Süddeutsche Zeitung

Coronavirus in München:In dieser Klinik gibt es jetzt Zahnarzt-Sprechstunden per Video

  • Als erste Klinik in München bietet die Implaneo-Zahnklinik in Bogenhausen jetzt Video-Sprechstunden an.
  • Der Patient bekommt per SMS einen Link und einen Zugangscode, mit welchem er sich dann in ein virtuelles Wartezimmer begeben kann.
  • Die Video-Beratungen sind derzeit noch kostenlos.

Von Stephan Handel

Der Professor ist zufrieden: Makellos das Gebiss, blendend weiß alle Zähne, und Schmerzen hat der Patient auch keine. Das könnte natürlich daran liegen, dass der Patient gar kein Patient ist, sondern ein Kollege: Die beiden Zahnärzte Hannes Wachtel und Paul Schuh testen in der Implaneo- Zahnklinik in Bogenhausen gerade eine neue Video-Sprechstunde, die die Klinik als erste in München ab sofort anbietet.

Das Coronavirus hat auch die Zahnärzte hart getroffen - die Zahnärztekammer empfiehlt, nicht dringend nötige Behandlungen im Moment besser zu verschieben, besonders bei Risikopatienten, also älteren Menschen oder solchen mit geschwächtem Immunsystem. Die Video-Beratung bei Implaneo, schon seit Längerem unabhängig von der Corona-Krise geplant, aber jetzt früher eingeführt als gedacht, soll die Lücke schließen zwischen der Untersuchung auf dem Zahnarztstuhl und dem Gespräch am Telefon.

Zunächst meldet sich der Patient mit seinem Problem auf dem üblichen Weg in der Praxis: per Telefon oder E-Mail. Bei diesem ersten Kontakt wird ihm die Video-Beratung angeboten. Ist er damit einverstanden, bekommt er einen Termin. Zu diesem Termin bekommt er dann per SMS einen Link und einen Zugangscode. Mit diesem begibt er sich - von zu Hause aus - auf eine Website und dort in ein virtuelles Wartezimmer, wo ihn der Arzt dann auf seinen Monitor in der Praxis holt. Nun sieht der Arzt den Patienten und der Patient den Arzt.

"Das ist natürlich um Klassen besser als nur ein Telefonat", sagt Hannes Wachtel. "Gerade bei einem Erstkontakt ist es ja wichtig, dass der Arzt ein Gesicht bekommt und nicht nur eine anonyme Stimme am Telefon ist." Und die Beratung kann ebenfalls weitergehen als bei einer nur akustischen Verbindung: "Wenn dem Patienten zum Beispiel ein Zahn abgebrochen ist", sagt Wachtel, "dann kann ich ihn bitten, mit seiner Kamera da näher ranzugehen, dann sehe ich schon mal, was los ist." Der Patient kann zudem eventuell vorhandene Röntgenbilder hochladen, auch das sei eine wertvolle Information für den Zahnarzt.

Drei Möglichkeiten gibt es als Ergebnis des Video-Chats: Wenn eine Behandlung nicht dringend erforderlich ist, kann der Arzt den Patienten beruhigen und ihm zum Beispiel ein rezeptfreies Medikament aus der Apotheke empfehlen. Eine unklare Diagnose könnte in der Empfehlung münden, ein oder zwei Tage abzuwarten und dann noch einmal zu schauen, ob's besser oder schlechter geworden ist. Und wenn tatsächlich eine Behandlung nötig ist, dann kann sie schon im Voraus besser geplant werden, sodass etwa Risiko-Patienten gleich zum Arzt kommen und nicht lange im Wartezimmer - dieses Mal dem echten - rumsitzen müssen.

Drei der sechs Implaneo-Zahnärzte sind an dem neuen Tool geschult. Vorerst werden Termine nach Aufkommen vergeben, später ist daran gedacht, feste Video-Sprechzeiten einzurichten. "Und wer weiß", sagt Wachtel, "vielleicht wird irgendwann einmal einer unserer Ärzte die ganze Zeit am Monitor bereitsitzen." Die Beratung kann normal über die Krankenkasse abgerechnet werden - im Moment verzichtet Implaneo aber noch darauf und macht's kostenlos. "Das ist unser Corona-Service", sagt Hannes Wachtel.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2020/kafe
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