gebäudes mit der Anschrift "Schultreppe 4", mitten im historischen Zentrum Altomünsters. Asterix-Fans und Lateiner können die darunter stehende römische Zahlenfolge MDCCCXXVI als 1826 entschlüsseln. Dort wurden rund einhundert Jahre die Kinder des Ortes unterrichtet, Alteingesessene nennen sie daher auch die "ganz alte Schule". Die "alte Schule", in welche die Altomünsterer Schülerschar bis Anfang der Siebzigerjahre pilgerte, liegt direkt gegenüber und ist heute ein Kindergarten.

Zurzeit ist der Zustand des Bauwerks erbärmlich: Der Putz bröckelt außen wie innen, die Fenster sind teilweise zerbrochen, Risse durchziehen einige Wände. Doch das eigentliche Problem ist das steile Satteldach mit einer Fläche von rund 440 Quadratmetern: In den morschen Sparren steckt der Wurm, angefaulte Dachfußpunkte bringen die mächtige Holzkonstruktion allmählich in eine Schieflage, eine Dachisolierung fehlt. Dennoch wird das Haus noch immer intensiv genutzt: Die Volkshochschule betreut dort eine Kleinkindergruppe, das Jugendzentrum "Old School" hat sich im zweiten Obergeschoss gemütliche Räume eingerichtet. Bis vor kurzem wohnte auch eine Familie im ersten Stock des Gebäudes. Im Untergeschoss residiert ein Schützenverein.

Dass der historische Bau einer grundlegenden Renovierung bedarf, ist seit Jahrzehnten bekannt. "Es waren wohl die Kosten, die frühere Gemeinderäte von dem Projekt zurückschrecken ließen", erklärt Richter. Erst der 2014 neu gewählte Bürgermeister Anton Kerle (CSU) nahm sich der Aufgabe an. "Der Zustand des Baus wird nicht besser, wir müssen etwas tun", sagte Kerle damals. Schon kurz nach seiner Amtseinführung wurde ein historisch kompetentes Münchner Ingenieurbüro mit einem Gutachten für das denkmalgeschützte Gebäude beauftragt. Eines der überraschenden Ergebnisse: Die Schultreppe drei ist deutlich älter als die Türinschrift vermuten lässt. "In seiner heutigen Form" sei es in den Jahren 1709/1710 errichtet worden, ermittelten die Ingenieure. Ein Vorgängerbau wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, sogar im Mittelalter habe es dort schon Gebäude gegeben.

Weniger erfreulich ist eine erste Schätzung der Sanierungskosten: 1,5 Millionen Euro wären wohl nötig, vermuteten die Ingenieure. Zudem muss aus Brandschutzgründen ein Anbau für ein zweites Treppenhaus samt Aufzug errichtet werden - Kostenpunkt: mindestens 300 000 Euro. Der Architekt Wilfried Claus stellte am vergangenen Dienstag einen Entwurf für den Erweiterungsbau vor: mit einer Holzverkleidung und Biberschwanzziegel-Dach, einem repräsentativen Eingang und viel Glas. Das Ortsparlament segnete die Pläne nach intensiver Diskussion mit deutlicher Mehrheit von elf zu sechs Stimmen ab.

Das Innere des Altbaus werden sich in Zukunft VHS und Gemeindebücherei - die jetzt noch an der Schultreppe drei residiert - teilen. Das Jugendzentrum soll im August in das alte Bahnhofsgebäude umziehen. Richter hofft auf einen Baubeginn im Herbst. "Wenn das Projekt im August oder September 2019 abgeschlossen wäre, wäre ich glücklich." Mindestens genauso wichtig für seinen Gemütszustand werden die Finanzen sein. Eine genaue Kostenschätzung soll Claus im März vorlegen. Rund die Hälfte der Gesamtsumme wird der Freistaat mit Mitteln aus verschiedenen Fördertöpfen begleichen.

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