Alarmierender Trend in Dachau:Boom der Pendler

Gewerkschaft fordert mehr bezahlbare Wohnungen

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) schlägt Alarm: Die Zahl der Berufspendler im Landkreis Dachau habe einen neuen Höchststand erreicht. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR). Demnach verließen auf dem Weg zur Arbeit im vergangenen Jahr etwa 57 000 Menschen regelmäßig die Grenzen des Kreises. Das sind 44 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Damals zählte der Kreis noch rund 40 000 sogenannte Auspendler, so die IG Bau. Laut Michael Müller, Bezirksvorsitzender der IG Bau Oberbayern, ein "alarmierender Trend".

Eine Hauptursache für den Pendel-Boom sei der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in den Groß- und Unistädten. "Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilienpreise in der Stadt nicht mehr leisten. Aber genau dort sind in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden", so der Bezirksvorsitzende der IG Bau. Die Folge seien immer längere Staus und überfüllte Züge. Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitsplatz seien für viele Pendler aus dem Kreis Dachau mittlerweile gang und gäbe, betont Müller. "Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit für Familie, Freunde und Hobbys verloren. Auch die Umwelt leidet unter der Fahrerei." Nach Angaben des Umweltbundesamtes geht knapp ein Fünftel aller CO2-Emmissionen in Deutschland auf das Konto des Verkehrs.

Nötig sei eine "drastische Wende" in der Wohnungsbaupolitik. "Die öffentliche Hand muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu schaffen. Es fehlen vor allem Wohnungen im sozialen Segment", so Müller. Massive Investitionen seien aber auch im Bereich der Verkehrsinfrastruktur unverzichtbar, um die Pendler zu entlasten. Einen entscheidenden Beitrag gegen den "Pendler-Frust" könnten zudem die Firmen leisten - indem sie es ihren Beschäftigten leichter machen, in Gleitzeit oder im Home-Office zu arbeiten.

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