Altomünster:Grandseigneur der Kultur

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Apotheker Peter Schultes hat gemeinsam mit Freunden das Museum in Altomünster gegründet und die Marktgemeinde zu einem maßgeblichen kulturellen Zentrum entwickelt: Jetzt steht sein Lebenswerk vor dem Umbruch.

Bärbel Schäfer

Peter Schultes in seinem Museum. (Foto: DAH)

Er forscht und entwickelt, ist neugierig, zielstrebig und von großer Beharrlichkeit. Als Apotheker ist Peter Schultes schon von Berufs wegen eine Institution in Altomünster. Als Förderer der Kultur hat er aber einen noch viel höheren Stellenwert. Peter Schultes hat die verborgenen Schätze Altomünsters erkannt und die Marktgemeinde in 30 Jahren zu einem kulturellen Juwel gemacht.

Schon der Vater war Apotheker. 1938 kaufte er das stattliche, aus dem 19. Jahrhundert stammende Geburtshaus des katholischen Philosophen Alois Dempf, der von den Nationalsozialisten mit einem Lehrverbot belegt worden war. Vier Söhne wachsen in einer Atmosphäre von Historie, Tradition und geistiger Offenheit auf. Drei von ihnen werden Apotheker, einer Oberförster. "Als der Vater die Apotheke hier im Haus führte, roch es oft nach den Rezepturen: Spitzwegerich-Hustensaft oder Neunerlei-Gliederöl", erinnert sich Peter Schultes.

Er wurde 1949 in Altomünster geboren. Seit 1979 ist er mit seiner Frau Zuzana verheiratet, einer Allgemeinärztin. "Die ideale Verbindung", sagt er, vor allem in einem Ort, wo jeder jeden kennt und Praxis und Apotheke im selben Haus sind. Zwei Söhne und eine Tochter stammen aus der Ehe. In der Bauernstube, zwischen Gemälden und Zinn aus dem 19. Jahrhundert, Kachelofen und dem bemalten Bauernschrank, erzählt er über seine Projekte und Motive, Hündin Ida zu Füßen.

Der Wunsch nach kulturellem Leben einerseits, die Verwurzelung andererseits treiben ihn Ende der 70er Jahre an: "Unsere Freunde hatten ein Theaterabonnement in München, ich wollte die Kultur vor der Haustür haben." Zusammen mit dem Musikverein, dem Ortsverschönerungsverein und dem Dachauer Forum gründet er den Kulturförderkreis und initiiert aus dieser Zusammenarbeit viele Kulturveranstaltungen wie die Hobbykünstlerausstellung, Konzerte und Christkindlmarkt, der im Dezember zum 32. Mal auf dem Marktplatz stattfand. Enrico de Paruta und Helmut Zöpfl lasen in der Marktgemeinde.

Seine größte Leistung ist das Museum. 1989 gründet er zusammen mit Wilhelm Liebhart den Museums- und Heimatverein Altomünster e.V. und eröffnet 1997 in Nachbarschaft zur Klosterkirche das Birgittenmuseum. Die Heilige Birgitta von Schweden, eine Aristokratin im 13. Jahrhundert, fasziniert ihn wegen ihrer religiösen Visionen und weil sie sich politisch einmischte. "Birgittas Ideen haben auch heute noch aktuelle Bezüge und können die Menschen in Europa zusammenführen", glaubt Schultes. Deshalb ist er Gründungsmitglied der Societas Birgitta Europa, eines europäischen Zusammenschlusses von Orten, an denen Birgitta und der von ihr gegründete Erlöserorden gewirkt haben, von Finnland und Schweden über Altomünster bis Rom.

