Künstlerquartett, Folge 2:"Für meine Skulpturen ist die Zeit etwas knapp bemessen"

Künstlerquartett, Folge 2: Friedemann Grieshaber bei der Arbeit.

Friedemann Grieshaber bei der Arbeit.

(Foto: privat)

Der Beton-Bildhauer Friedemann Grieshaber gehört zu den vier renommierten Künstlern, denen man beim Arbeiten auf dem Künstlersymposium Altomünster zusehen kann.

Interview von Gregor Schiegl, Altomünster

Beton ist das bevorzugte Material des Bildhauers Friedemann Grieshaber. Sein Studium absolvierte er in Stuttgart und Berlin, die Universität der Künste in Berlin schloss er als Meisterschüler ab. Grieshaber erhielt mehrere Stipendien und Preise. Derzeit lehrt er an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee Bildhauerei. Über die großen Galerien Deutschlands hinaus konnte Grieshaber Ausstellungen in Frankreich und der Schweiz realisieren. Seine Werke finden sich in großen Sammlungen, zum Beispiel im Lothar-Fischer-Museum, im Deutschen Bundestag, im Bundesbildungsministerium und im Museum für Bildende Kunst Dresden.

Herr Grieshaber, was reizt einen Künstler, der internationale Ausstellungen bestückt, an dem kleinen oberbayerischen Ort Altomünster?

Friedemann Grieshaber: Ich wurde von Bernd Schwarting gefragt, ob ich Lust hätte, an einem Künstlersymposium in Altomünster teilzunehmen und ich fand die Idee attraktiv. Ich kenne die Gegend um Altomünster ein bisschen, in Fürstenfeldbruck habe ich mit Kollegen schon mal eine Ausstellung gemacht. Bernd Schwarting kenne ich noch von der Kunsthochschule in Berlin, er hat dort Malerei studiert, ich Bildhauerei. Das bildnerische Arbeiten in einer Metropole oder im ländlichen Raum ist aus künstlerischer Sicht übrigens kein Widerspruch, meine Ausstellungsaktivitäten im Ausland sind auch überschaubar.

Künstlerquartett, Folge 2: "Es kommt drauf an, was man draus macht", so wirbt die Betonindustrie. Friedemann Grieshaber macht zum Beispiel überlebensgroße Figuren daraus.

"Es kommt drauf an, was man draus macht", so wirbt die Betonindustrie. Friedemann Grieshaber macht zum Beispiel überlebensgroße Figuren daraus.

(Foto: oh)

Wissen Sie schon, an welchem Platz und an welchem Werk Sie dort arbeiten wollen?

Ich muss mal schauen, wie die Situation vor Ort ist, soweit ich weiß, gibt es mehrere Plätze, an denen wir was machen können. Den Beton, mit dem ich arbeite, muss man erst mal in Formen gießen, der Beton braucht mindestens eine Woche, um auszuhärten. Für meine Skulpturen ist die Zeit etwas knapp bemessen. Ich werde auf jeden Fall etwas mitbringen, das ich schon vorbereitet habe. In der verbleibenden Zeit könnte ich noch mit einer weiteren Gussform beginnen, sie bauen und schauen, wie weit ich in der Zeit damit komme, das ist ein bisschen prozessabhängig. Die Umgebung wird für meine Arbeit sicherlich keine so große Rolle spielen, ich bin ja kein Landschaftsmaler. Kunst ist auch kein unmittelbarer Reflex, ein Werk baut etwas auf, von dem man manchmal, wenn überhaupt, erst aus der Rückschau versteht, was es wirklich ist.

Die meisten Künstler sind es nicht gewohnt, wenn man Ihnen bei der Arbeit zusieht. Wie ist es bei Ihnen, stört Sie das nicht?

Ach, ich weiß ja gar nicht, ob es so viele Leute werden, und es gibt ja auch Zeiten, wo keiner zuschaut. Und wenn man Leuten ins Gespräch kommt, kann man anhand der Arbeit auch mal etwas erklären. Ich glaube, das ist nicht schlecht, das tut vielleicht auch mir ganz gut, weil es einem die Möglichkeit eröffnet, manches im Gespräch auch wieder neu zu denken.

Welche Frage bekommen Sie als Künstler am häufigsten gestellt? Und was antworten Sie dann?

Gute Frage... Teilweise arbeite ich mit Hausformen: eine ganz strenge geometrische Kombination aus Kubus und Keil. Da kommt schon öfter die Frage: Warum diese Hausformen? Und da muss ich sagen: Das ist für mich ein Geheimnis, das ich selbst noch nicht ganz ergründet habe. Ich glaube, es ist eine zeichenhafte Form, die für jeden Betrachter eine Art Projektionsfläche bietet, alle sehen darin etwas anderes. Es ist auch so, dass ich gerne ausgehend von Hausform-Elementen eine Figur entwickle: Durch das Aufeinandertürmen von mehreren Häusern entsteht eine neue formale Struktur, die zum Teil auch figurative Züge haben kann.

Das Künstlersymposium findet von 8. bis 13. August in Altomünster statt.

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