Kultur in Altomünster:Auf den Spuren der Kunst

Kunstweg

Lust auf einen Ausritt auf Lotte, Hanna oder Max? Im Altowald haben kleine und große Bürgerinnen und Bürger einen Kunstweg aus über 50 bemalten Installationen eingerichtet

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit Dezember präsentieren kleine und große Künstler im Altowald ihre Werke während der Corona-Pandemie. Inzwischen sorgen rund 200 Objekte bis nach München für Begeisterung

Von Horst Kramer, Altomünster

"Mit dieser Resonanz hätten wir nie gerechnet!", freut sich Susanne Köhler, die Kulturreferentin der Marktgemeinde Altomünster. Zusammen mit der Kabarettistin Martina Schwarzmann initiierte Köhler den Altomünsterer "Kunstweg", eine ständig wachsende Galerie an Bildern, Collagen, Zeichnungen, Installationen und Sinnsprüchen, die mittlerweile Fans in der gesamten Region gefunden hat. Sie stellen ein ebenso einmaliges wie eindringliches Stimmungsbild während der Pandemie dar. Ein Gesamtkunstwerk, wie es wohl nur wenige gibt. Bis Ostern, denn dann soll es wieder abgebaut werden.

Rund fünfzig bemalte Tafeln hatten Schwarzmann, Köhler und ihre Familien kurz vor Weihnachten aufgestellt. Zwei Wochen zuvor hatten die beiden die Altomünsterer Bevölkerung zu der Mitmach-Aktion aufgerufen. "Zeige Dein Talent" lautete das Motto - eine Idee, die Köhler in einer Sitzung des Kulturausschusses präsentiert hatte. Nicht zuletzt, weil das ansonsten rege Kulturleben der Marktgemeinde während des zweiten Lockdowns komplett zum Erliegen gekommen war. Schwarzmann und Köhler trafen offenbar einen Nerv. Die Holztafeln, die Bürgermeister Michael Reiter in seiner Zimmerei zurecht geschnitten hatte und deren Beschaffung von der Sparkasse Dachau finanziert wurde, gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Inzwischen säumen fast zweihundert Objekte einen Wanderweg im Altowald, dem Hauswald der Altomünsterer Bevölkerung im Norden des Klosterorts. Die Werke wurden von Hobbykünstlerinnen und -künstlern jeden Alters gestaltet, die Mehrheit stammt von Kindern und Jugendlichen. Anfänglich überwogen Winter- und Weihnachtsmotive, andere thematisierten jedoch auch Erinnerungen an sonnigere Tage. Ebenfalls häufig: aufmunternde und besinnliche Aussagen oder auch witzige Lebensmaximen wie: "Ordnung ist das halbe Leben. Ich lebe in der anderen Hälfte." Klar, dass auch die Pandemie ein wiederkehrendes Thema ist. Zuletzt wurden jedoch auch gerne mehrfach Klimawandel- und Nachhaltigkeitsfragen aufgegriffen.

Bei Kindern besonders beliebt: drei hölzerne Steckenpferdchen namens Lotte, Hanna und Max, die für einen "Ausritt" ausgeliehen werden können. Auf große Resonanz trafen auch Mitmach-Aktionen wie etwa die Aufforderung, aus Stöckchen Kerzen zu schnitzen - mit aufgemalter Flamme, versteht sich. Oder die Idee, dem gemalten Schneewittchen selbst gebastelte Zwerge zur Seite zu stellen - Anfang März waren es schon 16.

Einigen der Kunstwerke sind die nassen Wintermonate anzusehen: Die Farben verwischen, die Beschriftungen werden unleserlich. "Das macht gar nichts", erklärt Köhler, "die Aktion war von Anfang als zeitlich begrenzt gedacht." Schwarzmann und sie seien sich einig, dass die Tafeln nach Ostern wieder abgebaut werden. Den beiden wird indes die zeithistorische Bedeutung des Kunstwegs bewusst. In irgendeiner Art und Weise sollte der Weg dokumentiert werden, etwa durch eine Galerie im Internet. Bis Ostern werden zudem zirka fünfzig weitere Werke aufgestellt, darunter Gemälde und Installationen der Altomünsterer Nachhaltigkeitsgruppe Plan A sowie einige Bilder von der Baumdemo Dachau, zu der die Dachauer Fridays-for-Future-Gruppe im November aufgerufen hatte.

Am vierten Advent hatten Köhler und Schwarzmann ganz bewusst auf eine regelrechte Eröffnung verzichtet: Sie wollten jeden Trubel vermeiden. Doch die Aktion sprach sich herum, nicht zuletzt dank der sozialen Netzwerke. Die Folge: An den Wochenenden parkten Auswärtige die Halmsrieder Straße und den für Autos gesperrten Weg zum Altowald zu. Neben Fahrzeugen mit dem Kennzeichen DAH und AIC fanden sich auch Autos aus München, Augsburg und weiteren Landkreisen der Metropolregion. Die Marktgemeinde reagierte und stellte Halteverbotsschilder auf. Mit geringem Erfolg.

Schwarzmann und Köhler erinnern daher nochmals an ihren Aufruf zu Beginn der Aktion: Der Kunstweg sei ein bewusst nachhaltiges Projekt. Am besten sei es daher, klimabewusst mit der S-Bahn und nicht mit dem Auto anzureisen. Die Strecke vom Bahnhof zum Altowald beträgt rund zwei Kilometer, die Route ist leicht zu finden, einfach der Beschilderung Richtung Altobrunnen folgen. Der Kunstweg ist nicht zu übersehen.

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