S-Bahn München:"Lieber auch mal warme Luft durch die Gegend fahren"

Coronavirus - Bayern

Der MVV erhöht die Preise, verspricht aber dafür Verbesserungen im Nahverkehr.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Bahn hat wegen des Coronavirus ihr Angebot zurückgefahren. Pendler ärgern sich: In den Stoßzeiten wird es in manchen Zügen trotzdem eng.

Von Andreas Schubert

Abstand halten. Mindestens anderthalb Meter. Was manchmal beim Spazierengehen schon nicht einfach ist, ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bestimmten Zeiten sogar unmöglich. Nicht jeder kann von zu Hause aus seine Arbeit erledigen, es gibt also immer noch eine große Zahl an Pendlern, die die S-Bahn nutzen müssen. Doch die Bahn fährt aktuell nach Samstagsfahrplan, sprich: Verstärkerzüge fallen aus, statt dreispännigen Langzügen sind vor allem zweispännige Vollzüge unterwegs.

Und das stößt aktuell bei vielen Pendlern auf heftige Kritik. Wenn schon dünnere Takte, so ist oft zu hören, dann sollten zumindest durchgehend Langzüge eingesetzt werden, sodass sich die Passagierströme besser im Zug verteilen. "Lieber auch mal warme Luft durch die Gegend fahren", ehe sich Menschen mit dem Coronavirus infizieren, schlägt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) vor.

Die S-Bahn München allerdings erklärt, die Disposition sei in diesen Zeiten alles andere als einfach. Auch die DB-Tochter muss ihre Mitarbeiter vor Infektionen schützen, weshalb sie ihren Betrieb etwas zurückgefahren hat. "Wir wollen ein stabiles und verlässliches Grundangebot für unsere Fahrgäste sichern", erklärt S-Bahnchef Heiko Büttner. "Ohne eine Reduzierung würden Krankheitsfälle immer wieder zu spontanen Ausfällen führen. Zugfahrten würden dadurch unplanbar. Genau das wollen die Aufgabenträger und wir vermeiden." Aufgabenträger ist der Freistaat in Form der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), welche die Zugleistungen bestellt und mit der sich die Bahn abstimmen muss, wenn es um "Angebotsanpassungen" geht, wie es im Eisenbahnersprech heißt. Zu diesen "Anpassungen" gehört auch der Einsatz kürzerer Züge, denn für die Bereitstellung der Fahrzeuge wird ebenfalls Personal benötigt.

Geld spart die Bahn mit dem reduzierten Angebot nach eigenem Bekunden übrigens nicht. Man beobachte das Fahrgastaufkommen täglich, sagt Büttner, und steuere gemeinsam mit der BEG dann nach Möglichkeit nach. Auf zahlreiche Kundenbeschwerden habe man reagiert und bei Zügen auf der S 3 und S 4 die Kapazität mit einem weiteren Zugteil erhöht. "So wie wir Kapazitätsengpässe feststellen, versuchen wir gegenzusteuern", verspricht Büttner. Allerdings sei jede Umplanung eine große Herausforderung, weil in die Umläufe aller Fahrzeuge und in die Schichtplanung aller rund 650 Lokführer eingegriffen werden müsse.

Unter normalen Umständen seien Fahrplananpassungen wie in den vergangenen vier Wochen mit einer Vorarbeit von Monaten verbunden. "Derzeit passiert die Anpassung der Dienst- und Umlaufpläne in wenigen Tagen", sagt Büttner und verspricht: "Wir tun in dieser herausfordernden Zeit unser Möglichstes." Sein Appell: Reisende sollten prüfen, ob sie wirklich in der Rushhour Zug fahren müssten, und sich natürlich an die empfohlenen Hygiene- und Abstandsregeln halten.

Das aber ist nicht immer möglich, auch wenn der Verband deutscher Verkehrsunternehmen mittlerweile von einem Passagierrückgang von 80 bis 90 Prozent spricht. Wie hoch genau der Rückgang bei der S-Bahn ist, kann die Bahn nicht sagen. Und auch wie sich die Verkehrsströme weiter verhalten, ist laut Bahn aktuell nicht vorhersehbar.

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