Pandemie-Folgen:Unternehmen fordern Verlängerung der Corona-Hilfen

Christkindlmarkt Marienplatz

Die Standbetreiber packen ihre Sachen für den Münchner Christkindlmarkt wieder zusammen: Heidemarie Steindl (links) und Brigitte Ulrich.

(Foto: Florian Peljak)

Zehn Milliarden Euro wurden in Bayern wegen der Pandemie ausgezahlt. Doch nun fordert die Wirtschaft Unterstützung über das Jahresende hinaus. Besonders betroffen von der vierten Welle seien auch die Schausteller der abgesagten Christkindlmärkte.

Von Catherine Hoffmann

Angesichts täglicher neuer Rekordwerte bei der Corona-Inzidenz fordern immer mehr Unternehmen eine Verlängerung der Wirtschaftshilfen über das Jahresende hinaus. Das zentrale Kriseninstrument der Bundesregierung, die Überbrückungshilfe III Plus, ist derzeit bis Ende 2021 befristet. "Wir halten eine Verlängerung der Überbrückungshilfe III Plus bis Ende März 2022 für richtig", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW). "Sie ist eine echte Stütze und gibt den Unternehmen die notwendige Liquidität für deren Überleben in diesen schwierigen und unvorhersehbaren Zeiten." Der dramatische Anstieg des Infektionsgeschehens habe bereits ernste Auswirkungen auf etliche Branchen wie zum Beispiel das Hotel- und Gaststättengewerbe und die Veranstalter.

Auch der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW ) in Bayern fordert in Anbetracht rapide steigender Corona-Fallzahlen im Freistaat eine Verlängerung der Hilfen für Unternehmen und Selbständige bis mindestens März 2022. "Geplante oder bereits umgesetzte Verschärfungen bei den Zugangsregeln beispielsweise in Gastronomie und Hotellerie werden ohnehin wieder zu deutlich spürbaren Umsatzeinbrüchen in manchen Branchen führen", sagt Achim von Michel, Landesbeauftragter Politik im BVMW Bayern.

Besonders dramatisch sei die Lage für Kulturschaffende, die Veranstaltungs- und Messewirtschaft sowie für das Schaustellergewerbe, das unter der kurzfristigen Absage vieler Weihnachtsmärkte leidet. Erst am Dienstag hat OB Dieter Reiter mit Blick auf die "dramatische Situation in unseren Kliniken und die exponentiell steigenden Infektionszahlen" den Münchner Christkindlmarkt abgesagt.

Staatliche Überbrückungshilfe bekommen derzeit Unternehmen mit einem Corona-bedingten Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent. Erstattet werden fixe Betriebskosten. In der Summe geht es um sehr viel Geld: Bayernweit wurden bislang - alle staatlichen Hilfsprogramme inklusive der Soforthilfe zusammengerechnet - zehn Milliarden Euro ausbezahlt. 337 410 Anträge auf Hilfszahlungen sind bei der IHK für München und Oberbayern bislang eingegangen.

"Das sind enorme Zahlen", findet sogar Martin Drognitz, der für die IHK die Abwicklung der Corona-Hilfen koordiniert. "Es melden sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer bei uns, die um ihre Existenz fürchten." Drognitz hat Verständnis für die Not der Betriebe. Er hält eine Ausweitung der Überbrückungshilfe III Plus für "sinnvoll", warnt aber zugleich davor, endlos Geld auszuzahlen.

"Ende März 2022 sollten die Programme dann aber auslaufen", sagt Drognitz, dessen Kollegen immer öfter Anträge bearbeiten, bei denen der Umsatzeinbruch nicht direkt auf Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung zurückzuführen ist; vielmehr hätten sie mit Lieferengpässen oder steigenden Materialkosten zu tun. Das setze falsche Anreize. Unabhängig von einer Verlängerung laufender Hilfen müsse aber die Schlussabrechnung für bereits ausbezahltes Geld nach hinten verschoben werden. Schon jetzt klagten viele Steuerberater, dass die Frist 30. Juni 2022 viel zu kurz sei.

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