Corona-Hilfe:Krisentelefon für Kreative

Corona-Hilfe: Jürgen Enninger ist der Leiter der kommunalen Beratungsstelle für Kreative in München.

Jürgen Enninger ist der Leiter der kommunalen Beratungsstelle für Kreative in München.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Corona-Hotline des Münchner Kompetenzteams für Kultur und Kreativwirtschaft ist momentan das Sorgentelefon der Freischaffenden.
  • Unter 089/23328922 werden zwischen 10 und 13 Uhr Künstler und Kreative beraten, wie sie an Hilfen kommen.
  • In der Metropolregion gibt es rund 140 000 Kreativkräfte, davon etwa 20 000 freiberufliche Künstler.

Von Michael Zirnstein

Spätestens seit der Verhängung der Kontaktsperre spielen Künstler nur noch im Internet oder eine "Ode an die Freude" für die Nachbarn auf dem Balkon. Seinen Lebensunterhalt kann damit kein Freischaffender verdienen. Die Existenzangst ist groß, größer noch als sonst. Die Corona-Hotline des Münchner Kompetenzteams für Kultur und Kreativwirtschaft ist momentan das Sorgentelefon der Szene. Täglich zwischen 10 und 13 Uhr rufen Dutzende an, sagt Jürgen Enninger, der Leiter der kommunalen Beratungsstelle für die 140 000 Kreativkräfte in der Metropolregion, davon etwa 20 000 freiberufliche Künstler.

Wer bei der Nummer 089/23328922 durchkommt, bekommt erst einmal ein offenes Ohr, dann geht der Mitarbeiter eine Checkliste durch, um herauszufinden, welche Hilfsprogramme dem Einzelnen helfen könnten. Ein Jazz-Label-Betreiber mit Mitarbeitern bekommt eher die staatliche Unterstützung für Unternehmer, ein Fotograf eher welche von der Künstlersozialkasse. "Das Wichtigste für uns ist", sagt Enninger, "die Kreativen zu informieren, dass sie Freiberufler oder Unternehmer sind und somit die Förderung bekommen können wie alle anderen."

Auf der Internetseite www.kreativ-muenchen-crowdfunding.de hat das Kompetenzteam Informationen für Kreativschaffende in der Krise zusammengefasst. "Die Zeiten sind verrückt, nichts ist wie sonst und einiges ändert sich täglich", heißt es dort. Umso wichtiger sind etwa der "Handlungsleitfaden" für Künstler und eine Liste mit "Unterstützungsmaßnahmen" wie Überbrückungskredite, Notgeld von Stiftungen und dem Soforthilfe-Programm des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Inzwischen haben 8000 Kreative Unterstützung beantragt, man rechnet mit 20 000.

Auch beim Kulturreferat melden sich besorgte Kulturschaffende. Geld für den Einzelnen ist hier aber nicht zu holen. Wenngleich Sprecherin Jennifer Becker betont, dass alle bewilligten Förderungen an die freie Szene "ungekürzt ausgereicht" werden. Wobei man schaut, ob bei einigen Projekten, die womöglich nie zur Aufführung kommen, weitere Kosten vermieden und somit Fördergelder gespart werden können. Die 8,5 Millionen Euro, die der Stadtrat vergangenen Mittwoch dem Kulturreferat zur Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie zusätzlich bewilligt hat, sind zur "Aufrechterhaltung der Infrastruktur" vorgesehen.

Die "großen Tanker" (Becker) wie Stadtbibliothek, Volkshochschule, Museen und Stadttheater brauchen mehr Geld, etwa um Einnahmeausfälle auszugleichen. Das Personal, erklärt Becker, sitze aber nicht untätig herum, dem Gemeinwohl verpflichtet helfen die städtischen Mitarbeiter beim akut sehr gefragten Bürgertelefon mit, bei der Vorbereitung der Oberbürgermeister-Stichwahl oder beim Bearbeiten der Förderanträge.

Finanziell unterstütze man auch die fast 30 Stadtteil-Kulturzentren und deren Trägervereine: "Wir können die ja nicht einfach platt machen. Kultur muss nicht nur den Shutdown verkraften, sie muss auch hinterher wieder anlaufen." Wann das sein wird? Da kann das Kulturreferat momentan keine beruhigende Antwort geben. "Auch nach den Osterferien läuft sicher nicht alles wie zuvor", sagt Becker, "rum ist da noch gar nichts."

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