Ärger über Verkehrspolitik:"Sehr befremdlich"

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Bergkirchen wirft der Stadt Dachau vor, ohne Absprachen Verkehrsprojekte in seinem Gebiet zu planen - und das nicht zum ersten Mal.

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Aus der Zeitung und vom Landratsamt haben Bürgermeister Simon Landmann (CSU) und der Bergkirchener Gemeinderat erfahren, dass die Stadt Dachau jetzt Varianten einer Westumfahrung prüfen lässt. Ein Projekt der Großen Kreisstadt, das beim westlichen Nachbarn alles andere als Begeisterung auslöst. Ungewöhnlich deutlich fällt nun die Kritik quer durch alle Fraktionen aus. "Sehr befremdlich" sei das Vorgehen der Stadt, heißt es im Beschluss, den der Gemeinderat jüngst einstimmig verabschiedet hat. Zum wiederholten Mal versuche die Kreisstadt "ohne vorherige Kontaktaufnahme ihre Verkehrsprobleme über fremdes Hoheitsgebiet zu lösen."

Abgesehen davon, dass sich die Bergkirchener übergangen fühlen, sind sie auch der festen Überzeugung, dass der Ansatz der Kreisstadt nicht zielführend ist. "Eine Westumfahrung bringt nichts, weil die Autobahn A 8 jetzt schon völlig überlastet ist", erklärt Bürgermeister Simon Landmann. Den Bergkirchnern fehlt das Verständnis, warum Dachau jetzt vorprescht, wo doch der Landkreis ein umfassendes Verkehrskonzept für die ganze Region anstrebt. Die Kreisstadt solle gemeinsam mit dem Kreis die Planungen betreiben und abwarten, was das Gesamtverkehrskonzept bringe, so der Bergkirchener Gemeinderat.

"Wir wollen uns nicht verschließen, dass man auch eine Westumfahrung als Alternative innerhalb des Gesamtkonzepts prüft", betont der Bürgermeister. Doch wenn die Stadt jetzt auf eigene Faust Varianten untersuchen lasse und dafür noch mal Geld ausgebe, sei das schon "ein starkes Stück". Die Verstimmung in Bergkirchen rührt auch daher, dass sich die Kommunalpolitiker in der ländlichen Gemeinde nicht zum ersten Mal übergangen fühlen vom großen Nachbarn, der Stadt Dachau. Noch gut in Erinnerung ist den Bergkirchener Räten, wie die Dachauer über die Auslagerung eines S-Bahn-Parkplatzes nachdachten. Als der jetzt fertiggestellte Ausbau der S-Bahnlinie Richtung Altomünster noch in der Planungsphase war, gab es im Dachauer Stadtrat Überlegungen, Autoverkehr schon vor der Stadt abzufangen mit einem Pendlerparkplatz außerhalb. Als Standort im Gespräch war Breitenau, also Bergkirchener Gemeindegebiet. Es sei "ein bisschen typisch, dass die Stadt ihre Infrastrukturprobleme auf dem Boden der Nachbargemeinde lösen will", schimpft Landmann.

Abgesehen davon halten die Bergkirchener auch in der Sache nichts von einer Westumfahrung. Den Verkehr aus dem nördlichen Landkreis auf die Autobahn A 8 zu leiten, sei unvernünftig, betonten die Gemeinderäte. "Im Berufsverkehr ist die A 8 zu, der Verkehr staut sich zurück bis zur Auffahrt Fürstenfeldbruck, Nadelöhr sind die Eschenrieder Spange und der Allacher Tunnel", sagt der Bürgermeister. Solange die Aufnahmekapazität der Autobahn nicht erweitert werde, bringe eine Westumfahrung von Dachau gar nichts. Diese Bewertung sei "bereits von früheren Verkehrsgutachten so bestätigt worden."

Für zielführender hält man es in Bergkirchen, den Verkehr aus dem Landkreis über den nordöstlichen Bereich von Dachau zu leiten. Dort sind bekanntlich Planungen für eine Nordostumgehung im Gange. Alle vorliegenden Entwurfsvorschläge für eine Dachauer Westumfahrung lehnte der Gemeinderat daher jetzt einstimmig ab. Das Gremium betont, dass Bergkirchen weiter die Erstellung des gemeinsamen Gesamtverkehrskonzeptes des Landkreises unterstütze.

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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