Kreativ in der Krise:Hoodies für die Hoffnung

Kreativ in der Krise: Ulrike Haardt, Dirk Cloos, Pia Braun, Barbara Littig-Haas und Rolf Zaremba (von links oben im Uhrzeigersinn) in ihren Hoodies im Videochat.

Ulrike Haardt, Dirk Cloos, Pia Braun, Barbara Littig-Haas und Rolf Zaremba (von links oben im Uhrzeigersinn) in ihren Hoodies im Videochat.

(Foto: screenshot#wecomebackstronger/oh; Bildbearbeitung: SZ)

Fünf Münchner Kreative bringen mit der Aktion "We come back stronger" lokale Händler, Helfer und Hilfsbedürftige zusammen

Von Martina Scherf

Die fünf Münchner kommen alle aus der Werbebranche. Und auch die liegt, wie so Vieles, momentan weitgehend brach. Doch die Kreativen aus München wollten nicht einfach auf bessere Zeiten warten, sondern etwas tun. Etwas Konkretes, etwas zum Anfassen. So entstand die Idee, lokale Betriebe mit Helfern und Hilfsbedürftigen in München zu verbinden, erzählt Ulrike Haardt, eine der Initiatorinnen. "We come back stronger" (Wir kehren gestärkt zurück) lautet das Motto. Und die Idee zieht erstaunliche Kreise.

Nach einigen schlaflosen Nächten und unzähligen Videokonferenzen waren Slogan und Konzept gefunden: Ulrike Haardt, freiberufliche Marketingagentin, Pia Braun und Barbara Littig-Haas (Agentur heiter&sonnig), Dirk Cloos und Rolf Zaremba (grape media design) hatten sich auf den Hashtag #wecomebackstronger geeinigt. "Der macht Mut und weist in die Zukunft, wenn wir das alles hoffentlich gut überstanden haben." Sie ließen den Slogan als Kürzel wcbs auf Hoodies drucken - von lokalen Textildruckern aus München, die sie damit unterstützen. Sie schufen in wenigen Tagen eine Website, über die sie die Pullover verkaufen und die sie ständig aktualisieren. Manche der Hoodieträger schicken Fotos, die auf der Website veröffentlicht werden. Mit dem Erlös aus dem Verkauf erwerben die Initiatoren Produkte oder Dienstleistungen von Einzelhändlern aus der Nachbarschaft - Blumen- oder Buchläden, Chocolatiers oder anderen Kleinbetrieben, die es aktuell besonders schwer haben.

Die Waren geben sie dann weiter an Bewohner von Altenheimen, an Krankenpfleger, Busfahrer, Kassiererinnen im Supermarkt oder andere Menschen, die gerade jetzt besondere Aufmerksamkeit verdienen. "Die Aktionen sollen jenen Menschen eine Freude bereiten, die für uns den Kopf im Kampf gegen das Virus hinhalten", sagt Rolf Zaremba, einer der fünf Freunde.

Und so hat das Valentinstüberl in der Isarvorstadt schon Kisten voller Säfte, Limonaden und Spezi an die Bewohner des Kreszentia-Stifts in München ausgeliefert. Anja Eichler vom Café Sweat Meet lieferte Schokolade für die Corona-Station der Uniklinik der Ludwig-Maximilians-Universität und an das Schwabinger Krankenhaus. Der Künstlerbedarf Schachinger brachte Mal- und Bastelmaterial für die Bewohner vom Wohnstift am Entenbach.

Mehr als 450 Hoodies haben sie schon verkauft. "Anfangs haben wir noch alles selbst verpackt", sagt Ulrike Haardt, "jetzt nimmt das Projekt eine Dynamik an, dass wir jemanden fürs Verpacken engagieren mussten." Seit die Website existiert und sich das Projekt herumspricht, melden sich immer mehr Betriebe, die etwas anzubieten haben. Eine Ledermanufaktur stellt eigens Sets her, mit denen man Taschen selbst nähen kann. Vielleicht etwas für eine Behindertenwohngruppe?

"Wir stehen ständig in Kontakt untereinander und überlegen gemeinsam, wer was brauchen könnte", sagt Ulrike Haardt. "Alle, die zu den Risikogruppen gehören, Alte, Kranke, Behinderte, sind ja jetzt isoliert. Anfangs hatten wir wilde Ideen, wen wir alles unterstützen könnten, aber dann fingen wir an herumzutelefonieren und stellten fest: Die Leute wissen selbst am besten, was sie brauchen." Gute Ideen sind aber immer willkommen. Mittlerweile zieht die Initiative Kreise auch in anderen Städten. In Nürnberg, Berlin, Zürich, Luxemburg engagieren sich schon Menschen für diese Idee und haben Nachfolgeaktionen gestartet. "In Stuttgart und Köln stehen Freunde schon in den Startlöchern", sagt Haardt.

Selbst verdienen die fünf Münchner keinen Cent an der Aktion. Aber die Zeit und der Einsatz seien es unbedingt wert, sagt die PR-Frau, die neben ihrem Job auch noch ihren sechsjährigen Sohn unterhalten muss. "Es macht einfach Spaß. Und es ist so schön, zu sehen, wie viel Gemeinsinn und Kreativität dieser Ausnahmezustand auch hervorbringt - neben all den Problemen."

Kreativ in der Krise: Die SZ stellt jeden Tag eine neue Idee vor, die das Leben in Corona-Zeiten erleichtern soll.

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