Süddeutsche Zeitung

Kampf gegen Coronavirus:Städtische Impfzentren schließen zum Jahresende

Die Anfänge waren nicht leicht, doch man habe viel gelernt für künftige Pandemien, meint Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. Welche Maßnahmen gut und welche weniger gewirkt haben - und wie die Stadt das Thema Impfen weiter im Bewusstsein der Menschen halten will.

Von Nicole Graner

Die Zeit der kommunalen Impfzentren ist vorbei. Der Zeitpunkt sei gekommen, erklärte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) schon im Herbst, die Corona-Impfungen in die "Regelversorgung" zu überführen. Auch in München werden daher die beiden Impfzentren im Gasteig und im Rathaus Ende des Jahres geschlossen. Zum letzten Mal wird im ehemaligen Sport Münzinger im Rathaus am 30. geimpft, im Gasteig am 31.Dezember - bis 13 Uhr.

Zuerst gab es das Impfzentrum in Riem. Als endlich genügend Impfstoff vorhanden war, wurden dort bis zu 8000 Impfungen täglich durchgeführt, 1,26 Millionen Impfdosen in der Zeit vom 27. Dezember 2020 bis zum 7. April 2022 verabreicht. So viele waren es im Impfzentrum im Rathaus, das am 20. September 2021 eröffnet worden ist, natürlich nicht. Da waren es zu Spitzenzeiten im Winter 2021 einmal täglich 515 Impfungen, nämlich am 24. Dezember. Den niedrigsten Wert, nämlich 17 Impfwillige, erreichte man am 17. April 2022 und am 26. Mai 2022.

Im Durchschnitt kamen täglich an die 200 Menschen, die sich impfen lassen wollten. Die zentrale Lage am Marienplatz hat sich, sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD), "wirklich bezahlt gemacht". Es habe sich bewährt, so früh es ging, Impfmöglichkeiten mitten in der Stadt anzubieten. Die Nachfrage sei hoch gewesen. Nicht nur bei der Münchner Bevölkerung, sondern auch bei Touristen. Sieben Teams haben geimpft, später, als die Nachfrage zurückging, waren es drei.

Vom Impfzentrum zum kommunalen Testzentrum: Die Räume im Rathaus werden weiter genutzt. Dort soll es nach der Vorgabe des bayerischen Staatsregierung bis zum 28. Februar möglich sein, Schnelltests und PCR-Tests machen zu können.

Geimpft wurde in München in den Pasing Arcaden, auf der Theresienwiese, im Olympia-Einkaufszentrum und sogar im Kreisverwaltungsreferat. Und vom 16. Dezember 2021 an auch im Gasteig. Hier ging es, als die Ständige Impfkommission (Stiko) im November 2021 auch eine Impfung für Kindern von fünf Jahren an zuließ, zunächst nur um diesen Bereich. "Uns war es wichtig", sagt Zurek, "schnell einen speziellen Ort für die Kinder zu schaffen." Lange Schlangen standen vor dem Gasteig.

Die Termine waren ausgebucht. Am 24. Dezember 2021 wurden 769 Kinder und Jugendliche geimpft. Später waren es im Durchschnitt täglich 200. Zwei bis drei stationäre Impfteams waren im Einsatz. "Vor allem geschultes, medizinisches Personal und auch Kinderärzte waren vor Ort", sagt Zurek. Gute Beratungen seien im Mittelpunkt gestanden. Ein Ziel sei auch gewesen, den Kindern ganz generell "die Angst vor der Spritze zu nehmen."

Das Gasteig wurde Impfzentrum und gleichzeitig das Logistikzentrum - unter anderem für die Contact-Tracing-Teams des Gesundheitsreferats, die für die Ermittlung und Nachverfolgung der Kontakte von Corona-Erkrankten zuständig waren. Und als die Messehallen in Riem aufgegeben werden mussten, erweiterte die Stadt den Standort.

Von der zentralen, großen Einheit, bis zur kleinen direkt in der Stadt und den Stadtvierteln - "das war richtig und gut", sagt Zurek rückblickend. Mobile Impfteams, Impfbusse, Impf-Guides, die zwar kein großer Erfolg gewesen seien, hätten da dazu gehört. Und sie erinnert sich an die Anfänge in Riem, die "nicht leicht" gewesen seien, an die langen Schlangen, an fehlende Unterstände für die Wartenden. Aber man habe gelernt, "für die Zukunft, für die nächsten Pandemien".

Ziele müsse sein, die Einstellung der Bevölkerung zum Impfen "generell" zu ändern

Noch schneller wolle man da die vulnerablen Gruppen versorgen, noch schneller "dezentrale Angebote" machen. Und schneller, alle Akteure rund um das Impfen "unter einen Hut" bringen. Kritik äußert Zurek am Freistaat, der ihrer Meinung nach den Kommunen zu "wenig Freiraum" gegeben habe. Hätte man ihn gehabt, hätte man die Impfkapazitäten in der Stadt besser anpassen können. Oder man hätte in den Impfzentren die Infrastruktur nutzen und auch die Grippeimpfung anbieten können. "Das war aber nicht erlaubt", sagt Zurek. Hier müsse in Zukunft "bedarfsorientierter" gearbeitet werden.

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) war die Impfstrategie in München immer sehr wichtig. Fast in jeder Sitzung des Gesundheitsausschusses während der Hochphase der Epidemie hat sie neue Projekte und Maßnahmen des Gesundheitsreferats vorgestellt, damit die Menschen geimpft werden können. Noch in der jüngsten Dezembersitzung macht sie klar, dass mit der Schließung der Impfzentren das Thema "nicht ad acta" gelegt werde, sondern Strategien weiterentwickelt werden sollen. "Das Thema muss weiter im Bewusstsein der Menschen bleiben."

Im Gesundheitsreferat macht man sich gerade Gedanken, wie man die Bevölkerung weiterhin zum Impfen bringt. Nach der Schließung der Impfzentren impfen jetzt vor allem Ärzte und Apotheker. Aber Impfmöglichkeiten - nicht nur gegen Covid, sondern auch gegen Grippe - sollten, so glaubt Zurek, dort möglich sein, wo die Menschen vorbeikommen. Und so überlegt sie, ob nicht beispielsweise auch in den Sozialbürgerhäusern geimpft werden könnte. Ziel müsse sein, dass sich die Einstellung der Bevölkerung zum Impfen "generell" ändere.

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