Aktion des Kreisjugendrings:Kellner Ali und die Würde

Karlsfelder Mittelschüler erörtern im Unterricht, was Demokratie, Respekt und Fairness bedeuten

Von Laura Winter, Dachau

Was ist uns in dieser Gesellschaft wichtig? Wie können wir uns einbringen, um das sicherzustellen? " Was wissen wir über Kellner Ali?", fragt Pedram Aghdassi in die Runde. "Wie fühlt er sich?" Die Hände schnellen in die Höhe. "Ausgegrenzt", sagt ein Junge. "Traurig", sagt ein Mädchen. Der Theaterpädagoge lässt jeden zu Wort kommen. In der Mittelschule Karlsfeld konnten sich die Schüler auf ganz verschiedene Weisen mit Fragen über Demokratie, Fairness und Respekt auseinandersetzen. "Demokratische Schule" ist ein Modellprojekt, in dem die Mittelschule mit dem Kreisjugendring Dachau und weiteren Partnerorganisationen gemeinsam mit den Schülern erarbeiten, wie Schule demokratisch gestaltet werden kann. Beteiligt ist unter anderem die theaterpädagogische Gruppe Creative Change aus Offenbach.

Aktion des Kreisjugendrings: Breakdance gehört zum Modellprojekt "Demokratische Schule".

Breakdance gehört zum Modellprojekt "Demokratische Schule".

(Foto: Toni Heigl)

In einer Gruppe von etwa 38 Schülern der siebten bis elften Klasse will Creative Change Themen wie Flucht und Asyl ansprechen, szenisch darstellen und anschließend diskutieren. Die Szene, die sie den Schülern vorspielen, zeigt ein Vorstellungsgespräch. Petra trifft sich mit ihrem alten Freund Thomas, der mittlerweile Chefredakteur ist, um ihren Job wiederzubekommen. Sie verabreden sich in einem italienischen Restaurant. Der irakische Kellner Ali, der sehr bemüht ist, aber praktisch kein Deutsch versteht, treibt Thomas bald zur Weißglut. Dieser wird ausfallend und beginnt, gegen Flüchtlinge zu wettern. Sein Akzent macht dabei deutlich, dass er selbst auch nicht aus Deutschland stammt. Am Ende der Szene macht er Petra das Angebot, einen reißerischen Artikel über die "Bedrohung" der Flüchtlinge zu schreiben - und sie steckt in der Klemme. Die Hände der Schüler schnellen nach oben, jeder kann etwas zu dem Thema sagen. Gemeinsam erarbeiten Pädagogen und Schüler Lösungsansätze, die anschließend präsentiert werden. Außerdem denken sie gemeinsam über Begriffe wie Würde nach und klären, was sie für jeden einzelnen bedeutet. "Es geht uns darum, uns zu fragen, in was für einer Gesellschaft wir leben möchten", sagt Aghdassi. "Schließlich sollen die Schüler lernen, was Engagement bedeutet; wie sie sich dafür einsetzen können, was ihnen wichtig ist."

Aktion des Kreisjugendrings: Das Projekt "Demokratische Schule" bietet der Kreisjugendring mit anderen Organisationen an der Karlsfelder Mittelschule an.

Das Projekt "Demokratische Schule" bietet der Kreisjugendring mit anderen Organisationen an der Karlsfelder Mittelschule an.

(Foto: Toni Heigl)

Aber die Mittelschule und der Kreisjugendring haben noch mehr für die Schüler an diesen Projekttagen vorbereitet. Insgesamt 40 Workshops können sie an zwei Tagen besuchen, die Angebote reichen von Streetart bis Breakdance, von Parcours bis Diskussionen mit der Europäischen Akademie Bayern. Die Themenfelder "fair - demokratisch - kreativ" halten für jeden einzelnen etwas bereit. Aber was hat Breakdance mit Demokratie zu tun? "Es ist wichtig, sich selbst zu behaupten und gleichzeitig den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Das drücken die Themenbereiche aus", erklärt Ludwig Gasteiger vom Kreisjugendring Dachau. Demokratische Beteiligung kann vielseitig erfolgen. Die eigene Meinung zu vertreten, und das beispielsweise auf eine kreative Art - das können die Schüler mitnehmen. Denn der wichtigste Baustein der demokratischen Teilhabe sei, sich selbst als wirksam zu erfahren.

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