Altes Feuerwehrhaus in Dachau:Mieter müssen neue Räume suchen

Das alte Feuerwehrhaus in Dachau braucht dringend eine Sanierung. Doch die Stadt scheut die Investitionen - und stellt damit Caritas, AWO und die Griechische Gemeinde vor Probleme.

Christine Heumann

Die Stadt Dachau beabsichtigt, das alte Feuerwehrhaus in der Friedenstraße zu verkaufen oder selbst zu nutzen. Sie hat die Mietverträge mit der Caritas und dem Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zum 31.März 2011 gekündigt. "Unser Problem ist der schlechte Zustand des Gebäudes", sagt Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU).

Altes Feuerwehrhaus in Dachau: Sommerfeste der Griechischen Gemeinde (hier: Tanzgruppe Pontos) wird es am alten Feuerwehrhaus nicht mehr geben - die Stadt hat allen Mietern gekündigt.

Sommerfeste der Griechischen Gemeinde (hier: Tanzgruppe Pontos) wird es am alten Feuerwehrhaus nicht mehr geben - die Stadt hat allen Mietern gekündigt.

(Foto: Toni Heigl)

"Auf die Stadt kommen immer mehr Investitionen zu, doch es rentiert sich nicht, dort noch Geld reinzustecken." Angesichts knapper Kassen und einer drohenden Haushaltssperre ist es gut vorstellbar, dass das mehr als 2000 Quadratmeter große Areal veräußert wird.

"Diesbezüglich ist noch keine Entscheidung gefallen", sagt der OB. Fest stehe nur, dass die Stadt nichts mehr investiere. "Vor kurzem haben wir überprüfen lassen, ob man vielleicht noch ein paar alte Feuerwehrautos einstellen könnte, aber selbst das ist nicht mehr drin."

"Für uns gibt es zwei Optionen", erläutert Kämmerer Thomas Ernst. "Von der Größe her ist dieses Grundstück immer für eine öffentliche Nutzung interessant, zum anderen müssen wir auch Möglichkeiten einer Refinanzierung des Haushalts 2011 haben.

"Mit einer Entscheidung rechnet er "in der zweiten Jahreshälfte 2010", sprich in den Etatberatungen nach der Sommerpause. Die Vorlaufzeit der Mieter, sich für ihre sozialen Einrichtungen ein neues Zuhause zu suchen, bezeichnet Thomas Ernst als "anständigen Zeitraum". Auch Bürgel verweist darauf, die Mietverhältnisse ordentlich zu beenden. "Die Parteien sollen frühzeitig Bescheid wissen."

"Wir wussten, dass uns dieses Gebäude nicht auf Dauer erhalten bleibt", sagt Caritas-Geschäftsführer Axel Hannemann. In diesen Punkt sei die Stadt immer sehr offen gewesen. Das Caritas-Zentrum Dachau betreibt in der Friedenstraße seit zehn Jahren den Gebrauchtwarenmarkt der Tagesstätte "ProBe", ein Recyclingprojekt und eine Arbeitstrainingsmöglichkeit für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

"Sicher, wir kommen wieder irgendwo unter, aber das ist genau das Problem", erläutert Hannemann, denn das alte Feuerwehrhaus sei einfach ideal.

"Klar, dass wir nicht ewig bleiben können"

"Ehrlich gesagt bin ich eher pessimistisch, ein gleichwertiges Gebäude in gleichwertiger Lage zu finden." Der Gebrauchtwarenmarkt diene der Caritas nicht nur als Arbeitstrainingsmöglichkeit ihrer Klienten, sondern stelle auch einen großen Schnittpunkt zur Dachauer Bevölkerung her.

"Wir haben von der Spitzenführungskraft einer Bank bis runter zum Hartz IV-Empfänger alles an Kunden." Zudem habe auch die Landkreisbevölkerung, die mit dem Zug nach Dachau komme, über den Bahnhof schnellen Zugang zum Markt. Den Status quo zu halten, sei natürlich von Art und Größe des neuen Gebäude anhängig.

Vorstellbar sei es auch, Lager und Verkaufsfläche zu trennen, wenn es nicht ideal zusammenfällt. "Das ist einfach vom Einzelobjekt abhängig." Derzeit prüfe die Hilfsorganisation "einige Dinge", mehr sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.

"Im Moment weiß ich nicht, wo wir eine neue bezahlbare Unterkunft finden sollen", sagt AWO-Vorsitzende Thea Zimmer. Der Ortsverein Dachau ist als Untermieter des Kreisverbandes von den Kündigung betroffen. Er unterhält in der Friedenstraße Büro und eine Tagungsstätte. Weitere Räume hat er an die Griechische Gemeinde untervermietet.

"Es war uns klar, dass wir nicht ewig bleiben können", sagt Zimmer. "Trotzdem haben wir jetzt ein Riesenproblem." Der Kreisverband der AWO ist mit seinem Mehrgenerationenhaus bereits in die Altstadt umgezogen. "Wir haben uns darauf vorbereitet", sagt Kreisvorsitzender Oskar Krahmer.

Völlig unvorbereitet hingegen sieht sich die Griechische Gemeinde in Dachau mit dem anstehenden Umzug konfrontiert. "Wir sind total verunsichert, denn wir wissen überhaupt nicht wohin", sagt Georgios Voutzalis. Er ist erst seit Mitte Juni Vorsitzender des Vereins, der im nächsten Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert. Für die Griechen in und um Dachau ist das alte Feuerwehrhaus gesellschaftlicher und kultureller Treffpunkt.

Voutzalis will so schnell wie möglich Gespräche mit der Stadt führen. Deshalb streicht er auch seinen Heimaturlaub im August: "Ich kann jetzt nicht heimfahren, ich muss hier bleiben und versuchen, das Problem zu lösen."

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