Im Birgittenmuseum kann man aber nicht nur das Leben und Wirken der großen Schwedin nachvollziehen. Viele Sonderausstellungen über Kunst und Kultur, wie "Leben im Mittelalter" oder "Das Andachtsbild" fanden seit der Eröffnung dort statt. Früher waren es fünf Ausstellungen pro Jahr, seit 2009 sind es im Durchschnitt noch drei. Die Mittel sind knapp, und wie viele kleine nicht staatliche Häuser kämpft auch das Museum in Altomünster um Besucherzahlen. Die neue Alarmanlage hat 2012 ein großes finanzielles Loch gerissen. Als Vorsitzender hat sich Peter Schultes an die Landesstelle nicht staatlicher Museen in Bayern gewandt.

Um tatsächlich Zuschüsse für Projekte zu bekommen, müssen umfangreiche und teure museumspädagogische Vorgaben erfüllt werden. Sie reichen von Malkursen für Kinder über Mitmachstationen, Broschüren bis zu Präsentationsunterlagen. "Allein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern ist das nicht zu realisieren", sagt Schultes. Außerdem müsste das Museum bei Zuschüssen mitfinanzieren, und dafür fehlt das Geld. Schultes weiß: "Wir müssen einen anderen Weg gehen." Vor allem, weil auch das Kloster in Altomünster in Bedrängnis ist. Noch zwei Nonnen leben dort. Ein ökumenisches Pilgerzentrum nach dem Vorbild Vadstena zu schaffen, ist seine Vision. "Wir müssen zusammenrücken", sagt er. Den Kontakt nach Vadstena, dem Gründungsort des Birgittenklosters, hat er schon geknüpft.

Das zweite Standbein seines Museums sind Wechselausstellungen, die sich mit der Geschichte der altbairischen Region, mit den Traditionen und dem Brauchtum befassen. Daraus sind Ausstellungen entstanden, die Altomünster zum landkreisweiten Zentrum liberal-konservativer Lebensart machten. Sein Weggefährte und stellvertretender Vorsitzender, Wilhelm Liebhart sagt es so: "Er hat die Kultur in Altomünster erweckt und gestaltet. Als sie sich entfaltete, hat er sie einfallsreich und treu begleitet. Das Museum, das er mit mir entwickelte, nimmt seine ehrenamtliche Energie in Anspruch. Herzensangelegenheit ist ihm dabei immer der europäische Gedanke." Liebhart ist der Meinung, dass das Museum ehrenamtlich nicht mehr geschultert werden kann: "Wir brauchen eine Kommunalisierung des Museums, die Trägerschaft muss in die öffentliche Hand übergehen." Die Betreuung könnte in diesem Fall ehrenamtlich bleiben. Diese Ansicht teilt Schultes.

Das Apotheker-Gen hat sich auch in der dritten Generation weitervererbt. Sohn Stephan ist ebenfalls Pharmazeut und führt seit 2009 die beiden Apotheken in Altomünster. Peter Schultes gründete die Firma Apomanum und stellt nach uralten Rezepturen wunderbare Spezialitäten her: feines Mundwasser, Brennnessel-Haaröl und duftende Möbelpolitur mit biologischen Inhaltsstoffen. Ein genialer Einfall, in einer Zeit, in der alles industriell genormt ist. Die Retro-Produkte wurden von der Modezeitschrift Vogue entdeckt, und auch das Bayerische Fernsehen berichtete darüber. Peter Schultes ist auch außerhalb Altomünsters ein bisschen berühmt. Aber Großspurigkeit ist seine Sache nicht, er macht sich nichts aus Statussymbolen, auch nicht aus Wichtigtuerei. Dafür sind seine Projekte zu wenig selbstverliebt. Peter Schultes' Fähigkeit, freundlich, aber bestimmt auf andere Menschen zuzugehen, mag dazu beitragen, das Museum zu retten und Altomünster als "Perle im Landkreis" zu erhalten.

Das Museum Altomünster ist regelmäßig an folgenden Tagen geöffnet: Mittwoch bis Samstag: 13 bis 16 Uhr. Sonntag: 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 19.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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