CSU:Schmids Abgang ist Fluch und Segen für die CSU

Josef Schmid eröffnet CSU-Wahlkampf in München, 2007

Mit viel Elan gestartet: Josef Schmid bei seinem ersten OB-Wahlkampf im Jahr 2008 gegen Christian Ude. Nun will er sich aus der Münchner Kommunalpolitik verabschieden.

(Foto: Andreas Heddergott)

Die vielen personellen Wechsel, die er nach sich zieht, schaden der Partei. Aber darin steckt auch die Chance auf einen Neuanfang.

Kommentar von Dominik Hutter

Natürlich hätte Josef Schmid noch ein drittes Mal für das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren können. Im Jahr 2020 wäre das gewesen - und wahrscheinlich hätte es der CSU-Mann gegen den dann mit einem Amtsbonus gestärkten Dieter Reiter noch schwerer gehabt als 2014.

Dann wäre ihm erneut eine Rolle als Zweiter Bürgermeister geblieben. Bestenfalls, wenn nicht ganz andere Mehrheiten im Stadtrat dies verhindert hätten. Diese Perspektive hat Schmid offenkundig nicht behagt. Zumal er in seinem Büro im zweiten Stock des Rathauses längst nicht die politische Wirkung erzielen konnte, die ihm zweifellos vorschwebte. Gut möglich, dass dies Frustration erzeugte.

Sein nun angestrebter Wechsel in den Landtag ist für die Münchner CSU Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil die vielen personellen Wechsel der Rathaus-CSU schaden und weil Schmid als das Gesicht der konservativ-liberalen Kommunalpolitik Kontinuität verkörpert und die Wahlchancen wohl verbessert hätte. Andererseits Segen, denn die Drehtür-Fraktion hat nun Zeit, ganz langsam (wie seinerzeit bei Schmid) einen Nachfolger für die Zeit nach Dieter Reiter aufzubauen.

Der kann sich dann bei der Wahl 2020 ein wenig profilieren und 2026 ernsthaft im Rennen um den Chefsessel im Rathaus mitmischen. Reiter hat bis dahin die Altersgrenze erreicht, die Karten werden also in jedem Fall neu gemischt. Schmid wäre dann 57 Jahre alt - und dass er nach vier Niederlagen ein fünftes Mal antritt, will man sich, auch in seinem persönlichen Interesse, lieber nicht vorstellen.

Das Rathaus-Bündnis mit der SPD dürfte auch nach Schmids Weggang weiterlaufen, beide Seiten sind auf diese Zweckehe angewiesen. Schmid bleibt das Verdienst, durch seinen liberalen Kurs eine solche Koalition überhaupt erst ermöglicht zu haben.

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