Süddeutsche Zeitung

Crowbar:Eine Kneipe jenseits des Hipsterwahns

Design? Überbewertet! Zielgruppe? Alle, so lange sie miteinander auskommen. Ein richtiges Konzept hat die Crowbar nicht - dafür jede Menge Craftbier aus der Umgebung.

Von Christiane Lutz

Die Crowbar ist so ziemlich das Gegenteil einer hippen Rooftop-Bar. Die Aussicht ist das Gegenteil dessen, was man von der Terrasse der Goldenen Bar aus sehen kann. Das Publikum ist das Gegenteil der Gäste des Schumanns. Dem Betreiber Christoph Donovan ist Interior Design schnurzpiepegal.

An der Wand hängt recht verloren ein Druck von Edward Hoppers "Nighthawks", die Karte sei, Zitat, "keine Schönheit", auf den Tischen dickwandige Kerzen, wie man sie auf Grillpartys zum Mückenvertreiben aufstellt. Der Fernseher hängt so, dass Donovan von der Bar auch ungestört gucken kann. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, hat die Crowbar im Keller der Agnesstraße 54 in Schwabing absolut ihre Daseinsberechtigung. Weil es gut ist, wenn es neben all dem Hipsterkram in der Stadt noch Orte gibt, an denen man sich nicht um übertriebene Raumkonzepte schert.

Fragt man Christoph Donovan, 37, was für ihn die Crowbar ist, sagt er: "Sie soll einfach ein Ort sein, an dem man gepflegt zwei, drei Bier genießen kann." Eine Zielgruppe habe er nicht. "So lang alle gut miteinander können und sich nicht wie Vollidioten aufführen, darf jeder rein."

Christoph Donovan ist in England aufgewachsen, hat dort Pubkultur und Bier kennengelernt. In der Crowbar hat er sich auch deshalb auf Craftbiere spezialisiert, gern so lokal wie möglich gebraut (Zitat: "Drink locally"). Momentan sind 22 verschiedene Biere im Angebot, aber Donovan probiert ständig neue aus, das Angebot möchte er vergrößern, je nachdem, wie welche Sorte den Gästen schmeckt.

Vom Fass kommen zur Zeit zum Beispiel Tilmans Helles (0,5 Liter 4,20 Euro), das leichte Crew Munich Easy (0,5 Liter 4,70 Euro) und ein Cider (Aspall, 0,5 Liter, 4,60 Euro). In den Räumen der Crowbar war bis zum Sommer vergangenen Jahres die Reizbar untergebracht, ein Cocktail-Paradies, wie es in Schwabing sonst nicht zu finden war.

Dieses Erbe aber will Donovan nicht antreten. "Für Cocktails habe ich keinen Nerv", sagt er, "damit kenne ich mich nicht aus." Immerhin: Ein paar Sorten Gin (darunter The Botanist und der Monkey 47) hat er doch im Angebot, den trinkt er nämlich auch ganz gern.

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Quelle:
SZ vom 21.04.2017/vewo
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