Altomünster:Das Schweigen nach dem Wahlkampf

Altomünster: Der Altomünsterer Bürgermeister Michael Reiter (FWG) schweigt im Gemeinderat über das Baugebiet Vogelgarten.

Der Altomünsterer Bürgermeister Michael Reiter (FWG) schweigt im Gemeinderat über das Baugebiet Vogelgarten.

(Foto: Toni Heigl)

FWG-Kandidat Reiter unterstützte den Anwohner-Protest gegen ein Baugebiet. Jetzt kommt es ohne jede Erklärung

Von Horst Kramer, Altomünster

Es war ein heißes Eisen im Altomünsterer Kommunalwahlkampf im Frühjahr dieses Jahres: das Baugebiet "Am Vogelgarten", nur wenige Meter östlich des Klosterareals gelegen, gegen das etliche Anwohner protestiert hatten. Darauf stiegen die FWG und ihr schließlich siegreicher Bürgermeisterkandidat Michael Reiter ein. Das Wohngebiet ist inzwischen zwar faktisch auf den Weg gebracht. Als es nun aber als erster Punkt auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung auftauchte, waren die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger hoch. Was hat Bürgermeister Michael Reiter (FWG) zu berichten? Kippt das Vorhaben womöglich doch noch? Nach nicht einmal fünf Minuten wurde das Bebauungsplanverfahren für das Areal eingestellt. Kein einziges Gemeinderatsmitglied stellte wenigstens eine Frage, und Bürgermeister Reiter hüllte sich in Schweigen, gab kein Wort der Erklärung ab.

Die Vorgeschichte: Auf dem rund 1800 Quadratmeter großen Gelände plant die Volksbank-Raiffeisenbank Dachau seit bald vier Jahren eine Wohnsiedlung. Ihre ersten Entwürfe legte das Kreditinstitut im Jahr 2017 vor. Damals war eine Mehrfamiliengebäude-Siedlung mit 35 Wohneinheiten vorgesehen. Das Projekt stieß aber auf heftigen Widerstand der Anwohner. Sie befürchteten Lärm, den Verlust des ländlichen Charakters, Schattenwurf, Verkehrsprobleme und einiges mehr. Das Vorhaben wurde zum Politikum, weil der damalige Bürgermeister Anton Kerle (CSU) ein Volksbank-Raiffeisenbank-Mann war (und wieder ist) und die FWG im Kommunalwahlkampf eine "Politik der kurzen Wege" unterstellte, wie die Wählergruppierung erklärt hatte. Kerle widersprach deutlich, verwies auf die Verfahrenswege, das Finanzinstitut schraubte seine Pläne deutlich zurück. Es half nichts: Kerle wurde abgewählt, wenn auch äußerst knapp. Ob wegen dieses Projekts oder wegen anderer Fragen, das lässt sich natürlich nicht genau sagen.

Nun sollen sich Vertreter der Bank mit Bürgermeister Reiter und einigen Anwohnern getroffen haben. Deren Erwartungen waren groß, zumal auch mehrere Gemeinderäte im Vogelgarten gesichtet wurden. Das Treffen ging Informationen der SZ zufolge am 7. Dezember über die Bühne, die Gemeinderatssitzung war acht Tage später angesetzt. Am Tag davor trafen sich wie immer die Fraktionen der CSU und FWG zur internen Besprechung. Reiter besuchte beide und informierte sie über den Stand des geplanten Baugebiets. Die Folge: Beim öffentlichen Treffen des Gremiums hakte kein einziger Gemeinderat nach.

Reiter rekapitulierte nur kurz die Geschichte des Bebauungsplanverfahrens, das nie abgeschlossen worden war. Da "der Eigentümer" (also die Bank) einen Bauvorbescheid nach den Regularien des Paragrafen 34 Baugesetzbuchs beim Landratsamt beantragt hatte, und die Behörde zwei Bebauungsvarianten genehmigte, könne die Gemeinde ihr Bebauungsplanverfahren einstellen. In dem Paragrafen heißt es, dass sich ein Vorhaben "in die Eigenart der näheren Umgebung" einfügen müsse. Dass die vorgesehenen zwei Doppelhäuser und ein Sechsfamilienhaus (Variante a) beziehungsweise zwei Sechsfamilienhäuser und ein Doppelhaus (Variante b) diese Vorgabe erfüllen, bezweifeln inzwischen jedoch auch die Anwohner nicht mehr. So äußerten sich zumindest einige. Ungelöst bleiben hingegen ihre Bedenken wegen des Verkehrsaufkommens: Schon jetzt würden in der kleinen Stichstraße zwei Fahrzeuge kaum aneinander vorbeikommen, sagte ein Anwohner der SZ. Zudem sei die Einmündung in die Kellerbergstraße unübersichtlich und gefährlich. In der Marktgemeinderatssitzung wurden diese Probleme hingegen nicht thematisiert. Es herrschte Schweigen - über das ganze ehemalige Wahlkampfthema.

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