Agrarpolitik:Harte Zeiten für Bauern

Flächenstilllegung, Wasserversorgung, Energiewende: Die Landwirte im Landkreis Dachau appellieren an die Politik, ihre Sorgen ernst zu nehmen und kritisieren Beschlüsse der EU.

Rudi Kanamüller

Viele Sorgen belasten die Bauern im Landkreis: Die Herausnahme landwirtschaftlicher Flächen aus dem Produktionsbetrieb für ökologische Zwecke, die Gefahr einer Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung und die geplante Begrenzung des Ausbaus von Windenergie und Biogasanlagen. An Diskussionsstoff hat es dem Kreisbauerntag, der am Montag im Markt Indersdorfer Ortsteil Ried stattfand, nicht gemangelt. Gastrednerin war Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), die in einem 40-minütigen Referat die Probleme und Themen der Agrarpolitik auf europäischer und nationaler Ebene abhandelte.

Wenig Freunde in der Landwirtschaft hat derzeit Bundesumweltminister Peter Altmeier (CDU). Seine geplante Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) jedenfalls lässt die Dachauer Landwirte das Schlimmste befürchten. Auf diese Weise werde Altmeier, sagte der stellvertretende Obmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Dachau, Simon Sedlmair, "die Energiewende gegen die Wand fahren". Sedlmair verwies auf die hohen Investitionen, die die Landwirte zum Beispiel in den Bau und Ausbau von Biogas- und Fotovoltaikanlagen investiert hätten. Sedlmair forderte von der Politik "Verlässlichkeit" ein. "Denn sonst kann man keine Zukunft planen." Unterstützung fand er beim Stimmkreisabgeordneten und CSU-Kreisvorsitzenden, Bernhard Seidenath, der auf den Bestandsschutz für Altanlagen hinwies. Seidenath: "Es darf keinesfalls zu einer Deckelung der Förderung kommen."

Konrad Wagner (FW), Bürgermeister von Altomünster, rief die Landwirte dazu auf, sich gegen die drohende Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung zu wehren und die Kommunen bei ihrem Kampf zu unterstützen. Konrad Wagner gab die Parole aus: "Hände weg vom Trinkwasser."

Das Schlimmste befürchten Dachaus Landwirte, sollte auf europäischer Ebene die Reduzierung landwirtschaftlicher Produktionsflächen um sieben Prozent zugunsten ökologischer Zwecke durchgesetzt werden. Kreisobmann Anton Kreitmair, der auch Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes ist, demonstrierte die Folgen anhand eines Schaubildes. Sieben Prozent Flächenstilllegung bedeuten für den Landkreis Dachau 2000 Hektar Fläche weniger, die zur Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen würden. 2000 Hektar könnten, so Kreitmair, für 8800 Menschen die Rohstoffe für Brotlaibe oder Trinkmilch liefern.

Ein weiteres, ebenso gravierendes Problem sei der alltägliche Flächenverlust durch Ausgleichsflächen, sagte Kreitmair. Jeden Tag würden in Deutschland 20 Hektar verloren gehen. Er mahnte: "Wir brauchen ein anderes System." Denn so könne es nicht weitergehen. Zum Beispiel würden allein für den Ausbau der Linie A zur vollelektrifizierten S-Bahn im Gleisbereich rund neun Hektar Ausgleichsflächen verbraucht werden.

Auf die Erfolge und den hohen Stellenwert der Landwirtschaft verwies Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die sich darüber freute, "dass Sie mich heute als Gastrednerin ausgesucht haben". 15 Prozent der Wirtschaftsleistung beispielsweise würden in der Landwirtschaft erbracht. Landwirtschaft, so die Bundesministerin, stelle die Versorgungssicherheit der Bevölkerung her. Deshalb müsse die Kulturlandschaft, die durch "harte Arbeit" geschaffen worden sei, erhalten und gestaltet werden. Die Landwirtschaft, so Aigner weiter, genieße ein sehr hohes Vertrauen bei den Verbrauchern. Deshalb sei auch immer wichtig zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert, bei Veranstaltungen oder Aktionen wie dem Tag des offenen Hofes. Sie müssten sich nicht verstecken, ermunterte die Ministerin die Teilnehmer des Kreisbauerntags.

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