"Altbairische Serenade":Glockenreine Jodler

Altbairische Serenade

Der Dachauer Volksmusiker Heinz Neumaier hat wieder großartige Musikanten und Sänger um sich versammelt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Fröhliches Frühlingskonzert mit Volksmusik

Von Sonja Siegmund, Dachau

Zünftige Blasmusikanten, feinfühlige Saitenspieler und fröhliche Sängergruppen - welch gelungene Mischung für einen klangvollen Frühlingsauftakt im prächtigen Renaissancesaal des Dachauer Schlosses. Zu verdanken ist dieses Musikantentreffen einmal mehr dem Dachauer Volksmusiker Heinz Neumaier, der wieder eine gelungene Auswahl von Gruppen aus der Umgebung und dem Chiemgau getroffen hat. Wie nicht anders zu erwarten, war die "Altbairische Serenade zum Frühjahr" am Sonntagnachmittag bis auf den letzten Platz besetzt. Viele der zumeist älteren Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich in festlicher Dachauer Tracht zu zeigen und andere Volksmusikfreunde zu treffen. Festlich geschmückt war auch das Podium, auf dem die Musikanten, Gesangsgruppen und der Sprecher eng zusammengerückt saßen. Als Moderator hatte man BR-Sprecher Stefan Semoff gewinnen können, der humorvolle Verse bayerischer Heimatdichter von Franz von Kobell und Georg Queri bis zu Max Dingler vortrug.

Zu jedem "Gsatzl", das heißt jedem Konzertabschnitt, wusste der Moderator originelle Geschichten und Anekdoten vorzutragen. Dabei gelang es Semoff immer wieder, die Figuren auf unnachahmliche Weise sprechen zu lassen, ob männlich oder weiblich, jung oder alt. Da wird der wortkarge Hingerl im Bierzelt geradezu sichtbar, der in aller Gemütsruhe einen Steckerlfisch verzehren will und vom geschwätzigen Besucher aus Preußen dabei gestört wird. Da sieht man förmlich den gekränkten Ehemann, der anstatt seiner untreuen Frau oder deren Liebhaber das Kanapee aus dem Haus wirft. Da ist die Geschichte von der frechen Hausgehilfin und der feinen Frau Direktorin, die sich nicht ausstehen können und trotz allem einige Gemeinsamkeiten haben.

Zu den gspaßigen Verserln und Gedichten passten die Beiträge der Musik- und Gesangsgruppen, die den beginnenden Lenz in den schönsten Farben ausmalten. Zur Einstimmung intonierten die Riederinger Musikanten aus dem Chiemgau den schmissigen Horst-Wende-Marsch (vier Klarinetten, jeweils zwei Trompeten, Flügelhörner, jeweils drei Waldhörner und Bassflügelhörner, eine Tuba). Dabei sprühte das 15-köpfige Ensemble unter Leitung von Sepp Saber geradezu vor jugendlicher Spielfreude und Begeisterung. Ihr herzerfrischender Reigen reichte von schwungvollen Klarinettenlandlern und Kuckucks-Walzern, umrahmt von einer Klatsch-Parade und Jodlern, bis hin zum Gamsgebirgsmarsch. Als Meister der leiseren Töne, aber dennoch klangvoll und fröhlich, präsentierte sich die Bairer Saitenmusi (Hackbrett, Zither, Harfe, zwei Gitarren, Streichbass). Kraftvoller zeigte sich das Ensemble mit Heinz Neumaier als Gitarrist mit dem "Raufgoggl"-Boarischen und der "Schneidmuggl-Polka".

Aufgelockert wurden die Instrumentaleinlagen durch Lieder rund um den Frühling, mal heiter und humorvoll, mal feinfühlig und tiefsinnig. So besangen die Geschwister Schabmair (Lisl Höss und deren Bruder Karl Schabmair) bestens aufeinander eingesungen, die erwachende Natur auf den Wiesen und Almen, die Lustbarkeiten des Frühlings, die Gamsjagd und die Liebe, "d'Liab". Harmonisch, mal hintersinnig wehmütig oder verschmitzt, erklangen die alten Lieder, deren Pflege sich der Zweigesang verschrieben hat. Beide sind auch in der Bairer Saitenmusik zu erleben mit Harfe und Kontrabass. Außerdem trat Lisl Höss gemeinsam mit ihren Töchtern Leni Dahberger und Sophie Tristl auf. Fein abgestimmt sangen sie alpenländische Lieder über die erwachende Natur ("Berg und Tal wern schee staad aper") oder Herz-Schmerz-Kummer ("Und mei Bua hat ma d'Liab aufgsagt"). Dabei beeindruckten die drei mit glockenreinen Jodlern, einfühlsam begleitet von Heinz Neumaier auf der Gitarre.

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