"Alternativlos":Sitzungssaal ist zu teuer

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Planungskosten erschüttern Karlsfelder Gemeinderäte

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Der Traum vom schönen repräsentativen Sitzungssaal mit holzgetäfelten Wänden, stilisiertem Wappen, neuen Möbeln und Technik vom Feinsten ist ausgeträumt. Die Karlsfelder Gemeinderäte sind auf dem harten Boden der Realität gelandet. Eine halbe Million Euro sollte der Umbau laut Planer kosten. Eindeutig viel zu viel, da waren sich alle einig. Die Kalkulation des Planers hatte die Gemeinderäte sogar so sehr geplättet, dass nach seinem Vortrag große Sprachlosigkeit herrschte. Der Schock saß tief. Nötig ist der Umbau, denn nach der Kommunalwahl werden statt 24 Kommunalpolitikern 30 am Ratstisch sitzen.

Im Haushalt sind 350 000 Euro für den Sitzungssaal vorgesehen. Schon das fanden einige übertrieben. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) beschwichtigte damals. Er war sich sicher, dass der Umbau sogar deutlich günstiger werden würde. Er sprach von 100 000 Euro. Nun kam die Ernüchterung. Angesichts eines Schuldenbergs von 28 Millionen Euro bis Ende 2019 strichen die Gemeinderäte die schicke Holzvertäfelung sofort. Auch neue Stühle wird es nicht geben - abgesehen von den sechs nötigen als Ergänzung zu den bisherigen. Alles stand plötzlich auf dem Prüfstand. Der Ratstisch soll nun - anders als ursprünglich gedacht - nicht mehr vom Schreiner gefertigt werden, sondern von einem Hersteller für Systembaulösungen gekauft werden. Das spart immerhin 20 000 Euro. Auch neue Schränke sind dem Spardiktat letztlich zum Opfer gefallen. Statt Küchenzeile werden nun Kühlschränke aufgestellt.

Einzig an der Technik wollen die Karlsfelder nicht sparen. Der Rathausumbau 2006 hat sie gelehrt, dass zu radikales Kürzen sich nicht rechnet. "Die Leute hätten kein Verständnis dafür, wenn wir für viel Geld den Sitzungssaal renovieren und sie dann schon wieder nichts lesen oder verstehen können, was gesprochen wird", erklärt Bernd Wanka (CSU). So wird der lichtschwache Beamer durch einen neuen ersetzt. Lüftung und Mikrofone werden ebenfalls neu installiert. Insgesamt kostet die Technik allein 250 000 Euro, das Gesamtpaket soll nun 426 000 Euro verschlingen. "Erschütternd, aber alternativlos", sagt Finanzreferent Holger Linde (CSU). "Ein guter Kompromiss", findet indes Adrian Heim (Bündnis).

© SZ vom 04.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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