Süddeutsche Zeitung

Abfallentsorgung:Gedränge zwischen den Containern

Einige Wertstoffhöfe sind so beengt, dass es regelmäßig zu Warteschlangen und Verkehrsstaus kommt. Der Landkreis will in Dachau-Augustenfeld eine neue Einrichtung bauen.

Von Robert Stocker

Einige Recyclinghöfe des Landkreises platzen aus allen Nähten. Im Herbst ist der Andrang an den Müllabgabestellen besonders groß. Dann fahren die Nutzer mit einem Anhänger vor, um Grüngut aus ihrem Garten zu entsorgen. Vor der Einfahrt der Wertstoffhöfe bilden sich oft lange Warteschlangen. In einigen Höfen ist die Platzsituation so beengt, dass der Landkreis schon seit einiger Zeit größere Ersatzgrundstücke sucht. Zu den überlasteten Einrichtungen gehören auch die Standorte in Dachau Ost und Dachau Süd. Der Landkreis plant deshalb einen weiteren Recyclinghof im Stadtteil Augustenfeld, der südlich des Entsorgungsunternehmens Fink entstehen soll. Für den Neu- und Umbau bestehender Höfe plant der Landkreis Millionen ein.

"Die Bevölkerung wächst und die Abfallmengen steigen", erklärt Wolfgang Reichelt, Pressesprecher des Landratsamts, die hohe Belastung einiger Recyclinghöfe. Wenn dann noch die Platzverhältnisse sehr beengt sind, kommt es immer wieder zu Warteschlangen und Staus. So wie im Wertstoffhof in Markt Indersdorf, der einen neuen Standort erhalten soll. Einerseits ist das bestehende Gelände neben dem Bahnhof zu klein, andererseits muss der Landkreis eine jährliche Miete von 22 000 Euro zahlen. Seit 2010 gibt es einen Beschluss, den Recyclinghof auf ein Grundstück im Gewerbegebiet zu verlegen. Doch bisher hat der Landkreis noch kein geeignetes Grundstück gefunden. Für den Grunderwerb sind im Haushalt 2019 300 000 Euro eingestellt, für den Bau 400 000 Euro.

Im Erdweger Recyclinghof im Ortsteil Guggenberg ist die Platznot besonders groß. Mit einer Nutzfläche von weniger als 1000 Quadratmetern platzt der Hof aus allen Nähten. Aus diesem Grund können die Erdweger hier nur bestimmte Abfallsorten entsorgen. Besonders an Wochenenden ist der Wertstoffhof überlastet und kann den Verkehr zeitweise nicht mehr aufnehmen. Dies führe immer wieder zu unfallträchtigen Staus, sagte Peter Kistler, Leiter der Abteilung kommunale Abfallwirtschaft, im Umwelt- und Kreisausschuss. Auch in diesem Fall hat der Landkreis noch kein geeignetes Ersatzgrundstück gefunden. 300 000 Euro sind im Haushalt 2019 für den Grunderwerb, 400 000 Euro für den Bau eines neuen Recyclinghofes vorgesehen.

Auch in Hilgertshausen soll der Recyclinghof ausgebaut werden. Bisher hat er nur eine gemeinsame Ein- und Ausfahrt, was laut Kistler immer wieder zu Verkehrsproblemen führt. Um die Situation zu entzerren, will der Landkreis eine eigene Ausfahrt bauen, die über eine gemeindeeigene Fläche führt. Die Kosten dafür werden auf 40 000 Euro geschätzt. Ähnliche Probleme gab es in den Einrichtungen in Haimhausen und Odelzhausen. Sie haben mittlerweile eine zweite Ausfahrt mit Einbahnregelung. Der Verkehrsfluss, so Kistler, habe sich dadurch deutlich verbessert.

Das größte Projekt ist ein weiterer Recyclinghof in Dachau-Augustenfeld. Die moderne Anlage soll südlich des Entsorgungsunternehmens Fink entstehen. Den Grund dafür hat der Landkreis bereits erworben. Laut Planung werden die Abgabestellen überdacht, außerdem ist ein Hallenkomplex mit Werkstätten vorgesehen. Der Landkreis kann sich auch ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus auf dem Gelände vorstellen. Die benachbarten Müllabgabestellen in Dachau Ost und Dachau Süd werden stark genutzt, ebenso der Karlsfelder Hof in der Münchner Straße. Wenn in den kommenden Jahren in Augustenfeld ein neuer Stadtteil entsteht, wird der Andrang weiter steigen.

Recyclinghöfe sind in der Nachbarschaft nicht gerade gern gesehen. Das Areal liegt aber weitab von Wohnbebauung zwischen Dachau und Karlsfeld. Außerdem hat es eine gute Verkehrsanbindung. Untergebracht werden könnten an diesem Standort neben einer stationären Problemmüllsammelstelle auch die Werkstatt und das Tonnen- und Wertstofflager, das sich derzeit auf dem Recyclinghof Feldstraße in Karlsfeld befindet. Das Lager müsste dringend erweitert werden. Die Kosten für den Vollausbau des neuen Recyclinghofs werden auf 4,3 Millionen Euro geschätzt. Für den neue Recyclinghof hat Peter Kistler in einer Machbarkeitsstudie erarbeiten lassen. Demnach würden die Nutzer auf überdachten Rampen anfahren und ihre Wertstoffe in darunter installierte Container werfen. Wer derzeit alte Fahrräder oder Möbel entsorgen will, muss steile Treppen bis zum Rand des Containers erklimmen.

Ein Novum im Landkreis wäre das Gebrauchtwaren-Kaufhaus, das ebenfalls auf dem Augustenfelder Gelände entstehen soll. Das Second-Hand-Kaufhaus bietet gut erhaltene, gebrauchte Waren, die am Recyclinghof abgegeben werden, zu günstigen Preisen an. Müll vermeiden helfen könnte auch ein Repair-Café, in dem fachkundige Helfer defekte Elektrogeräte wieder auf Vordermann bringen. Bevor der Landkreis aber konkret planen kann, muss er von der Stadt Baurecht bekommen.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2018
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