Abstellplatz statt Gewerbebetrieb:MAN enttäuscht Karlsfeld

MAN lässt ein für die Gemeinde und ihre Entwicklung wichtiges Areal brach liegen - und die Politik ist ohnmächtig. Gegen den Weltkonzern kommt die Gemeinde einfach nicht an.

Gregor Schiegl

Karlsfeld - Dem Weltkonzern MAN sieht sich Karlsfeld ohnmächtig gegenüber. Denn für die Nutzung einer Reservefläche, die für die Entwicklung der Gemeinde bedeutend ist, hat der Nutzfahrzeugehersteller offenbar immer noch keine konkreten Pläne. Das ist das zentrale Ergebnis aus einem Gespräch mit Spitzenvertretern des Konzerns, von dem Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag berichtete. Die Gemeinderäte reagierten enttäuscht.

Abstellplatz statt Gewerbebetrieb: Das Areal an der Ernst-Zimmermann-Allee würde sich nach Ansicht des Gemeinderats gut für eine betriebliche Nutzung eignen. Doch der Nutzfahrzeughersteller MAN verwendet es lieber als Abstellplatz für seine Fahrzeuge.

Das Areal an der Ernst-Zimmermann-Allee würde sich nach Ansicht des Gemeinderats gut für eine betriebliche Nutzung eignen. Doch der Nutzfahrzeughersteller MAN verwendet es lieber als Abstellplatz für seine Fahrzeuge.

(Foto: Toni Heigl)

"Wichtige Gewerbeflächen in unserer Gemeinde liegen brach", klagte Gemeinderat Marco Brandstetter vom Bündnis für Karlsfeld, das der ÖDP nahe steht. Er forderte einen Kurswechsel im Umgang mit Gewerbeflächen: "Künftig muss die Prämisse sein, dass wir die Hand drauf haben." Es sei "illusorisch" zu glauben, man könne MAN zu etwas zwingen, sagte SPD-Fraktionschef Reinhard Pobel. "Dafür ist unser Stellenwert einfach zu gering." Günter Bunk (SPD) resginierte: "Wir können effektiv nichts machen."

Das Thema war aufs Tapet gekommen, weil MAN seit dem Jahr 2007 ein firmeneigenes Grundstück im Gewerbegebiet an der Dr.-Ernst-Zimmermann-Allee nutzt. Allerdings nicht als Betriebsstätte - was der Gemeinde Gewerbesteuer einbringen würde - sondern nur als provisorischen Stellplatz für seine Lastwagen. Die Nutzungsgenehmigung würde Ende 2010 auslaufen, MAN hatte aber beantragt, sie um weitere drei Jahre zu verlängern. Bürgermeister Kolbe (CSU) empfahl, dem Wunsch nachzukommen.

Im Gespräch mit MAN hätten die Konzernvertreter "glaubhaft" versichert, dass dies "eine letztmalige Beantragung" sei. Der Nutzfahrzeughersteller denke über ein "komplett neues Logistikkonzept" nach. Spätestens nach drei Jahren werde auf dem jetzigen Stellplatz "nichts mehr passieren" - leider wohl auch keine gewerbliche Nutzung, wie sie die Gemeinde sich wünscht.

Für Karlsfeld ist das eine bittere Enttäuschung: Der Kommune gehen langsam die Flächen aus, um Gewerbe anzusiedeln. Das Gewerbegebiet Nummer Fünf zwischen Bajuwarenstraße und Würmkanal kann nur noch geringfügig erweitert werden, bis es endgültig an seine Grenzen stößt. Die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets im Grünzug an der Grenze zur Stadt Dachau gestaltet sich schwierig. Wegen des Widerstands aus der Bevölkerung will die Gemeinde im Dezember in einem Bürgerentscheid klären, ob die Pläne bei den Karlsfeldern überhaupt mehrheitsfähig sind.

Das positive Votum des Bauausschusses gegenüber MAN will Bürgermeister Stefan Kolbe indes "als Zeichen des guten Willens" an die Verantwortlichen verstanden wissen - auch wenn "der Eine oder Andere" im Gremium "nur zähneknirschend" zugestimmt habe. Er erhoffe sich "das eine oder andere Entgegenkommen" seitens der MAN. Dag Hogh-Binder (CSU): "Im Leben ist alles ein Kompromiss."

Widerspruch kam aus der Bündnis-Fraktion. "Wir sind der MAN schon vor drei Jahren entgegengekommen", sagte Marco Brandstetter vom Bündnis. Zugleich widersprach er der Einschätzung, die Gemeinde habe keine Einflussmöglichkeiten auf die Nutzung des MAN-Areals. Wie Bauamtsleiter Thomas Schlichenmayer bestätigte, verfällt Baurecht auf einem Grundstück, wenn der Eigentümer es sieben Jahr lang brach liegen lässt. Brandstetter: "Wir haben also doch eine Handhabe." Fraktionssprecherin Mechthild Hofner provozierte einen scharfen Wortwechsel. Sie griff Kolbe an, sie hätte sich von ihm mehr taktisches Geschick gewünscht. Das Ergebnis nannte sie "dürftig". Kolbe wies die Kritik gereizt zurück: "Frau Hofner, Sie werden langsam weltfremd."

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