Coronavirus:Vorsicht mit dem Weihwasser

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  • Das Coronavirus beeinträchtigt auch das kirchlich-religiöse Leben in München.
  • Gläubige müssen sich auf Absagen und Verschiebungen zahlreicher Veranstaltungen einstellen.
  • Alle Firmungen, die bis Ostern geplant sind und "eine größere Teilnehmerzahl haben", werden zum Beispiel später stattfinden.

Von Bernd Kastner, München

Die Corona-Pandemie beeinträchtigt auch das kirchlich-religiöse Leben in München stark. Katholiken, Protestanten, Muslime und Juden müssen sich auf Absage oder Verschiebung zahlreicher Veranstaltungen einstellen, dies betrifft Firmungen ebenso wie die Karfreitagsprozession oder Konzerte. Reguläre christliche Gottesdienste sollen weiterhin stattfinden, allerdings unter Berücksichtigung bestimmter Regeln. Katholische wie evangelische Kirche halten sich mit Anweisungen von oben zurück. Sie versuchen, über Empfehlungen an die Gemeinden ein einheitliches Vorgehen zu erreichen.

Nicht mehr als 100 Menschen sollen einen Gottesdienst besuchen, rät der Krisenstab des Erzbistums München und Freising. Die Gläubigen sollen Abstand zueinander halten. Für den Umgang mit Weihwasser verweist das Ordinariat auf die Empfehlung der Deutschen Bischofskonferenz: "Ratsam ist vorübergehend auch eine Zurückhaltung bei der Nutzung des Weihwasserbeckens in den Kirchen." Empfohlen wird auch, dass Pfarrer bei der Kommunion die Hostien den Gläubigen nicht in den Mund legen, sondern in die Hand. Vorsichtig solle man überdies beim Friedenszeichen sein, einen Klingelbeutel solle man nicht mehr herumreichen.

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Zum Kernauftrag der Kirche gehöre die Sorge um Kranke und Sterbende. Krankensalbungen und die Abnahme der Beichte würden nicht eingestellt. "Beerdigungen müssen natürlich stattfinden", heißt es in einem Schreiben an die Pfarreien. Andere besondere Gottesdienste, also Taufen oder Trauungen, sollen "nicht in jedem Fall" verschoben werden. Sie könnten "unter Beachtung der Hygienevorgaben in kleinem Kreis gefeiert werden". Werde eine größere Zahl von Gästen erwartet, solle entweder der Rahmen "angepasst" oder das Fest verschoben werden. Dies sei eine Frage der Abwägung.

Diverse Veranstaltungen hat die Diözese dagegen abgesagt oder verschoben. Alle Firmungen, die bis Ostern geplant sind und "eine größere Teilnehmerzahl haben", werden später stattfinden. Abgesagt hat das Ordinariat neben der Messe zum Papstsonntag an diesem Wochenende auch den "Kreuzweg der Völker" am Karfreitag mit mehreren Tausend erwarteten Teilnehmern. Über die zentralen Kar- und Osterfeiern sei noch nicht entschieden. Gottesdienste mit vielen Gläubigen und verstärkt körperlichen Kontakten, etwa Kindergottesdienste, sollen verschoben werden.

Das evangelische Dekanat München empfiehlt seinen Gemeinden: Alle regulären Gottesdienste sowie alle Kasualien, also Taufen, Beerdigungen oder Trauungen, sollen stattfinden. Beim Abendmahl solle man auf den üblichen großen Kelch, der herumgereicht wird, verzichten, bittet Stadtdekanin Barbara Kittelberger. Stattdessen solle jeder Besucher jeweils aus einem kleinen Kelch trinken. Zwar könne sie als Stadtdekanin den Gemeinden keine Vorgaben machen, sie aber würde derzeit auf Feiern des Abendmahls ganz verzichten.

Die muslimischen Gemeinden haben sich auf ein einheitliches Vorgehen verständigt

Pfarrerinnen und Pfarrer bittet sie, zu Erkrankten und Einsamen telefonisch Kontakt zu halten. Jenseits der Gottesdienste empfiehlt Kittelberger, alle Aktivitäten abzusagen. Das betreffe etwa Freizeiten, auch für Konfirmanden, sowie Gemeindeversammlungen, Gruppentreffen oder Konzerte. Nicht stattfinden wird auch der Jahresempfang des Dekanats. Die Landeskirche hat alle "besonderen Gottesdienste" abgesagt, etwa Ordinationen oder die Installationen von Dekanen. Zu solchen Feiern kämen Gäste von weither, so dass sich das Virus verbreiten könne.

Die muslimischen Gemeinden haben sich nach Auskunft von Imam Benjamin Idriz, Vorsitzender des Münchner Forums für Islam, auf ein einheitliches Vorgehen verständigt: Das Freitagsgebet werde vorerst stattfinden, allerdings solle es "ganz, ganz kurz" ausfallen. Anschließend sollen die Muslime rasch die Moscheen verlassen, rituelle Waschungen sollen sie daheim vornehmen. Sollte sich die Corona-Lage zuspitzen, sei aber auch denkbar, das Freitagsgebet auszusetzen, sagte Idriz.

Auch die Israelitische Kultusgemeinde schränkt ihre Aktivitäten stark ein. Die Schabbat-Gottesdienste finden zwar weiter statt, das anschließende Kiddusch, das gemeinsame Essen, entfällt bis auf Weiteres. Veranstaltungen im Kulturzentrum fallen ebenso aus.

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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