Altomünster:Die unbekannte Bekannte

Maria Langer-Schöller ist einer der Dachauer Malerinnen, die zum Stadtbild gehörte, aber als Künstlerin vergessen war. Eine Ausstellung von Kunsthistorikerin Jutta Mannes und des Museumsvereins Altomünster

Von Bärbel Schäfer, Altomünster

Die expressive Heiterkeit der Stillleben und Katzenbilder von Maria Langer-Schöller schlug sich auf die Besucher nieder. Im Museum von Altomünster herrschte bei der Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten der vergessenen Dachauer Malerin eine fast ausgelassene Stimmung. Diese war nicht zuletzt der launigen Begrüßung des Vorsitzenden Wilhelm Liebhart und der schönen Rede von Kuratorin Jutta Mannes zu verdanken. Der Altomünsterer Geschichtsprofessor und Kustos des Museums Wilhelm Liebhart machte mit humorvollen Bemerkungen auf die Bedeutung des Museumsforums aufmerksam und freute sich über die unerwartet vielen Besucher. Zum Glück sei soeben ein frische Lieferung Klosterwein angekommen, die in jedem Fall reichen werde, so Wilhelm Liebhart.

Die Ausstellung mit Arbeiten von Maria Langer-Schöller ist neben vielen anderen historischen und zeitgenössischen Projekten mittlerweile die fünfte Ausstellung mit Dachauer Künstlern im Museumsforum. Ein deutlicher Ausweis, dass Altomünster im Landkreis Dachau auch kulturell angekommen sei, so Liebhart. Ein Beleg für die nicht zu unterschätzende Bedeutung des nicht staatlichen Museums in der öffentlichen Wahrnehmung waren auch die vielen öffentlichen Vertreter und Persönlichkeiten unter den zahlreichen Besuchern, darunter alle drei Bürgermeister der Marktgemeinde sowie der ehemalige Bürgermeister Konrad Wagner, die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki (SPD), Kreisrat Wolfgang Offenbeck (CSU), Mitglieder des Dachauer Stadtrates, Erwin Stadler vom Dachauer Museumsverein sowie die Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter.

Bürgermeister Anton Kerle bedankte sich bei den Hauptleihgebern, den Brüdern Hans und Bernhard Stöhr und ihrer Schwester Christa Glöggler. Die beiden in Pfaffenhofen bei Altomünster ansässigen Tierärzte und ihre in Dachau lebende Schwester sind Maria Langer-Schöllers Großneffen und Großnichte. Zur Familie gehört auch Cousin Mattias Laage, mit seiner Frau aus Ulm angereist. Dass Gemeinderat Bernhard Stöhr auch Kulturreferent sei, liege sozusagen in den Genen, so Bürgermeister Kerle.

Altomünster: Die Fotografie zeigt Maria Langer-Schöller mit ihrer Tochter Esther. Die Künstlerin gehörte zur Familie Ziegler, der Brauerei-Dynastie in Dachau.

Die Fotografie zeigt Maria Langer-Schöller mit ihrer Tochter Esther. Die Künstlerin gehörte zur Familie Ziegler, der Brauerei-Dynastie in Dachau.

(Foto: Familie Stöhr,oh)

Maria Langer-Schöller war in einer kunstsinnigen Familie aufgewachsen. Ihre Lebensgeschichte ist Bestandteil der Künstlerkolonie Dachau. Onkel war der Dachauer Brauereibesitzer und Kunstmäzen Eduard Ziegler. Ein weiterer Onkel der in Etzenhausen lebenden Pferde- und Landschaftsmalers Max Josef Pitzner, und ihr Vetter Otto Josef Olbertz waren ebenfalls Maler. Ihr Haus mit der hölzernen Veranda stand auf der Zieglerwiese in Höhe des heutigen Ärztehauses am Oberanger.

Die kleine, aber feine Studioausstellung ist der Kuratorin Jutta Mannes zu verdanken, die bereits vor einigen Jahren im Zuge ihrer Forschungen zu den Dachauer Freilichtmalerinnen auf die vergessene Maria Langer-Schöller gestoßen war. Die Dachauer Malerin hatte bei Henry Matisse in Paris, bei Adolf Hölzel in Dachau, bei Lovis Corinth und an Max Feldbauers Damenakademie in München studiert und war trotzdem zeitlebens verkannt.

In Vergessenheit ist sie auch deshalb geraten, weil ihre Bilder im Kunsthandel nur äußerst selten Bilder angeboten werden. Die Idee zur Ausstellung stammte von Robert Gasteiger vom Museumsverein Dachau. Er bereicherte die Ausstellung um zehn Leihgaben. "Als Bub war ich von einem Katzenbild fasziniert. Seitdem habe ich intensiv nach Bildern von ihr gesucht." Der Großteil der Exponate stammt aus dem Besitz der Familien Stöhr und Glöggler.

Die drei Geschwister ermöglichten Kuratorin Jutta Mannes die intensiven Forschungen, indem sie ihr sämtliche, bisher unerforschten Tagebücher und Briefe ihrer Großtante Maria Langer-Schöller zugänglich machten. Diese waren bis dato nie vollständig durchgesehen worden, aber sorgfältig gehütet, obwohl sie - zwischen unscheinbaren Kartondeckeln aufbewahrt - bei Umzügen fast verloren gegangen wären, wie Hans Stöhr mitteilte. "Als ich reinschaute, habe ich erkannt, dass sie wichtig sind", so der Tierarzt. Er bedankte sich herzlich bei Jutta Mannes für die Sachkunde und vor allem für ihre Empathie, mit der sie den schriftlichen Nachlass für die Ausstellung und das Begleitbuch auswertete. Er erinnert sich noch gut an die Großtante mit dem hageren Indianergesicht und der Liebe zu den Katzen. Als Kind sei er oft im Haus von Maria Langer-Schöller auf der Zieglerwiese gewesen. Dort habe es immer nach Katzen gerochen.

Altomünster: Jutta Mannes ist Kunsthistorikerin und Pressesprecherin des Zweckverbands Dachauer Museen und Galerien.

Jutta Mannes ist Kunsthistorikerin und Pressesprecherin des Zweckverbands Dachauer Museen und Galerien.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

In ihrer Einführung gab Jutta Mannes einen interessanten Abriss vom Leben Maria Langer-Schöllers, die in eine wohlhabende bürgerliche Familie mit vielen künstlerischen Talenten hineingeboren wurde. "Andere Eltern hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn sich ihre Tochter in den Kopf setzte, Künstlerin zu werden", so Mannes. Talent hin oder her - Frauen wurden um die Jahrhundertwende im Künstlerberuf nicht ernst genommen, als exotische Wesen betrachtet und als Malweiber verspottet, die nur darauf warten geheiratet zu werden. Vielleicht war auch deshalb Maria Langer-Schöllers Schaffen nicht immer konsequent und von ganz unterschiedlicher Qualität. Die Ausstellung und der Katalog stellen das anschaulich dar.

Bis zum Ende der Ausstellung finden an jedem Sonntag um 15 Uhr Führungen im Museum Altomünster statt. Es führen: Wilhelm Liebhart, Jutta Mannes, Hans Stöhr, Robert Gasteiger und Birgitta Unger-Richter.

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