Altomünster:Afrika im Dachauer Hinterland

Jürgen Helmholz hat in Unterzeitlbach die Dorfwirtschaft umgestaltet. Der Großwildjäger serviert dort nun Steaks von der Antilope und vom Krokodil.

Robert Stocker

- Unterzeitlbach ist für das Dachauer Hinterland ein typisches Dorf - mit schmucken Einfamilienhäusern, einer Kapelle und einem bayerischen Wirtshaus. Das heißt, letzteres existiert eigentlich gar nicht mehr. Wie in vielen anderen Fällen auf dem flachen Land haben die Wirtsleute den Betrieb aufgegeben, auch die Kinder wollten nicht weitermachen. Doch seit einigen Wochen trotten auf dem Vorplatz des ehemaligen Gasthofs Felber ein paar Elefanten herum. Die Dickhäuter sind natürlich nicht echt; sie sind auf einem riesigen Foto abgebildet, das mit anderen exotischen Motiven den Fuß des Maibaums auf dem Vorplatz verhüllt. Die kuriose Installation sticht auch Autofahrern ins Auge, die auf der Hauptstraße durch Unterzeitlbach rauschen. Vor dem Haus sind einige Pavillons mit luftigen Korbmöbeln aufgestellt, ringsherum stehen Orangen-, Zitronen- und Olivenbäume, die für südländische Atmosphäre sorgen. Dazu passt der Schriftzug an der Hausfassade: "Safari" steht da in großen Lettern. Die ehemalige Dorfwirtschaft hat sich in ein exotisches Lokal verwandelt.

Der Grund dafür ist Jürgen Helmholz. Der frühere Ingenieur für Haustechnik hat die ehemalige Dorfwirtschaft gepachtet und sie in Monate langer Arbeit umgestaltet. Das Lokal, sagt Helmholz, sei jetzt "eine Symbiose aus bayerischer Tradition und afrikanischem Flair". Der schwarze Kontinent - das ist Helmholz' große Liebe. 1977 besuchte er erstmals Namibia, das einstige Deutsch-Südwestafrika, das damals unter südafrikanischer Verwaltung stand. Immer wieder zog es den passionierten Jäger, der das Revier um Westerholzhausen gepachtet hat, auf den afrikanischen Kontinent. Als er in Rente ging, erfüllte er sich eine alte Sehnsucht und siedelte nach Namibia über, wo er die meiste Zeit des Jahres verbrachte. Insgesamt acht Jahre lang arbeitete er dort als Reiseführer und Großwildjäger. Seitdem ist der ehemalige Ingenieur vom "Virus Afrikanus" infiziert. Der Lebensstil in Namibia habe ihn begeistert, ebenso wie die Weiten der freien Natur mit ihrer wunderbaren Flora und Fauna. Auch dieses Lebensgefühl wolle er seinen Gästen mit dem "Safari" vermitteln.

Dass Helmholz fast schon eine Liebesbeziehung zu Afrika hat, ist im Lokal nicht zu übersehen. An einer Wand hängen ein Löwen- und Zebrafell und der ausgestopfte Kopf einer Eland-Antilope, alles eigene Jagd-Trophäen, wie der Lokalpächter stolz erzählt. An eine andere Wand ist ein riesiges Fotos eines Löwen gepinnt, der gerade seine Beute verzehrt. Die Tischdecken bestehen aus echtem Büfelleder, Helmholz selbst trägt eine Weste aus Straußenleder. Auf den Tischen stehen Figuren afrikanischer Tiere und landestypische Dekoration aus Namibia. Helmholz will sein Lokal mit einem Großbildschirm ausstatten, mit dem Veranstalter Jagdreisen präsentieren können. Auch an Jäger hat er gedacht, die ihre Bilder vorführen wollen.

Die Grünröcke liegen Helmholz besonders am Herzen - kein Wunder, weil er selbst die Jägerei leidenschaftlich betreibt. Sein Lokal werde für diese Kundschaft abends lange geöffnet haben, schließlich könne es im Sommer spät werden, wenn die Jäger von der Pirsch zurückkämen und im "Safari" noch einkehren wollten, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Helmholz bietet für sie auch einen speziellen Service an: Im Lokal werden zwei Waffenschränke installiert, wo die Jäger ihre Büchsen sicher verwahren können. "Nur wer seine Waffe dort deponiert, bekommt den Schlüssel für einen Schrank und ist damit allein zugriffsberechtigt", sagt der Betreiber des "Safari". So könnten die Jäger ruhigen Gewissens im Wirtshaus sitzen und müssten ihre Waffen nicht unbeaufsichtigt im Auto lassen.

Die Beute der Jäger bestimmt auch die Speisekarte im "Safari". Helmholz bietet viele Wildgerichte an, Rehbraten oder Rehragout, Rehmedaillons in Mangostücken mit Weinbrand flambiert oder Wildschweinbraten in Rotwein gesotten. Außerdem gibt es gegrillte Wachteln, gegrillte Egerlinge, pikante oder vegetarische Flammkuchen, Eintöpfe, Gulasch und Ochsenbrust und natürlich verschiedene Schnitzel. Die innige Beziehung des Wirts zu Afrika schlägt sich auch beim Essen nieder. So stehen auf der Speisekarte Rückensteaks von der Eland-Antilope, vom Zebra, Springbock oder Strauß oder ein Steak aus dem Krokodilschwanz. Das Fleisch bezieht er von einem Großhändler nahe Kiel. "Wir sind kein Schnellrestaurant, das Meiste von unserem Angebot wird frisch zubereitet", sagt Afrika-Experte Helmholz. Er hat seine Prinzipien. Insofern ist es konsequent, wenn er die Steaks vom frei laufenden Weideochsen ausschließlich "Medium" zubereitet. "Wer so ein Steak durchgebraten will, soll sich für ein anderes Gericht entscheiden. Wir versündigen uns nicht an dieser wundervollen Fleischqualität", betont Helmholz. Seit dem 16. Juli ist das Lokal in Betrieb, am heutigen Freitag ist offizielle Eröffnung. Wenn Gäste ihre Hunde mitbringen wollen - kein Problem. Denn die müssen nicht draußen bleiben.

Das " Safari" ist Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag ab 18 Uhr, Samstag und Sonntag ab 12 Uhr geöffnet.

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