A 92 bei Freising:Rätsel um Busunfall mit Dachauer Kindern

Das Freisinger Amtsgericht versucht vergeblich, die Ursachen des Unglücks mit 30 zum Teil Schwerverletzten auf der A 92 beim Neufahrner Kreuz zu klären. Die Aussagen sind widersprüchlich.

Von Peter Becker

A 92 bei Freising: Zwei Kilometer vor der Ausfahrt Eching-Ost kam es vor gut einem Jahr zu dem Busunfall, bei dem Kinder teilweise schwer verletzt wurden. Sehr schwer hat es eine Betreuerin getroffen, die monatelang an den Folgen litt.

Zwei Kilometer vor der Ausfahrt Eching-Ost kam es vor gut einem Jahr zu dem Busunfall, bei dem Kinder teilweise schwer verletzt wurden. Sehr schwer hat es eine Betreuerin getroffen, die monatelang an den Folgen litt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ein fröhlicher Ausflug des Dachauer Kreisjugendrings hat am 22. August vergangenen Jahres auf der Autobahn 92 kurz hinter dem Neufahrner Kreuz ein dramatisches Ende genommen. Der Bus, in dem sich Kinder und erwachsene Begleitpersonen befanden, fuhr in ein Unwetter hinein. Wegen Aquaplanings geriet das Fahrzeug ins Schlingern und kippte schließlich um. 30 Personen zogen sich damals zum Teil schwere Verletzungen zu. Der heute 69-jährige Fahrer des Busses musste sich gestern vor dem Freisinger Amtsgericht wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Er ist sich keiner Schuld bewusst, behauptet, den Wetterverhältnissen angepasst gefahren zu sein. Aufzeichnungen der Tachoscheibe des Busses scheinen dies aber zu widerlegen. Aufgeklärt werden konnten die Widersprüche am Dienstag nicht. Der Sachverständige, der die Tachoscheibe ausgewertet hat, war nicht zum Prozess geladen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 69-Jährigen vor, zu schnell gefahren zu sein. Deshalb sei der Bus auf der regennassen Autobahn ins Schlingern geraten, gegen eine Leitplanke gefahren und schließlich umgekippt. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb einen Strafbefehl erlassen, gegen den der Busfahrer Einspruch eingelegt hat. Sein Mandant sei mit angemessener Geschwindigkeit gefahren. Er habe sich nichts vorzuwerfen, leitete Rechtsanwalt Joachim Schwarzenau die Aussage seines Mandanten ein. Der Angeklagte selbst meinte, er sei mit etwa 60 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Plötzlich sei es dunkel geworden. Er habe einen Schlag gegen den Bus verspürt, schildert der Fahrer den Moment vor dem Unfall. Dann sei das Fahrzeug ins Schlingern geraten und auf die linke Leitplanke zugesteuert. Der 69-Jährige lenkte gegen. "Ich wollte nicht in den Gegenverkehr geraten", sagte er. Dann habe er einen Filmriss erlitten und sei erst auf der Straße wieder aufgewacht. Dort muss der Mann wohl eineinhalb Stunden gelegen haben, nachdem ihn jemand durch ein Loch in der Frontscheibe ins Freie gezogen hatte. Der Mann berichtete unter Tränen, dass er die Helfer aufgefordert habe, sich nicht um ihn zu kümmern, sondern um die Kinder. Zeugen, die Insassen im Bus waren, sagten übereinstimmend, dass sich die Wetterverhältnisse schlagartig geändert hatten. Trotzdem hätten sie ein "sicheres" oder "normales" Gefühl gehabt. Ihrer Meinung nach sei der Fahrer den Wetterverhältnissen angepasst gefahren.

Diesen Eindruck vermittelte auch der Fahrer eines Münchner Flughafenbusses, der hinter den Dachauern herfuhr. Er selbst sei etwa 70 Stundenkilometer gefahren, sagte der Zeuge aus. Weil der Abstand zwischen ihm und dem Dachauer Bus konstant geblieben war, schloss er daraus, dass dessen Fahrer etwa genauso schnell unterwegs war wie er selbst.

Die Aufzeichnungen der Tachoscheibe liefern jedoch andere Informationen. Demnach sei der Angeklagte zunächst mit etwa 80 Stundenkilometern durch eine Baustelle gefahren und habe anschließend auf Tempo Hundert beschleunigt. Dann habe es einen Schlag auf die Hinterachse des Busses gegeben und die Aufzeichnungen rissen ab. Nun muss der Sachverständige, der die Tachoscheibe ausgewertet hat, geladen werden. Richterin Lore Sprickmann-Kerkerinck rechnete damit, dass der Prozess frühestens Ende September neu angesetzt wird.

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