Süddeutsche Zeitung

"Cycling Day" in München:Alle Räder stehen still

  • Das Radrennen "Cycling Day" wird auch in diesem Jahr nicht stattfinden - die Regierung von Oberbayern hat zu viele Bedenken.
  • Bis zu 7000 Rennradfahrer hätten am 26. April gegeneinander antreten sollen.
  • Seit 2010 versuchen die Veranstalter bereits, ein solches Radrennen in München zu stemmen. In anderen deutschen Städten gibt es derartige Wettbewerbe bereits seit vielen Jahren.

Von Marco Völklein

"Daumen drücken" hatte noch im Herbst ein begeisterter Rennradler in einem Internetforum geschrieben. Und ein anderer meinte ironisch mit Verweis auf ähnliche Veranstaltungen in New York oder Berlin: "Also hömma! Was sind schon NY und Berlin? Wir sind 'Radlhauptstadt'!" Doch auch dieser Hinweis half nichts: Die geplante Fahrrad-Großveranstaltung "Cycling Day" wird auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Der gemeinsame Antrag des städtischen Sportamts und des Bielefelder Delius Klasing Verlags wurde von der Regierung von Oberbayern abgelehnt.

Bis zu 7000 Rennradfahrer hätten am 26. April gegeneinander antreten sollen. Vom Olympiastadion aus wären sie durch den Münchner Norden und Osten bis tief in den Landkreis Ebersberg hinein und auf einem Rundkurs wieder zurück zum Olympiagelände gerollt. Viele Straßen - vor allem im Münchner Osten - wären für einige Stunden gesperrt gewesen. Dies hätte "nicht mehr vertretbare Einschränkungen und Behinderungen des Straßenverkehrs, des Nahverkehrs sowie der Rettungsdienste zur Folge gehabt", erklärte eine Sprecherin der Bezirksregierung. Unter anderem seien vier Tram- und 20 Buslinien betroffen sowie "die Einsatzfähigkeit einiger Feuerwehr- und Rettungsdienststellen beeinträchtigt gewesen".

Zu viele Hindernisse für ein Radrennen

Schwer wogen offenbar auch Bedenken der Sicherheitsbehörden, die sich an den "temporären Fußgängerschleusen" gestört hatten. Die wollten die Veranstalter entlang der Strecke einrichten. Dort sollten Streckenposten mit Fähnchen die Fußgänger über die Straße lotsen, sobald sich Lücken im Teilnehmerfeld auftäten. "In anderen Städten funktioniert das problemlos", sagt Monika Weber, die Event-Chefin von Delius Klasing. Die Bezirksregierung allerdings bestand darauf, unter anderem Holzbrücken für die Fußgänger zu installieren, damit diese sicher die Rennstrecke queren können. Das aber war den Veranstaltern zu aufwendig - und zu teuer.

Mit der Absage ist die große Rennrad-Veranstaltung an der Isar nun zum wiederholten Male gescheitert. Denn seit 2010 hatten das Sportamt und der Bielefelder Verlag mehrere Anläufe versucht, um ein solches Rennen auf die Räder zu stellen. In den ersten Jahren hatten vor allem die Gemeinden im Umland befürchtet, dass einen Sonntag lang ihr gesamtes öffentliches Leben lahmgelegt werden könnte. Rennorganisatorin Weber führt die Schwierigkeiten in München auch darauf zurück, dass es hier "kaum Erfahrungen gibt mit Rennrad-Events". In anderen Städten wie Berlin, Frankfurt, Köln oder Münster sind solche "Jedermann-Rennen" dagegen Höhepunkte im Veranstaltungskalender.

Weil die Sache knifflig ist, seien zuletzt zwei Mitarbeiter ausschließlich damit betraut gewesen, die Fragen aus München zu bearbeiten, sagt Weber. "Natürlich" seien die Eventplaner "frustriert, weil wir viel Zeit und Geld investiert haben". Unklar bleibt nun, ob die Veranstalter 2016 einen erneuten Anlauf wagen werden. München sei nach wie vor ein "attraktiver Austragungsort", sagt Weber nur. Der Verlag, der in München mit den Redaktionen der Zeitschriften Bike, Tour und Trekkingbike sitzt, wolle mit der Stadt im Gespräch bleiben. Das Sportamt ist laut Sprecherin Edith Petry "bemüht, die wenigen, noch bestehenden Hürden für 2016 zu beseitigen". Einen Beschluss für einen erneuten Anlauf aber, sagt Managerin Weber, "haben wir noch nicht gefasst".

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Quelle:
SZ vom 19.02.2015/vewo
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