Das Repair Café der Werkbox 3 ist weit davon entfernt, ein Café zu sein. So weit, dass nicht einmal Kaffee angeboten wird. Zwar hält ein Automat neben Schleifscheiben auch einige Kaltgetränke parat, Becher mit dampfendem Cappuccino jedoch sucht der Besucher vergebens. Doch das macht nichts. Denn stattdessen versuchen hier in der Halle auf dem Gelände der Kultfabrik geschickte Bastler, alles zu reparieren, was Kunden ihnen zwischen die Finger legen: unentgeltlich.
Wer mag, kann sich auch selbst an der Reparatur seines maladen Geräts versuchen, ein Experte steht zur Seite. Gemeinsam wird gerettet, was zu retten ist. Danach spendet der Kunde nach Belieben. Der Ablauf ist denkbar unkompliziert. Die Gäste und Reparateure tauschen eher Vor- als Nachnamen aus. An der Werkbank rücken sie sowieso zusammen. Wie etwa der Profi Harald und sein Kunde Stefan, die an diesem Donnerstagabend die Köpfe über einem Haartrockner zusammenstecken.
Der Föhn macht einen kleinen Mucks, doch auf heiße Luft wartet der 28-jährige Stefan vergeblich. Nichts passiert. Stefan dreht das Gerät in seinen Händen. In der kommenden Stunde wird sich zeigen, ob das zehn Jahre altes Relikt aus Studienzeiten ihm weiterhin nach dem Duschen zur Seite stehen wird. Reparateur Harald mutmaßt, ein Haar könne die Schaltelektrik stören. Stefan bläst das Innenleben des Föhns mit Druckluft aus - ohne Ergebnis. Der Defekt muss anderswo liegen.
Manch einer hätte das kleine Ding schon längst in den Müll befördert, einen neuen Haartrockner gekauft und wäre zufrieden. Längst ist man gewöhnt, dass gerade elektrische Geräte mit Ablaufen der Gewährleistungsfrist auch ihr Leben aushauchen. Doch das Repair Café versucht dem leichtfertigen Wegwerfen entgegenzuwirken. Seine Kunden suchen nicht nur die günstige Reparatur, sie wollen die Umwelt nicht mit unnötigem Müll belasten. Wegwerfen passt auch nicht zur Ideologie von Organisatorin Anja Klein. "Die ganze Werkstatt besteht aus wiederverwerteten Sachen", sagt die 42-Jährige. Sie erklärt ankommenden Kunden den Ablauf und versucht den Überblick zu behalten über geglückte und gescheiterte Reparaturen. Wenn ein Gast nicht gerade einen kaputten Computer oder ein defektes Smartphone mitbringt, stehen die Chancen gut, dass die Fachleute den Fehler des Geräts finden und beheben.
Gerade allerdings verabschiedet sich ein Mann mit seinem immer noch kaputten Plattenspieler hinaus in die Nacht. Sein Helfer musste passen. Stefan hingegen hat noch nicht aufgegeben. Mit einem kleinen Schraubenzieher zerlegt er den schwarzen, quaderförmigen Schalter des Föhns. Harald hilft ihm. "Das ist gar nicht so einfach", sagt Stefan, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet. Es ist sein erstes Mal im Repair Café. Doch er stellt sich geschickt an, nach wenigen Minuten ist der Schalter zerlegt. Vor ihm auf der Werkbank liegen nun kleine Schrauben und Stahlfedern.
Anja Klein erzählt inzwischen, dass die Werkstatt samt Repair Café im Dezember auf dem Tollwood war. Sie und ihre Kollegen versuchen, das Angebot ihres Vereins einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Derzeit haben sie im Schnitt etwa zehn Reparaturen pro Café-Termin. Doch da geht noch mehr. Obwohl es dieses Mal verhältnismäßig voll ist. Kunden lieferten bereits in der ersten halben Stunde sechs Geräte an. Harald hat gut zu tun. Er wechselt zwischen Stefans Föhn und dem Bügeleisen einer Frau hin und her. "Vorsicht", sagt er und steckt das Kabel des geöffneten Eisens in die Steckdose, fachmännisch prüft er das Innenleben, von dem weite Teile unter Strom stehen. Harald hat Elektrische Energietechnik studiert, das Reparieren von Elektrogeräten hat er sich selbst beigebracht. Schon bald wird das Bügeleisen wieder dampfen.
Unterdessen hat Stefan die Federn wieder im Schaltkästchen angeordnet. Sie sollen die Kontakte, frisch geölt, nun wieder in die richtigen Positionen drücken. Der Föhn sei wohl mal heiß gelaufen, erklärt Stefan, dadurch habe der Strom nicht mehr fehlerfrei geleitet werden können. Als er das Gerät prüft und ihm sofort heiße Luft durch die Haare fährt, macht sich ein zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht breit. Mit einem funktionierenden Föhn in der Tasche und einem Erfolgserlebnis kann Stefan das Café verlassen. Harald kann sich dem nächsten Kunden zuwenden. Und Anja Klein kann in ihrer Statistik eine weitere gelungene Reparatur verzeichnen.