Alle Vorschläge fallen durch:Streit um einen Fondi-Platz

Umfrage Unterer Markt

Die wichtigsten Einrichtungen des Unteren Marktes: Obststand, Litfaßsäule, Maibaum und Toiletten. Sie werden nun nicht am Fondi-Platz stehen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Dachauer Stadträte können sich nicht auf einen Ort zur Benennung nach der italienischen Partnerstadt einigen

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Stadt Dachau bekommt vorerst keinen Fondi-Platz. Die Stadträte konnten sich nach langer Debatte in der Sitzung am Dienstagabend nicht einig werden. Am Ende gab es vier verschiedene Vorschläge, keiner erhielt eine Mehrheit. Dabei waren sich alle einig, dass die italienische Partnerstadt grundsätzlich durch eine Platzbenennung geehrt werden solle. Über das wo und wie genau gingen die Meinungen allerdings auseinander. Ob die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen der Partnerschaft im Sommer nun ganz ohne Geschenk vorüber gehen werden, ist allerdings nicht klar.

Die ursprüngliche Anregung kam von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und der Verwaltung und wurde von der SPD-Fraktion unterstützt. Demnach sollte ein Platz im Neubaugebiet Augustenfeld nach Fondi benannt werden. Schönheitsfehler: Den Platz gibt es noch nicht. Der italienischen Delegation hätte man im August nur ein Stück Acker präsentieren können. Baubeginn unbekannt.

Die Bürger für Dachau ersannen daher den Vorschlag, den zentral gelegenen Unteren Markt umzubenennen. Der Antrag traf auf einige Gegenliebe, besonders bei der CSU. Das ganze wäre relativ problemlos zu bewerkstelligen, keine Adressen müssten geändert werden, nur eine Bushaltestelle erhielte neue Schilder und repräsentativ wäre der Ort auch.

Doch ist nicht genau der Punkt, dass niemand am Unteren Markt wohnt, ein Gegenargument? Ein Mangel an Prestige nämlich? Was SPD und Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB) vor allem störte, ist, dass der Begriff Unterer Markt im Bewusstsein und Sprachgebrauch der Bevölkerung verankert sei. Allerdings erst seit etwa 35 Jahren, lautete die Gegenrede. Außerdem sei mit der Bezeichnung Unterer Markt nicht nur der Platz, sondern die gesamte Unterstadt gemeint. Das stamme aus den Zeiten, als Dachau noch ein Markt war. Stadtrecht erhielt es erst unter den Nazis. Man wolle der Partnerstadt einen fertigen Platz präsentieren, erklärten die Befürworter des Unteren Marktes. Keinen unfertigen Acker, wie es die österreichische Partnerstadt Klagenfurt 2014 mit Dachau getan habe. Und bis in Augustenfeld etwas stehe, könnten noch 15 Jahre vergehen.

Dem widersprach der OB heftig. Die Pläne für Augustenfeld seien bereits sehr ausgereift. Er gehe eher von fünf Jahren aus. Das Neubaugebiet habe den Vorteil, dass Fondi den Platz mitgestalten könne. Dachau habe für den Dachau-Park in Klagenfurt etwa Magnolien gespendet, die an den Schlossgarten erinnern. Das brachte SPD-Stadtrat Volker C. Koch auf die Idee, die Sache von vornherein gemeinsam mit Fondi anzugehen. Zum 25-jährigen Bestehen, könnten in beiden Städten jeweils Plätze eingeweiht werden, die an den anderen erinnern. Dass dazu erst einmal Fondi gefragt werden müsste, bedachte er nicht. Immerhin 16 Stadträte hoben für Kochs Vorschlag die Hand. Die CSU brachte die Idee "Fondi-Platz am Unteren Markt" ein. Das fand außer der CSU nur Wolfgang Moll gut. Koch nannte die Schöpfung "ein sperriges Monstrum", Zeitgeschichtsreferent Günter Heinritz (SPD) nannte die Idee "unsinnig". Für die Umbenennung des Unteren Markts in Fondi-Platz stimmten sieben Stadträte. Für einen Platz in Augustenfeld waren SPD, ÜB, Grüne und Bündnis, insgesamt 20 Stadträte - dagegen auch 20. Damit gilt der Antrag als abgelehnt.

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