Ärztestreit im Landkreis:MVZ gibt auf

Das Medizinische Versorgungszentrum in Dachau sieht sich einer politischen Schlammschlacht ausgesetzt. Deswegen baut es jetzt kein Facharztzentrum in Odelzhausen.

Wolfgang Eitler

Das Medizinische Versorgungszentrum Dachau (MVZ) hat den Antrag auf Bau eines Facharztzentrums in Odelzhausen kurz vor der Sondersitzung des Gemeinderats am Dienstagabend zurückgezogen. Wilfred Landry, der zu den Gründern dieses Unternehmens gehört, begründete die Entscheidung mit einer "politischen Schlammschlacht". Weiter sagte er: "Ich lebe seit 30 Jahren in Dachau. Ich habe mich als Geldsau diffamieren lassen müssen." Deshalb hätten er und sein Partner Karl Wilhelm entschieden, "auf so einer Ebene nicht mehr weiterzumachen".

Weniger Patienten

Das Facharztzentrum in Odelzhausen befindet sich in der Warteschleife. Der Gemeinderat hätte es gerne mit dem MVZ verwirklicht. Doch die Pläne scheiterten.

(Foto: dapd)

Der Gemeinderat stellte sich auf Landrys Seite. Bürgermeister Konrad Brandmair (CSU) sagte: "Ich stimme voll und ganz zu, dass da eine Sauerei stattfindet." Sein Ärger darüber, dass "Gott und die Welt meint, in Odelzhausen mitreden zu können", bezieht sich vermutlich auch auf Landrat Hansjörg Christmann (CSU). Er war der einzige Politiker, der sich öffentlich gegen die Pläne des MVZ Dachau geäußert hatte. Der Landrat plädierte für das von Hausärzten vorgeschlagene Kooperationsmodell mit Fachärzten im Landkreis.

Die Vor- und Nachteile der beiden Konzepte sind auf der Sondersitzung am Dienstag nicht dargelegt worden. Stattdessen sprach Johanna Winkler (Freie Wähler) von einer "Schweinerei, man hat dem MVZ Prügel zwischen die Beine geworfen". Fraktionsmitglied Brunhilde Kiemer bedauerte es , dass der Gemeinderat "die Vorzüge des MVZ nicht öffentlich gemacht hat". Sie ist für Landrys Unternehmen, weil es sich "um eine erprobte Praxis handelt".

An dem Kooperationsmodell der Hausärzte missfällt ihr, "dass sie ein börsenorientiertes Unternehmen im Rücken haben". Damit meinte sie die Amper Kliniken AG in Dachau. Ursula Kohn von der Bürgerschaft Odelzhausen merkte selbstkritisch an: "Wir haben wohl den Fehler gemacht, die Hausärzte nicht von Anfang an miteinbezogen zu haben." Brandmair sagte: "Ich habe gar nicht die Idee gehabt."

In Odelzhausen darf sich kein Facharzt niederlassen. Denn die Gemeinde ist stets aus dem Raster von Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung gefallen, die eine Niederlassung genehmigen müssen. Aber seit 2005 ist es Ärzten erlaubt, Zweitpraxen zu gründen. Diese Option zielt darauf ab, medizinische Zentren wie in Dachau zu befördern, das die die meisten Hausärzte mittlerweile als "Übermacht" oder als "Gefahr" empfinden. Deshalb lodert der Streit ständig neu auf.

Jetzt hat er sich an Odelzhausen entzündet und den gesamten Landkreis erfasst. Deshalb will der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands, Rudolf Szymkowiak aus Schwabhausen, Landry und dessen Partner Wilhelm gemeinsam mit Vertretern der Hausärzte zu einem Gespräch am 25. Mai einladen. "Ohne Vorgaben", wie er betont.

Vor zwei Wochen gab es schon einmal ein Treffen mit Odelzhausener Ärzten und dem MVZ. Am Dienstagabend legte Bürgermeister Brandmair dem Gemeinderat ein Schreiben der Hausärzte Kurt Huttenloher aus Odelzhausen und Reinhold Klein aus der Nachbargemeinde Pfaffenhofen vor. Darin kündigen sie an, unabhängig von der Entscheidung für das MVZ Dachau mit ihrem Kooperationsmodell beginnen zu wollen.

Huttenloher präzisierte auf Nachfrage der SZ den Termin: 1. Oktober. Eine Beteiligung der Amperkliniken, wie von Gemeinderätin Kiemer vermutet, sei nicht vorgesehen. Allerdings wollten Ärzte des Dachauer Klinikums "auf privater Basis" an dem Modell mitarbeiten, das als Genossenschaft geführt werden soll.

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