Abschied von Josef Westermayr:Ein Schlitzohr und Menschenfreund

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Familienangehörige, Freunde, Politiker und Vereinsvorstände nehmen Abschied von Josef Westermayr, dem Röhrmooser Altbürgermeister. Bei seiner Beerdigung würdigen sie einen Mann mit Ecken und Kanten

Von Christiane Bracht, Röhrmoos

Röhrmoos war seine Heimat. Hier kannte er jeden Weg, jeden Strauch und alle Menschen. Hier konnte er vieles bewegen. Die Leute im Dorf liebten ihn dafür. Doch Josef Westermayr war auch weltoffen. Der Landwirt begründete 1991 die Partnerschaft mit Taradeau, hegte bis zum Schluss enge Kontakte zu den französischen Freunden, spielte als Kommunalpolitiker lange Zeit auch auf Kreisebene eine wichtige Rolle. 36 Jahre lang war er Kreisrat, 24 Jahre lang Gemeinderat und zwölf Jahre Bürgermeister. Vergangene Woche starb der 88-Jährige überraschend bei der Gartenarbeit auf seinem Hof.

Tränenerstickt nahm die Familie am Montag Abschied von ihm und mit ihr zahlreiche Politiker, Vereinsvorstände, Freunde und Wegbegleiter aus dem ganzen Landkreis. Sogar Albert David und der amtierende Bürgermeister Gilbert Galliano waren zur Trauerfeier extra von Taradeau angereist, um Westermayr die letzte Ehre zu erweisen. Die kleine barocke Kirche war so voll, dass längst nicht alle Trauergäste hineinpassten. Mit Lautsprechern wurde der Gottesdienst nach draußen übertragen. Auf Bierbänken im prallen Sonnenschein lauschten viele den sehr persönlichen und bewegenden Worten vor allem des Enkels, Fritz Handerer.

"Josef Westermayr war ein Menschenfreund, aber mit einer gewissen Schlitzohrigkeit", sagt Pfarrer Michael Bartmann. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Opas Geschichte beginnt mit einem Fahrrad und endet in Arbeit." Mit 14 Jahren kam Josef Westermayr, der ursprünglich Wackerl hieß und in Prittlbach geboren wurde, als Erntehelfer auf den Riedlhof. Er arbeitete so fleißig und voller Energie, dass Michael Westermayr ihn schließlich adoptierte. Zeitlebens blieb die Landwirtschaft ihm das Liebste, wusste Pfarrer Michael Bartmann. Viele Jahre setzte sich Josef Westermayr im Bayerischen Bauernverband für seine Kollegen ein, war zehn Jahre lang Ortsobmann, drei Mal Kreisobmann und auch von 1963 bis 93 Vorsitzender der Waldbauernvereinigung. Außerdem gründete er den Maschinenring, bei dem er von 1962 bis 1983 Vorsitzender war. "Ein großes Anliegen war ihm die Ausbildung der Jungen", sagte Bürgermeister Dieter Kugler.

Aber neben der Landwirtschaft war auch die Politik seine Leidenschaft. "Der Weg von Opa war immer vom Fahrrad zur Sense, zum Traktor, ins Rathaus", erinnert sich Enkel Fritz Handerer. "Und vom Lausbub, zum Wüterich, zum Wildschweindieb, zum Ehrenbürger." Dafür habe Westermayr viel tun müssen, aber er sei auch auf alle diese Entwicklungen stolz gewesen. Kein Heiliger - aber "ein Vorbild". Immer wieder versagte Handerer die Stimme. "Das Leben von Opa ist eine Heldengeschichte."

Gilbert Galliano, Dieter Kugler und Albert David sind ebenfalls bei der Zeremonie zugegen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Keiner konnte so gut erzählen wie Opa. Er war der witzigste Mensch, den ich kenne - Alleinunterhalter für Gruppen. Alle hingen an seinen Lippen", fuhr Handerer fort. Auch Tochter Barbara Handerer schwärmte von der Gabe ihres Vaters: "Er konnte ganze Säle zu schallendem Gelächter hinreißen." Er selbst lachte offenbar ebenfalls gern, mal liebevoll, mal lauthals, oder verschmitzt. Viele Trauergäste können sich an Anekdoten mit dem Verstorbenen erinnern. "Josef Westermayr war ein Menschenfreund, aber mit einer gewissen Schlitzohrigkeit", sagte der Pfarrer. "Ein Mensch mit Ecken und Kanten", bekräftigte Kugler. Er sei immer dialogbereit gewesen, habe anderen mit Rat und Tat zur Seite gestanden - "ein bodenständig, ehrlicher Mensch, der seine Ziele als Kämpfer erreicht hat", so Pfarrer Bartmann.

Für die Gemeinde hat Westermayr einiges erreicht. Besonders stolz war der frühere Kommunalpolitiker und Gründer der Freien Wähler auf die Zusammenlegung der Feuerwehren Großinzemoos und Röhrmoos. Ein Schritt, den sich nur wenige Bürgermeister trauen. Dennoch war eine Fahnenabordnung der freiwilligen Helfer am Montag in der Kirche.

"Wir verneigen uns, in Anerkennung seiner vielfältigen Leistungen", sagte Kugler.

Albert David, der Sohn des früheren Bürgermeisters von Taradeau, erinnerte daran wie sein Vater und Westermayr die Partnerschaftsurkunde unterschrieben und eine lange Freundschaft hegten. Der amtierende Amtschef Gilbert Galliano hob das "außergewöhnliche Charisma" des Verstorbenen hervor: "Er war ein Mann, der überzeugte" und mit dem gesunden Menschenverstand eines Bauern agierte. "Tschau, ami."

Auch Westermayrs Enkel Fritz Handerer nimmt Abschied. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Günter Bakomenko von der SpVgg Röhrmoos lobte Westermayr dafür, dass er den Bau des Sportheims, sowie die Halle mit viel Energie vorangebracht habe. Bei den Grundstücksverhandlungen setzte der Landwirt sogar private Flächen ein. Den Schützen verhalf er zu einer Schiebezugmaschine. "Er war ein Mann der Tat, pragmatisch", so Bakomenko.

"Er starb mit einem Lächeln im Gesicht", sagt die Familie. Beim Heckenschneiden. Westermayr hinterlässt seine Frau Anni, drei Kinder, acht Enkel und sechs Urenkel.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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