Vernissage:Prickeln in Pixeln

Vernissage: Enorm beliebt bei Jung und Alt: Franz Marcs Tiger von 1912.

Enorm beliebt bei Jung und Alt: Franz Marcs Tiger von 1912.

(Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München)

Durch eine Art virtuellen Tierpark spaziert man in der Ausstellung "Blauer Reiter" im Lenbachhaus. Das Haus lädt auch zu einer Vernissage ein.

Von Evelyn Vogel

Die Städtische Galerie im Lenbachhaus war schon immer ein Publikumsmagnet unter den Münchner Museen. Das liegt - nicht nur, aber auch - am Blauen Reiter. Die meist knallbunten Bilder und naturnahen Motive sprechen viele Menschen an. Wer aktuell etwa den Besuch im Münchner Tierpark vermisst, sollte sich aufmachen, die Online-Sammlung des Lenbachhauses zu erkunden. Ein digitaler Zoobesuch lässt sich über den Button "Entdecken" leicht zusammenstellen. Dabei sollte man nicht nur nach August Mackes "Zoologischer Garten" Ausschau halten, der flanierende Herren mit Hut zwischen Rehen und Papageien zeigt. Vor allem Franz Marcs berühmte Tierbilder wie das blaue Pferd, der gelbe Tiger, die bunten Kühe, die zahlreichen Rehe im Walde oder das Äffchen sowie die Fabeltiere sind bestens geeignet, sich in einen virtuellen Tierpark hineinzuträumen.

Mehr als 1500 Werke aus der Sammlung sind mittlerweile online verfügbar. Das reicht vom 19. Jahrhundert über den Blauen Reiter und die Neue Sachlichkeit bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Und anders als bei anderen Online-Sammlungen sind hier auch all jene Werke, die noch dem Urheberrecht unterliegen, abgebildet, weil alles daran gesetzt wurde, mit den Rechteinhabern übereinzukommen. Neu ist seit dem Relaunch der Website im Januar, dass die Werke auch mit Schlagwörtern versehen sind, die die Motive beschreiben. Das erleichtert jedem Laien die Suche nach beliebten Motiven und bestimmten Themen ungemein, auch wenn der genaue Titel eines Werks nicht bekannt ist. Wer mag, kann sich also direkt über das Suchfeld durch die Online-Sammlung navigieren. Es werden aber auch einzelne digitale Alben angeboten, in denen es sich herrlich herumstöbern lässt, und in denen man vielleicht auf ganz neue Zusammenhänge stößt. Zusatzinformationen und die Verweisfelder helfen hier, auch kunsthistorische Bezüge kinderleicht zu erkennen.

Seit der Ausstellung "I'm a Believer. Pop Art und Gegenwartskunst aus Lenbachhaus und KiCo Stiftung" werden nun regelmäßig Videos zu den Ausstellungen produziert und auf Youtube gestellt. Noch steht das Lenbachhaus da am Anfang. Bisher gibt es den Ausstellungsfilm zu "I'm a Believer", demnächst sollen weitere Filme zu einzelnen Künstlern in der Ausstellung wie Daniel Man, Thomas Bayrle, Hans-Peter Feldmann und Sheela Gowda folgen. Auch eine Dokumentation der Verleihung des Maria Lassnig-Preises an Sheela Gowda mitsamt dem Vortrag von Ute Meta Bauer und dem Gespräch zwischen Hans Ulrich Obrist und Sheela Gowda ist geplant sowie ein Video-Interview mit der indischen Künstlerin. Die Social-Media-Kanäle Facebook, Twitter und Instagram werden mit Einblicken in die Ausstellungen bespielt, neu sind Themenschwerpunkte, die auf Pinterest veröffentlicht werden.

Aktuell aber der Hit aber dürfte die digitale Ausstellungseröffnung von "Sheela Gowda. It.. Matters" am Montag, 30. März, sein. Claudia Weber, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Lenbachhaus, hofft, dass möglichst viele Gäste die virtuelle Vernissage mitfeiern: "Wir werden uns alle mit einem Glas Prosecco in der Hand zu Hause vor den Bildschirmen zuprosten", hofft sie. Auf der Website des Lenbachhauses sollen dann nach und nach das Begleitheft zur Ausstellung, ein Ausschnitt aus dem Künstlerbuch, ein Ausstellungsfilm, die Dokumentation der Lassnig-Preisverleihung an Sheela Gowda, Podcasts mit verschiedenen Kuratoren, Videointerviews, Werkfotos sowie Installationsansichten veröffentlicht werden.

Übrigens: Bilder aus der Online-Sammlung des Lenbachhauses, die der Rechtefreigabe von "Creative Commons" unterliegen, darf man sogar in guter Qualität herunterladen und ausdrucken - für den individuellen Zoobesuch zu Hause.

www.lenbachhaus.de

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