Süddeutsche Zeitung

Aktionstag in Dachau:Orientierungshilfe für Internet-Nutzer

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Ehrenamtliche Organisationen und das Landratsamt planen den Aktionstag "Digitales Leben". Sie wollen darin über Risiken und Chancen aufklären

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Digitalisierung wird das Leben aller Bürger künftig massiv verändern. Ein Wandel, der umfangreiche Chancen bietet, aber auch Gefahren mit sich bringt. "Deshalb braucht es Kompetenzen", sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) bei einer Pressekonferenz zum Aktionstag "Digitales Leben", der am Dienstag, 21. Januar, mit einem Bündel an Aktivitäten im Landkreis stattfinden wird. Geplant sind Veranstaltungen an mehreren Orten, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wie Pädagogen, Schüler und interessierte Bürger richten.

Die Initiative für dieses innovative Bildungsangebot kommt vom Arbeitskreis "Dachau digital", in dem Landratsamt, Mehrgenerationenhaus der Arbeiterwohlfahrt, Kreisjugendring, Volkshochschulen und das Dachauer Design-Büro Vieregg zusammenwirken. Dieser lockere ehrenamtliche Zusammenschluss, der jederzeit offen ist für alle, die einmalig oder kontinuierlichen einen Beitrag leisten möchten zur digitalen Entwicklung im Dachauer Land, hat sich zum Ziel gesetzt, Orientierungshilfe zu bieten, Lösungsansätze und Impulse zu entwickeln zu allen Fragen der Digitalisierung. Bildungsmanagerin Catrin Müller koordiniert den Arbeitskreis. Im Blick stehen dabei alle potenziellen Nutzer, Kinder wie Unternehmen, Familien wie Senioren. Das spiegelt sich auch im Programm des Aktionstags wider, der eine Fachtagung für Pädagogen genauso bietet wie Workshops für Schüler, Eltern und auch die ältere Generation.

Die Digitalisierung bewirke eine Veränderung, die bereits in vielen Lebensbereichen deutlich spürbar werde, betont Annerose Stanglmayr vom Dachauer Forum. Unter dem Titel "Verantwortete Digitalisierung" befasst sich deshalb ein von der katholischen Erwachsenenbildung initiierter pädagogischer Fachtag mit digitalen Lernformen, Cybermobbing, Mediennutzung in der Familie und Hassreden im Netz. Wenn schon Digitalisierung, dann auch bei der Präsentation der Veranstaltung, sagt Stanglmayr. Das Impulsreferat "Von der Digitalisierung zur Digitalität" von Matthias Wörther, Leiter der Fachstelle Medien und Digitalität der Erzdiözese München und Freising, wird deshalb vom Fachtag live gestreamt und auch über Youtube abrufbar sein. "Wir probieren das jetzt mal", sagt Stanglmayr.

An junge Leute und Pädagogen der Schulen wenden sich Workshops zur digitalen Selbst- und Mitbestimmung an der Realschule Dachau. Dabei geht es um Cybermobbing und die Selbstdarstellung im Netz. Eine Gruppe wird sich mit digitalem Journalismus befassen und über die Veranstaltung berichten, auch digitale Beteiligungsformen sind Thema. Diese Workshops finden in der Realschule Dachau statt. An interessierte Bürger auch der älteren Generation wenden sich am Aktionstag Veranstaltungen im Dachauer Mehrgenerationenhaus und von der Nachbarschaftshilfe Hebertshausen. Gerade für Senioren könnten digitale Medien eine Antwort sein auf die im Alter oft zunehmende Vereinsamung, ihnen weiter trotz Mobilitätseinschränkungen aktive Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglichen, ist Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl (CSU) zuversichtlich. "Warum sollen nicht künftig Zenzi und Maria sich über Skype austauschen, wenn die Beine nicht mehr so mitmachen."

Die nötigen Kenntnisse vermittelt das PC-Café der Nachbarschaftshilfe, das sich beim Aktionstag in der Schule Hebertshausen vorstellt. Tutorials zur Nutzung von Laptop und Smartphone bietet in Dachau seit mehreren Jahren schon das Mehrgenerationenhaus (MGH) in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. Ein Programm, das gerade auch ältere Bürger gerne nutzen. "Um die 150 Teilnehmer sind schon bei uns durchgelaufen, die Nachfrage ist ungebrochen", sagt Wolfgang Wolter vom MGH. Beim Aktionstag wird das Angebot vorgestellt, ein Vortrag wird Empfehlungen für mehr Sicherheit und Privatsphäre an digitalen Geräten präsentieren.

Der Aktionstag will eine breite Öffentlichkeit ansprechen, ist aber nicht das erste Projekt des im vorigen Jahr erst gegründeten Arbeitskreises "Dachau digital". Vielmehr machen die Dachauer Realschule wie auch die Mittelschulen Markt Indersdorf und Bergkirchen seit den vergangenen Sommerferien schon mit beim bundesweiten Mentorenprogramm "digitale Helden". Per Online-Videos und Präsenzkursen werden zehn Schüler als "Medien-Scouts" geschult und qualifiziert, um dann ihre Mitschüler zu beraten beim Umgang mit persönlichen Daten im Internet, zur Nutzung von sozialen Netzwerken und bei der Prävention von Cybermobbing. "Die Schüler sind voll dabei, das ist ein großes Thema", erklärt Tanja Huber, Schulleiterin der Realschule. Geplant sei deshalb, so Kreisjugendring-Geschäftsführer Ludwig Gasteiger, dieses Programm auf weitere Schulen im Landkreis auszuweiten. Und weil das Thema Cybermobbing große Verunsicherung auslöst, wollen die im Arbeitskreis engagierten Akteure als nächstes einen digitalen Notfall-Plan erstellen, so dass Betroffene, Mitschüler, Eltern und Pädagogen künftig gezielt Informationen abrufen können.

Der Aktionstag "Digitales Leben" am Dienstag, 21. Januar, ist kostenfrei, eine Anmeldung ist teilweise erforderlich. Das Programm findet sich unter www.landratsamt-dachau.de/familie-bildung-migration/bildung/dachau-digital.

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Quelle:
SZ vom 11.01.2020
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