Öffentlicher Nahverkehr:Verkehrsunternehmen halten Betrieb aufrecht

Leere Wagen: Wegen des Coronavirus geht es auch in den Bahnhöfen der Stadt derzeit deutlich ruhiger als sonst zu.

Leere Wagen: Wegen des Coronavirus geht es auch in den Bahnhöfen der Stadt derzeit deutlich ruhiger zu als sonst.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Münchner Verkehrsgesellschaft reagiert auf die Corona-Krise mit einem leicht reduzierten Fahrplan - und trifft weitere Sicherheitsvorkehrungen.

Von Martin Bernstein

Die zweite Tür geht automatisch auf: So versucht die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in ihren Linienbussen das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus zu verringern - und zwar sowohl für die Fahrgäste als auch für die Fahrer. Wer ein- oder aussteigen will, muss an der jeweils zweiten Tür in den meisten Bus-Modellen keinen Knopf drücken. Das ist, von den meisten Fahrgästen wohl bislang noch kaum bemerkt, auch in Zeiten ohne Pandemie schon so gehandhabt worden. Neu ist, dass die Tür beim Fahrer generell zu bleibt. Aufkleber sollen darauf hinweisen. Damit wolle man einen Mindestabstand für den Fahrer gewährleisten, sagt Matthias Korte, der Pressesprecher der MVG.

Auch bei den neuen U-Bahnen und der Tram werden die Türen vom Fahrer zentral geöffnet.

Coronabedingte Ausfälle - durch Erkrankung oder Quarantäne - hat die MVG nach Kortes Angaben vom Dienstagmittag nicht. Es gebe einzelne Ausfälle durch die Notwendigkeit, zu Hause die eigenen Kinder zu betreuen. Und dann sei im März "jahreszeitlich bedingt" durch die üblichen grippalen Infekte der Krankenstand höher als etwa in den Sommermonaten.

Die MVG hat darauf mit einer leichten Reduzierung des Angebots reagiert. "Hauptziel ist, dass wir bei vermehrten Personalausfällen einen stabilen und zuverlässigen Betrieb anbieten können", sagt Korte. Bei der U-Bahn wird im Berufsverkehr auf die Verstärkerfahrten der U-Bahnlinien U 3 zwischen Fürstenried West und Olympiazentrum und U 4 zwischen Theresienwiese und Arabellapark verzichtet. Beide Linien verkehren damit ganztags im Zehn-Minuten-Takt. Die U 7 fährt zwischen Westfriedhof und Sendlinger Tor, derzeit aber nicht auf dem Abschnitt zwischen Sendlinger Tor und Neuperlach Zentrum. Bei der Tram wird derzeit lediglich die Linie 29 vom Willibaldplatz zur Hochschule München ausgesetzt, nachdem der Vorlesungsbeginn an den Hochschulen verschoben wurde. Beim Bus entfallen die sogenannten Schulverstärker, Fahrten also, die an Unterrichtstagen gezielt für Schülerinnen und Schüler durchgeführt werden. Isar Tiger und Parkstadt Tiger, Shuttles, die per App bestellt werden können und die sich mehrere Fahrgäste teilen können, bleiben derzeit in den MVG-Garagen.

Die einschneidendste Maßnahme bekommt der Kunde gar nicht mit - wenn alles gut läuft. Die MVG hat die Arbeit der Leitstelle dezentralisiert, weil die vor allem im Schienenverkehr dringend notwendig ist, damit der ÖPNV nicht zusammenbricht. "Durch die Verteilung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf zwei Standorte wird das Risiko reduziert, dass die etwaige Erkrankung eines einzelnen Mitarbeiters zu weitreichenden Quarantänemaßnahmen führt und somit die Leitstelle nicht mehr in ausreichendem Umfang besetzt werden kann", hofft man bei der städtischen Verkehrsgesellschaft. Die Kundencenter am Marienplatz und am Hauptbahnhof sind geschlossen. Service wird an vorgelagerten Schaltern angeboten. Abstand halten, ist auch hier die Devise.

In den Regionalbussen des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) im Umland verkaufen Fahrer derzeit keine Tickets, um die Ansteckungsgefahr für Fahrgäste und Personal zu verringern und die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Dort gilt der Ferienfahrplan. Bei der S-Bahn München fahren seit Montag die Taktverstärker der Linien S 2, S 3, S 4 und S 8 nicht mehr. MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch meldete sich per Internet zu Wort. Man sei bemüht, Personalengpässe zu vermeiden und das Leistungsangebot weiterhin im vollen Umfang aufrecht zu erhalten.

Der Fernbusanbieter Flixbus kündigte am Dienstag in München an, den Betrieb wegen der Corona-Krise ab Mitternacht einzustellen. Die Anzahl der Starts und Landungen am Flughafen München ist in den ersten beiden Märzwochen um 16 Prozent zurückgegangen. Das Passagieraufkommen sank dabei gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent. "Am heutigen Dienstag finden insgesamt rund 530 Starts und Landungen statt", sagte ein Flughafensprecher. "Das ist etwa die Hälfte eines normalen Dienstags."

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