Dachau:Endlich ein Supermarkt in der Altstadt

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Der Nahkauf bietet auf 600 Quadratmetern insgesamt 14000 Artikel an, die meisten davon sind Rewe-Produkte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Nahkauf im Untergeschoss des Kaufhauses Rübsamen eröffnet am Dienstag, 22. Juni. Damit schließt sich eine Nahversorgungslücke, die in Dachau seit Jahren klafft. Die Betreiber setzen auf Regionalität.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Eine Supermarktmitarbeiterin kniet am Boden und befüllt das Fach mit den Konserven. Dose für Dose. Vor dem Regal mit Gummibärchen faltet eine andere Kollegin einen Karton zusammen. Und im hintersten Gang steht ein Elektriker auf einer Staffelei und werkelt am Kühlregal. Mitten drin im Trubel befindet sich Karsten Fischer, Vertriebsleiter der Bonus gGmbh und ein gefragter Mann in diesen Tagen. Er sagt: "Es wird eine knappe Geschichte. Aber der 22. Juni als Eröffnungstermin steht."

Montagvormittag, Dachauer Altstadt. Im Untergeschoss des Kaufhauses Rübsamen in der Pfarrstraße 1 laufen letze Vorbereitungen auf Hochtouren: Am Dienstag in einer Woche eröffnet hier der Nahkauf. Damit schließt sich eine Nahversorgungslücke, die in der Dachauer Altstadt seit Jahren klaffte. Zwar gibt es Restaurants, Cafés, Bars und Feinkostläden. Doch es fehlt ein Supermarkt für den täglichen Einkauf. Bis jetzt. Der Nahkauf bietet auf 600 Quadratmetern insgesamt 14 000 Artikel an, die meisten davon sind Rewe-Produkte. Doch darunter sind auch sehr viele regionale Erzeugnisse. Es gibt Fleischwaren von der Metzgerei Wagner aus Dachau oder Lebensmittel vom Bentenrieder Hof in Prittlbach.

Die Treppengestaltung im Aussenbereich nimmt Form an. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie der Nahkauf eröffnet auch die Bäckerei Wörmann aus Niederroth am Dienstag in einer Woche hier ihre zweite Filiale in der Dachauer Altstadt. Diese befindet sich im Eingangsbereich des Ladens. Mit dabei ist zugleich ein kleines Café, drinnen und draußen am sogenannten Theatron gibt es Sitzplätze. Der Umbau des Vorplatzes, wo eine Stufenanlage gebaut wird und an dem sich auch die Stadt finanziell beteiligte, ist voraussichtlich bis Monatsende abgeschlossen. Bäckerei-Chef Hans Wörmann schwärmt von dem Konzept des Supermarktes, das so sehr auf Regionalität ausgerichtet ist. "Das ist wunderbar", sagt er. Man müsse lange in der Umgebung suchen, um etwas Vergleichbares zu finden.

Eigentümer des großen Gebäudekomplexes mit dem Namen Birgmannforum am Schrannenplatz ist die Scherm Verwaltungs KG. Die Familie Scherm prägt mit ihren Großbauprojekten die Dachauer Altstadt. Im Schermhof zwischen der Konrad-Adenauer-Straße und Jocherstraße haben die Scherms Wohn- und Gewerbeimmobilien geschaffen. Ende 2019 sanierten sie das Bekleidungshaus Rübsamen. In den oberen Stockwerken des Birgmannforums sind zwölf Wohnungen, Büros und Praxen für Zahnmedizin und Psychologie untergebracht.

(v.l.) Bäckermeister Hans Wörmann, Franz Scherm, Vertriebsleiter Karsten Fischer, Andreas Scherm und Marktleiter Detlef Messjetz. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Im Untergeschoss eröffnet jetzt der Supermarkt. Die Scherms haben einen siebenstelligen Betrag investiert. "Die Regionalität ist uns ganz wichtig", sagt Andreas Scherm mit Blick auf das Angebot des Nahkaufs. Sein Vater Franz Scherm sagt, es sei ihm und seinem Sohn von Anfang an wichtig gewesen, dass ein Lebensmittelladen hier entsteht. Er ist sich sicher: "Das Projekt ist ein Mehrwert für die Altstadt."

Betreiber des Supermarktes ist die Bonus gGmbh. Bonus steht für "Berufliche Orientierung Nachbarschaftsmärkte und Service". Die Filialkette, die 25 Märkte in Bayern und Baden-Württemberg betreibt, ist gemeinnützig und wirtschaftet nicht gewinnorientiert. "Ich brauche am Ende eine schwarze Null", sagt Vertriebsleiter Fischer. "Mehr nicht." Das ist auch der Grund, warum es sich Bonus erlauben kann auf dieser Fläche einen Supermarkt zu betreiben. Für die großen Lebensmittelhändler wäre das Untergeschoss zu klein und daher nicht rentabel. Die Philosophie von Bonus zielt dagegen darauf, einer Verödung der Kommunen entgegen zu wirken. Zudem setzt man auf Menschen vom sogenannten zweiten Arbeitsmarkt. Dazu zählen etwa Langzeitarbeitslose, die keine Chance mehr haben, einen Job zu finden. In Dachau etwa sind zwölf Mitarbeiter beschäftigt, davon sind fünf gefördert. Auch soll der Nahkauf in der Altstadt bestehenden Geschäften keine Konkurrenz machen. Fischer erklärt, es gebe in der Augsburger Straße zum Beispiel einen Laden, der Postkarten verkaufe. Also habe der Nahkauf keine Postkarten im Sortiment. Wenn es einen Tabakladen gäbe, würde man keine Zigaretten verkaufen. Zudem bietet der Nahkauf einen Lieferservice an. Einmal die Woche fahren die Mitarbeiter die Artikel zu den Kunden nach Hause. Das sei ein Service, zum Beispiel für ältere Menschen, die schwere Einkaufstaschen nicht mehr tragen könnten, sagt Fischer. Man könne auch im Laden die Produkte auswählen und sich diese dann nach Hause bringen lassen.

Am Dienstag, 22. Juni, öffnet der Nahkauf seine Türen. Der Supermarkt hat montags bis samstags von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Franz Scherm sagt, es werde auch eine Eröffnungsfeier geben, wenn die Schule im September wieder begonnen habe.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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