Finanzierung im Alter:„Ein Haus ist in erster Linie das Sparschwein der Eltern“

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Bezirksrätin Stephanie Burgmaier mit den Referentinnen Claudia Baur und Judith Falk sowie der Leiterin des Pflegestützpunkts Dachau, Anke Wolf. (Foto: Toni Heigl)

Eine Infoveranstaltung in Schwabhausen will über die Herausforderungen bei einem Pflegefall oder der Altersvorsorge aufklären. Viele Regelungen stoßen bei den Anwesenden auf Unverständnis.

Von Paula Klozenbücher, Schwabhausen

Im letzten Lebensabschnitt sind viele Menschen mit der Frage konfrontiert, ob sie für ihren eigenen Pflegefall finanziell gut aufgestellt sind. Die Unsicherheit über bürokratische und finanzielle Hürden führt zu emotionalem Stress: Das eigene Haus wollte man zunächst noch an die Kinder und Enkel vererben, doch nun müsste es eigentlich für eigene Pflege herangezogen werden. Diese Belastung und Zukunftssorgen waren auch deutlich spürbar bei der Infoveranstaltung „Hilfe zur Pflege – Wenn Einkommen und Vermögen nicht für die Kosten der Pflege ausreichen“, die Bezirksrätin Stephanie Burgmaier am vergangenen Dienstag im Gasthaus Göttler in Schwabhausen organisierte.

Schon jetzt ist klar: Die Bezirksrätin will Veranstaltungen wie diese künftig mindestens einmal im Jahr anbieten, um ältere Menschen und Angehörige zu unterstützen. „Es ist ein Thema, bei dem Planung erforderlich ist, doch viele beschäftigen sich erst damit, wenn der Pflegefall eingetreten ist“, sagt Burgmaier. Fragen konnten die Interessierten an die Referentinnen Claudia Baur und Judith Falk vom Bezirk Oberbayern sowie an die Leiterin des Pflegestützpunktes in Dachau, Anke Wolf, richten.

Nachbarschaftshilfe eher unbekannt

Für Burgmaier, auch stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU Dachau, ist es ein großes Anliegen, sich für die Belange von Pflegebedürftigen und deren Familien engagieren, wie sie vor den gut 40 Gästen betont. Sich zielgerichtet und sachlich für die Verbesserung der Pflegeinfrastruktur und der Pflegeeinrichtungen im Landkreis einzusetzen, das sei ihre Aufgabe. Auch der Fachkräftemangel in der Pflegebranche ist ein zentrales Thema auf ihrer Agenda, der an dem Abend mehrfach zur Sprache kommt.

Ein Beispiel dafür, wie Familien bessere Beratungs- und Unterstützungsangebote erhalten können, sei die Nachbarschaftshilfe. Seit der Corona-Pandemie können sich Privatpersonen niederschwellige Leistungen gegen Entgelt heranziehen. Doch nicht alle kennen diese Möglichkeit. Nach einer Schulung kann man für die alltägliche Unterstützung, wie das Einkaufen und Kochen, mit einem Stundenlohn von 11 Euro entlohnt werden. Für viele Betroffene sei es eine Möglichkeit, ihren Dank auszudrücken, so Burgmaier. „Insbesondere im Hinblick auf den Pflegenotstand ist das eine Lösung, die sowohl den Pflegebedürftigen als auch ihren Angehörigen zugutekommt.“

Sorgen und Unverständnis der Anwesenden

Im weiteren Verlauf des Abends werden die Diskussionen hitzig. Viele Teilnehmer beschwerten sich mehrmals über die bürokratischen Hürden und die Unklarheiten bei den finanziellen Regelungen. Landrat Stefan Löwl (CSU) ging auf die Sorgen der Anwesenden ein und sprach sich dafür aus, genau diese Hürden abzubauen. Konkrete Vorschläge, wie man das angehen könnte, nannte er nicht.

Ein besonders heiß diskutiertes Thema war die finanzielle Belastung durch Pflegekosten – insbesondere, wenn Vermögenswerte, die für die Erben bestimmt waren, zur Finanzierung der Pflege herangezogen werden. Claudia Baur vom Bezirk Oberbayern machte klar: „Ein Haus ist in erster Linie das Sparschwein der Eltern und nur in zweiter Linie das Erbe der Kinder“. Auch die Regelung, dass Geschenke aus den letzten zehn Jahren zurückgefordert werden können, wenn das Geld für die Pflege nicht reicht, sorgte für Unmut. Baur beruhigte die Anwesenden jedoch, dass „Anstandsschenkungen, wie die 100 Euro für den Geburtstag des Enkels“, nicht zurückgefordert würden.

„Viele legen für den Fall einer Beerdigung Geld zurück, dann kommt ein unerwarteter Pflegefall in der Familie und die entsprechenden Sozialleistungen werden einkassiert“, äußerte eine Teilnehmerin besorgt. Auch wenn die Referentinnen Claudia Baur und Judith Falk über die rechtliche Lage bei Ansprüchen gegenüber Dritten, Schenkungsrückgaben oder Unterhaltsansprüchen aufklärten – nicht alle Zukunftsängste lösten sich bei den Besuchern in Luft auf. Einmal mehr zeigt es: Viele Pflegebedürftige und Angehörige fühlen sich im Pflegefall und im Alter allein.

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