Coronavirus und Erkältungen:Die Welle nach der Wiesn

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In öffentlichen Verkehrsmitteln in München sieht man wieder häufiger Menschen, die Maske tragen (Archivbild). (Foto: Sven Hoppe/dpa)

München niest und hustet, Erkältungen und Corona-Infektionen breiten sich aus. Was Hausärzte und Apotheker berichten – und was die Untersuchung des Abwassers verrät.

Von Ekaterina Kel

Immer häufiger blitzen sie in den U-Bahnen auf: die weißen FFP2-Masken über Mund und Nase einzelner Fahrgäste. Auch in Supermärkten wollen sich immer mehr Menschen damit vor einer Infektion schützen – oder schützen durch die Masken womöglich andere vor den Viren, die sie schon plagen. München steckt wieder mitten in einer Infektionswelle.

Zuzuschreiben ist das hauptsächlich Rhinoviren, also den üblichen Erkältungsviren, sowie Sars-CoV-2, also dem Coronavirus, das seit dem Ende der Pandemie seinen Schrecken doch deutlich verloren hat. Das Vorkommen bestimmter Viren lässt sich dem aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) über akute respiratorische Erkrankungen entnehmen.

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Die Überwachungssysteme des RKI weisen darauf hin, dass etwa 7,3 Millionen Menschen in Deutschland gerade eine akute Atemwegserkrankung haben. Diese Gesamtzahl liege für diese Jahreszeit auf einem „vergleichsweise hohen Niveau“, heißt es im Wochenbericht.

Mit bestimmten Stichproben, die labordiagnostisch analysiert werden, beobachten die Wissenschaftler das Geschehen. Aus dem Münchner Abwasser lässt sich ablesen, dass Sars-CoV-2 gerade verstärkt in der Stadt unterwegs ist. Das bayerische Abwassermonitoring weist Spuren des Virus im Abwasser nach und verfolgt so die Ausbreitung, die sonst gar nicht sichtbar wäre, weil keine flächendeckenden Tests mehr gemacht werden. Seit Anfang September steht der Trend ununterbrochen auf „steigend“, die Kurve ist fast so hoch wie zuletzt Ende Dezember vergangenen Jahres.

Münchner Hausarztpraxen spüren das hohe Niveau deutlich. „Es ist gerade tatsächlich extrem“, sagt etwa die Hausärztin Christina Huberle. Sie schätzt, dass aktuell etwa 70 Prozent ihrer Patienten wegen Virusinfekten kommen. Ihre Praxis liegt im Univiertel in Schwabing, viele ihrer Patientinnen und Patienten seien zwischen 20 und 30 Jahre alt und oft auf Partys oder in WGs unterwegs, so Huberle. Sie frage dann schon mal nach, ob die Patientin auf dem Oktoberfest war, und das sei häufig genug der Fall. Die Hausärztin erklärt sich die aktuelle Infektionswelle durch die Wiesn, aber auch durch den Schulstart und den Wetterwechsel.

Etwa 30 Prozent der Patienten kommen mit einer Maske in die Praxis

Auch der Hausarzt Philipp Gross, der eine große Praxis mit mehreren angestellten Ärzten am Baldeplatz führt, sagt: „Wir werden gerade überrannt.“ Sie versuchten nun, ihre Infektsprechstunde auszubauen, damit diejenigen, die mit Erkältungssymptomen kommen, nicht noch andere Patienten ansteckten. Wer sie mit eindeutigen Symptomen aufsuche, bekomme vom Personal eine Maske ausgehändigt. Etwa 30 Prozent der Patientinnen und Patienten würden bereits von selbst mit einer Maske in die Praxis kommen.

Trotzdem wollen beide Hausärzte keine Angst verbreiten. Sie testen auch beide nicht in ihren Praxen auf das Coronavirus. Weil sie sagen, dass das Ergebnis ohnehin für die allermeisten keine Konsequenzen habe. Die Auflagen seien längst abgeschafft. Und möglichst zu Hause bleiben, um niemanden anzustecken, gelte auch für alle anderen Viren, sagt Huberle. Sie empfiehlt denjenigen, die die Erkältung schon spüren, sich etwas zurückzunehmen, um sich selbst zu schonen – und andere.

In den Apotheken ist der Andrang gerade auch deutlich spürbar. Aber so wie jedes Jahr um diese Zeit, sagt Peter Sandmann, der mehrere Apotheken im Stadtgebiet führt. „Es ist so wie immer nach der Wiesn“, meint der Apotheker. Bereits seit der zweiten Oktoberfest-Woche seien gefühlt alle krank. In den Apotheken verkauften sie deshalb gerade „unfassbar viele Corona-Tests“. Die Menschen wollten durchaus noch wissen, ob es das Coronavirus ist. Die Nachfrage nach den Tests steige weiter, so Sandmann. Der Preis pro Test sei im Großhandel etwa um ein Drittel gestiegen im Vergleich zu vor acht Wochen.

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