Aktion für Bedürftige:Leere Bäuche füllen

Spendenlauf

Einige Kinder der 5. Klasse der Grund- und Mittelschule Hebertshausen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Mit der Aktion Schulmahlzeit finanzieren das Schulamt, die örtlichen Banken und private Unternehmen bedürftigen Kindern ein warmes Mittagessen. Und weil noch mehr Spenden nötig sind, sammeln auch die Schulen Geld

Von Petra Schafflik, Dachau

Während sich die Mitschüler mittags Nudelauflauf, Schnitzel oder Fischstäbchen schmecken lassen, sitzen einige Kinder über ihrer Brotzeitbox. Eine warme Schulmahlzeit kostet um die vier Euro, doch 80 Euro Essensgeld im Monat können sich manche Familien nicht leisten. Schon vor sechs Jahren hat deshalb die frühere Schulrätin Isolde Stefanski gemeinsam mit dem damaligen Volksbank-Vorstand Michael Haas das Projekt "Schulmahlzeit" mit dem Ziel gegründet, bedürftigen Kindern ein warmes Essen zu finanzieren. Inzwischen unterstützen Sparkasse, private Unternehmen wie auch Bürger finanziell das Vorhaben. Doch eine noch breitere Spendenbasis wurde jetzt nötig, weil der Bedarf für das kostenlose Schulessen im Landkreis "kontinuierlich und enorm steigt", sagt Schulrat Albert Sikora.

Erstmals haben sich deshalb in diesem Jahr unter dem Motto "Leere Töpfe füllen" die Mittelschulen mit einem Aktionstag beteiligt. Die Spendengelder laufen gerade ein, Schulrat Sikora rechnet mit einem "schönen Betrag". Allein der Spendenscheck der Volksschule Hebertshausen, der am Dienstag präsentiert wurde, beläuft sich auf stattliche 2542,57 Euro.

Das Wetter war nicht besonders am 26. Oktober, aber die 325 Kinder der Grund- und Mittelschule Hebertshausen ließen sich nicht abhalten. Tapfer drehten sie auf dem Sportgelände der Schule Runde um Runde, spulten möglichst viele 200-Meter-Läufe ab, um Spendengelder einzuwerben. Alle Sportler hatten sich im Familienkreis private Sponsoren gesucht, die pro absolvierter Strecke einen kleinen Cent-Betrag locker machen wollten. Rennen, damit andere Kinder ein warmes Mittagessen bekommen. Die Mädchen und Buben in Hebertshausen sind engagiert dabei. "Das finde ich wirklich gut, dass ärmeren Schülern geholfen wird. Wenn wir in Not sind, werden wir auch unterstützt", sagt die 15-jährige Tanja. Ehrensache, dass sie sich reingehängt hat, um möglichst viele Spenden einzulaufen. Ihre Bilanz: 18 Runden. Auch Korbinian hat elf Runden geschafft. Wirklich keine große Sache, findet der Achtjährige. "Manchmal lese ich in der Zeitung über arme Kinder, da will man doch helfen", ergänzt seine Klassenkameradin Sarina.

Als es darum ging, auf Anregung des Schulamts eine kreative Aktion zugunsten des Projekts "Schulmahlzeit" zu entwickeln, hat das Lehrerteam der Volksschule Hebertshausen über das reine Spenden-Event hinausgedacht. Nicht nur ein Spendenlauf wurde organisiert, sondern ein "anderer Schultag" entwickelt unter dem Motto "Sport, Spiel und Spenden". In der Turnhalle gab es Aktivstationen, das Team der offenen Ganztagsschule organisierte Spiele, Schüler bereiteten gesunde Pausensnacks für ihre sportelnden Mitschüler zu. Wichtiger Baustein war aber natürlich der Spendenlauf, an dem sich fast alle Mädchen und Buben aktiv beteiligt haben. Das tolle Ergebnis freut die stellvertretende Schulleiterin Dorothea Zigldrum. "Schön, dass wir zum gemeinsamen Topf eine ansehnlichen Betrag beisteuern können."

Den wenigsten Schülern wird bei der Aktion bewusst gewesen sein, dass sie sich vielleicht für ihren Banknachbarn oder einen anderen Klassenkameraden einsetzen. Doch tatsächlich sind es nicht wenige Familien, die ein niedriges Einkommen haben, aber doch über der Grenze für staatliche Unterstützung liegen und sich deshalb ein warmes Mittagessen für täglich vier Euro nicht leisten können. Dezidiert geht es nicht um Mädchen und Buben an einigen Brennpunktschulen. "An allen Schulen im Landkreis gibt es Kinder, die dringend diese Hilfe benötigen", betont Sikora. Lehrer und Schulsozialpädagogen wissen, wo Bedarf ist und vermitteln mit Fingerspitzengefühl die Unterstützung. Die wird direkt und anonym an die Schulen weitergeleitet. Kein Kind weiß, wer von seinen Mitschülern unterstützt wird. Diese Anonymität ist enorm wichtig, sagt Schulrat Sikora.

Noch stehen die Zahlen des Schulaktionstags nicht fest. Nach und nach laufen die Summen von den Schulen auf dem Sonderkonto des Schulamts ein. Da aber Banken, Unternehmen und Privatpersonen wie bisher die "Schulmahlzeit" weiter unterstützen, ist Sikora überzeugt, dass das Projekt gesichert ist. "Es ist gewährleistet, dass weiterhin alle bedürftigen Schüler auch tatsächlich Hilfe erhalten können."

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