Künstler-Quartett, Teil 4:"Altomünster sehe ich als Herausforderung und als Anreiz"

Künstler-Quartett, Teil 4: Der Berliner Maler Bernd Schwarting.

Der Berliner Maler Bernd Schwarting.

(Foto: privat)

Der Berliner Maler Bernd Schwarting gehört zu den vier renommierten Künstlern, denen man beim Arbeiten auf dem Künstlersymposium Altomünster zusehen kann.

Interview von Gregor Schiegl, Altomünster

In Altomünster findet von 8. bis 13. August erstmals ein Künstlersymposium statt, dabei kann man vier international bekannten Künstlern beim Arbeiten zusehen. Einer von ihnen ist der Berliner Maler Bernd Schwarting. Er gilt spätestens seit den großen musealen Einzelausstellungen in der Kunsthalle Emden, dem Osnabrücker Kunstmuseum, dem Museum für Moderne Kunst Passau, dem Bielefelder Kunstmuseum sowie der Kunsthalle in Marburg als Geheimtipp unter den Malern der jüngeren Generation. Schwarting erhielt zahlreiche Kunstpreise und Stipendien im In - und Ausland. Bereits heute ist er in bedeutenden Privatsammlungen, Museen und Galerien in Europa, den USA und Asien vertreten. 2020 war auch in Altomünster eine Einzelausstellung von ihm zu sehen.

Künstler-Quartett, Teil 4: Pracht und Vergänglichkeit. Bernd Schwartings Gemälde "Du bist gegangen..."

Pracht und Vergänglichkeit. Bernd Schwartings Gemälde "Du bist gegangen..."

(Foto: oh)

Herr Schwarting, was reizt einen Künstler, der international ausstellt, an dem kleinen oberbayerischen Ort Altomünster?

Bernd Schwarting: Ich habe in den vergangenen zwei Jahren schon häufiger im Landkreis gearbeitet, zwischen Altomünster, Dachau und Fürstenfeldbruck. Man findet hier immer wieder moorige Landstriche, mit Wasser, mit Morast, mit umgestürzten Bäumen. Dadurch ergeben sich wunderbare Lichtsituationen, frühmorgens um fünf oder auch Abends, wenn die Sonne untergeht. Wenn das Wasser verdunstet, entstehen nebelartige Durchblicke. Was einem da draußen begegnet, ist so angefüllt mit Wirklichkeit - eine riesige Inspiration. Dann allerdings, nach ein paar Stunden, brauche ich auch wieder das Atelier, um das Bild weiter entstehen zu lassen. Das kann, je nach Format, Wochen bis Monate, manchmal auch Jahre dauern.

Wissen Sie schon an welchem Platz und an welchem Werk Sie arbeiten wollen?

Natürlich rund um das Kloster Altomünster. Das Leben des Birgittenordens über die Jahrhunderte hat etwas sehr Besonderes, weil es von den Visionen der Heiligen Birgitta lebt. Bei "Vision" denkt man heute an psychische Krankheit, damals waren es aber ganz andere Zusammenhänge, in denen die Menschen gelebt, gedacht und gefühlt haben. Und das Kloster war ein Ort des Denkens. Ein Ort, an dem man versucht hat, die Menschen zusammenzubringen und auch zusammenzuhalten, deswegen mag ich Altomünster sehr, sehr gerne. Und zu dem, was ich male: Letzten Endes ist es die Malerei selbst, die mich fasziniert. Das Großartige daran ist: Je tiefer ich darin einsteige, umso mehr erlebe ich mit der Malerei, umso mehr kann ich sie für mich ausloten, inhaltlich wie formal, das ist wirklich wunderbar. Altomünster sehe ich als Herausforderung und als Anreiz, diesen Weg weiterzugehen.

Die meisten Künstler sind es nicht gewohnt, wenn man Ihnen bei der Arbeit zusieht. Wie ist es bei Ihnen, stört Sie das nicht?

Es gibt Phasen, bei denen in sehr kurzer Zeit sehr viel passiert, wo größere Farbschichten entstehen, umgewälzt werden, aufgekratzt und wieder aufgetürmt werden. Aber zugleich bleiben Momente - und die sind sehr, sehr wichtig - in denen man wieder zurücktreten muss und mit möglichst nüchternem Blick darauf schauen muss, was man in dieser heißen Phase des Malens erlebt und gesehen hat.

Welche Frage bekommen Sie als Künstler am häufigsten gestellt? Und was antworten Sie dann?

Am häufigsten höre ich die Frage: Hey, Bernd, nach so vielen Jahre, hast du echt immer noch Lust, ins Atelier zu dieser schmierigen, stinkigen Ölfarbe zu gehen? Jeden Tag? Möchtest du nicht was anderes machen, was Ruhiges, was Kontrollierbares? Und da muss ich sagen: Nein, es ist letztlich immer wieder das Erlebnis des Malens, das mich ins Atelier zieht, weil ich immer gespannt, welches Bild sich auf meiner nächsten komplett weißen Leinwand verbirgt. Jede dieser Begegnungen reichert etwas Neues in einem an. Das ist spannend, weil es alle Ebenen des Menschseins berührt. Das kann eine Tiefe und eine Stärke haben, die einen regelrecht umhaut.

Das Künstlersymposium findet von 8. bis 13. August in Altomünster statt.

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