Aktmodel in Dachau:Ein ganz normaler Job

Der 25-jährige Matthias Metz aus Dachau zieht sich für Geld aus. Er arbeitet als Aktmodel. Den Job übernahm er von seinem Vater.

Anja Stehle

Was "La Fornarina" für Raffael und Simonetta Vespucci für Sandro Botticelli waren, ist Matthias Metz an diesem Dienstagabend für die Kunstschaffenden Dachaus - Muse, Objekt der Inspiration oder, nüchtern gesagt, Aktmodell. Allerdings mussten die Damen in Siena und Florenz damals wohl ohne Heizstrahler beim Posieren auskommen.

Aktmodel in Dachau: Die Dachauer Küstlerin Karin Schuff - hier ein Werk von ihr - leitet das Aktzeichnen in der  Kultur-Schranne.

Die Dachauer Küstlerin Karin Schuff - hier ein Werk von ihr - leitet das Aktzeichnen in der  Kultur-Schranne.

(Foto: Toni Heigl)

Gleich zwei Heizkörper werden Metz' splitternackten Körper während der zweistündigen Sitzung "Offenes Aktzeichnen" in der KVD-Galerie Wärme spenden. Metz gibt sich vor seinem großen Auftritt offen: "Ich bin ein recht aufgeschlossener Mensch und habe kein Problem, meinen nackten Körper zu zeigen", sagt er. Bei einer solch liberalen Einstellung zum Körperkult entsteht fast der Eindruck, Metz würde das Aktmodeln professionell betreiben.

Der 25-Jährige ist aber Student im achten Semester für Bühnen- und Kostümbild an der Akademie der Bildenden Künste in München. Metz stand jedoch bereits zuvor einige Male in der Dachauer Kultur-Schranne Modell.

Entsprechend routiniert und mit einer gewissen Trockenheit beschreibt er, was auf ihn zukommen wird: "Die Leute kommen, ich zieh mich aus, zehn Minuten Posen, dann kommt der Wechsel in eine neue Position." Ganz unspektakulär hört sich das aus seinem Munde an; wie Kellnern oder jeder x-beliebige Studentenjob.

Ein bisschen anstrengend sei der Nebenverdienst aber schon, sagt er und wirkt gleichzeitig so, als würde er das Dauerposen nicht übermäßig fürchten. Vielleicht kommt die Gelassenheit durch seinen Studiengang. Als Student der Bildenden Kunst habe er bereits selbst Akte gezeichnet.

Er wisse daher, wie nüchtern die Künstler ihr Objekt betrachten. Außerdem könne er gut einschätzen, welche Posen beim Zeichnen am besten zur Geltung kommen. Ihm ist aber durchaus bewusst, dass den Künstlern kein Körperdetail entgeht.

"Es ist schon interessant und ein besonderes Gefühl, wenn man von den Leuten genau beobachtet wird", sagt er. Bereits sein Vater ließ in der KVD-Galerie die Hüllen fallen. Irgendwann fragte er seinen Sohn, ob er ihn nicht beerben wolle. Metz ist selbst Mitglied in der Künstlervereinigung Dachau.

Ob er wissen will, wie die Künstler seinen Körper zu Papier bringen? - "Nein, ich schaue mir nie an, wie ich gezeichnet wurde."

Das Aktzeichnen der Künstlervereinigung Dachau findet am Dienstag, 16. Februar, von 20 bis 22 Uhr im Erdgeschoss der Dachauer Kultur-Schranne (Pfarrstraße 13) statt. Es steht allen Interessierten offen.

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